Sonja Nic Rafferty

Wilde Lupinen

Als wir Kinder waren in einem unendlich weit entfernten Traum
Schlenderten wir in der Gegend herum und kannten jeden Baum
Heutzutage sind die Kinder reicher, haben ihre eigenen Spiele
Wir waren auch fröhlich und stellten an Ansprüchen nicht viele
Mein altes Fahrrad bemalte ich mit Restfarbe mausgrau, oh wie stolz ich war
Heutzutage müssen Fahrräder technisch perfekt sein, das ist doch sonnenklar
Ein kleines Mädchen, oft mit Schrammen am Knie, das war ich
Nahm den Bahndamm ins Visier, welch ein Spielplatz für mich?
Als Morgendämmerungsfunken vor meinen Augen tanzten entlang
Pflückte ich wilde Lupinen unter dem frühen Sonnenaufgang
Um heimlich an die Frühstückstasse meiner Mutter zu stellen daraufhin bald
Einen riesigen Blumenstrauß, die Geschichte ist jetzt schon 44 Jahre alt
Bevor Mama einen Zug nehmen musste viel zu früh, ein Arbeiterleben!
Schichtdienst in der Keksfabrik Trüller, da konnte es Angenehmeres geben!
Viele Male ging ich zu den Bahnlinien zwecks Spaß und Spiel
Mit Rexi, unserem Schäferhund, mich zu bewachen war sein Ziel
Eines Nachmittags wurden wir beide überrascht von einem Gewittersturm
Die Angst war groß, doch warteten wir tapfer ab in einem Ziegelsteinturm
Ich erinnere mich an einen bestimmten Winter an jenen vereisten Seen
Cousins Schlittschuhe borgte ich um auf Schneeflockenjagd zu geh’n
Nachbarjunge Axel brach plötzlich in das frostkalte Teichwasser ein
Beherzte Männer retteten ihn mit einer Leiter, so sollte es wohl sein
Meine modernen Schüler verbringen ihre Winterferien mit Ski fahren
Zumindest einige von ihnen erleben teuren Urlaub, so ist es nach Jahren
Schwimmen war ein Abenteuer in unserem Dorfmoorbad im Sommer hier
Einmal kam ich mit Nesselfieber raus und glich einem gesprenkelten Tier
Man findet im Leben keine Plätze wie die aus meiner Kindheit mehr heute
Gechlorte Schwimmbäder sind ordentlich und sauber zur Freude der Leute
Ich bin im Alter eine Biographie für die Nachkommenschaft zu verfassen
Über hölzerne Bänke in Zügen kann sie sicher das Staunen nicht lassen
Oft sprangen wir vom fahrenden Zug, überquerten Gleise verbotenerweise
Zu gefährlich, oh ja! Wir überlebten zum Glück die Russisch-Roulette-Reise
Anfangs kannte niemand Fernseher, Computer und Technik wohin man schaut
Wir spielten mit Murmeln und unsere Baumhütten haben wir stets selbst gebaut
Die Gesellschaft ist besser geworden in einigen Dingen, aber in anderen nicht
Ich kenne nun mehr Nörgler oder Menschen, die sagen Frechheiten ins Gesicht
Es nützt alles nichts, wir haben doch zum Auswählen keine andere Zeit
Letzte Woche war schon mein 54. Geburtstag, ich trug es mit Tapferkeit
Freude kam auf als meine erwachsene Tochter mir violette Lupinen schenkte
Meine Kindheitsblumen an der Bahn, zu denen eine Zauberhand mich lenkte!
Ich kann sie zur Erinnerung in den Garten pflanzen mit persönlicher Liebe
Neben dem Brombeerbusch bekommt er echte und Kindheitstraumtriebe
Ach ja, Brombeeren! Übrigens, da gibt es eine weitere meiner vielen Sagen
Was meint ihr? Nein, ich bin jetzt müde und erzähle sie an anderen Tagen

© Juni 2002 (mein englisches Original, übersetzt 9.10.2004) ~ Sonja Nic Rafferty





Als ich gestern Helga Sievert-Rathjens Geschichte HIMMEL AUS SEIDE las, war ich davon sehr angetan und zugleich motiviert, dieses von mir 2002 direkt ins Englische (zu lesen bei e-Stories.org) geschriebene Gedicht zu übersetzen. Die Erhaltung des Reimes machte erhebliche Änderungen notwendig. Inhaltlich gäbe es noch viel mehr zu beobachten und zu berichten, aber das Gedicht ist ja schon lang genug und Gelegenheit gibt es sicher noch öfter. Vielen Dank dafür, dass ihr euch die Zeit nehmt und viel Spaß beim Lesen. ~ LG Sonja Sonja Nic Rafferty, Anmerkung zum Gedicht

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Sonja Nic Rafferty).
Der Beitrag wurde von Sonja Nic Rafferty auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.10.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Sonja Nic Rafferty als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Moto - Feuer der Liebe von Elke Anita Dewitt



Dieser Liebesroman vermittelt Einblick in Brauchtum des kriegerischen Volksstammes der Massai ...

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (3)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Autobiografisches" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Sonja Nic Rafferty

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Die Sage von Naoise und Deirdre von Sonja Nic Rafferty (Mythologie)
Todessonett von Heino Suess (Autobiografisches)
Spinnt's Klima? von Paul Rudolf Uhl (Nachdenkliches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen