Hans Werner
Erinnerung
Ich bin so froh, so weit ich schau
wölbt sich des Himmels strahlend Blau
weit über diese Sommerwelt,
die farbenschwer ins Auge fällt.
Aus frisch gemähten Wiesen geht
ein starker Duft hervor und weht
Erinnerungen in mir auf
an meines Lebens wirren Lauf.
Ich war ein Bub und half beim Ernten
dem Nachbarn. Was ich dabei lernte,
das kann ich nur mit tiefer Scham
hier niederschreiben, denn es kam
so manches mir in Sinn, was fromme Seelen
nicht billigen können, weil sie sich quälen
und ständig sich versagen müssen:
der freien Liebe freies Küssen.
Wir luden Heu auf hohen Wagen,
des Bauern jüngste Tochter saß dabei,
die Oberschenkel offen lagen
im kurzen Rock und sommerfrei.
Ich war ein Lausbub und war hitzig,
ich sage euch, es war nicht witzig,
ich konnte meine Hand nicht halten,
die folgte höheren Gewalten.
Das Mädchen blitzte mich mit Augen an:
Wer dahin langt, ist übel dran;
mein Vater droht: wer dahin rührt
bald seine starke Hand verspürt.
Ich fiel zurück vor Angst und Scheu,
vergrub mich in das heiße Heu,
doch spürt’ ich, als ich zu mir fand,
an meinem Hals des Mädchens Hand.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.12.2009.
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