Ramona Jährling
Der lodernde Krake
Viel zu schnell hat es Raum um Raum erfasst
Die Schlafenden aus ihren Träumen gehetzt
In Herzrasender Furcht und eiliger Hast
rannten sie wie vom Teufel gehetzt
Die Hitze schlug um sich wie riesige Kraken
In Grauen Nebelschwaden konnte keiner den anderen sehen
Im Kinderzimmer stand noch der Stubenwagen
Das Kleine darin ahnte nichts von dem Geschehen
Die Mutter schrie nach ihrem einzigen Kind
Das Feuer drohte lodernd mit Tod
Lieber Gott, bitte stell dich nicht blind
Sieh her, mein Sohn ist in größter Not
Und ungeachtet dessen, wie sehr sie sich verbrennt
Getrieben von ungewöhnlichem Mut
den wohl nur Mutterliebe kennt
stellt sie sich der züngelnden Flut
Wenig später hält sie ihr Kleines im Arm
während das Feuer über sie bricht
Lauthals wie ein tobender Bienenschwarm
schreit es, du entkommst mir nicht
Sie schaut sich um und denkt, was mach ich denn bloß
und spürt kaum die brennenden Schmerzen
Verzweifelt rennt sie blind drauf los
ihr Kind ganz nah am Herzen
Möbel stürzen knarrend neben ihr ein
Fensterscheiben ergeben sich klirrend der Hitze
Kein Loch ist dem Nebel zu klein
Er dringt durch jede Ritze
Und die Balken die vor und hinter ihr krachen
können ihr keine Furcht einjagen
Durch all die Flammen die neu entfachen
hat sie ihr Kind ins Freie getragen
Schwer atmend steht sie nun vor den Trümmern
Fremde Menschen wimmeln wie Ameisen darin
Wollen sich emsig um alles kümmern
Schauen nicht einmal zu Mutter und Kind
Ganz leise sagt plötzlich ein Knabe
vielleicht sieben oder acht
Das war ein Feuer wie ich es noch nie gesehen habe
Das ihr da raus kommt, hätte ich nicht gedacht
(by Ramona Jährling)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.08.2010.
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