Jennifer Daniel

Schnee



Deine Lieblingszeit war der Winter
Für dich musste es kalt sein
Ich kam nie dahinter
Du mochtest es dunkel und allein

Ich muss schon zugeben:
Als ich dich das erste Mal sah
Standest du neben dem Leben
Zum Greifen nah

Und doch griffst du nicht zu
Ich war mit Freunden da
Für mich verging der Abend wie im Nu
Obwohl ich dich die ganze Zeit ansah

Beim gefühlten zwanzigsten Mal dann
Kamen wir beide mit unseren Leuten
Endlich sprachst du mich an
Der Abend sollte uns später viel bedeuten

Deine Lieblingszeit war der Winter
Für dich musste es kalt sein
Ich kam nie dahinter
Du mochtest es dunkel und allein

Doch mit mir warst du nie einsam
Ständig versuchte ich dich zu verändern
Meinte, wir schaffen das gemeinsam
Ich dachte, du wolltest mich behindern

Du verbrachtest die Abende lieber tief in deinem Saft
Wir stritten
Irgendwann hab auch ich es nicht mehr geschafft
Wir litten

Mit der Zeit wurde auch ich einsam
Du trafst dich mit irgendwelchen Leuten
Für uns gab es kaum gemeinsam
Ich hatte nicht mehr die Kraft zu streiten

Deine Lieblingszeit war der Winter
Für dich musste es kalt sein
Ich kam nie dahinter
Du mochtest es dunkel und allein

Bald gab  es für dich nur noch diese Zeit
Bald warst du endlich allein
Denn du gingst einfach zu weit
Du sahst es noch nicht einmal ein

Ich fing an mir Sorgen um dich zu machen
Jeden Tag lagst du draußen im Gras
Mein Freunde fingen an mich auszulachen
Für sie bedeutete Gras nur Spaß

Du zogst dich immer mehr zurück
Ich versuchte mit deinen Freunden zu reden
Doch sie dachten nur an ihr Glück
Ich fing sogar an leise zu beten

Deine Lieblingszeit war der Winter
Für dich musste es kalt sein
Ich kam nie dahinter
Du mochtest es dunkel und allein

Doch der letzte Winter war zu viel
Der Schnee war dein Ende
Du brauchtest das Spiel
Das schloss die letzte Tür zur Wende

Du konntest dich entscheiden
So oder so das Ende
Durch sie leiden
Oder lieber durch die eigenen Hände

Ich konnte das nicht mehr mit ansehen
In aller Treue
Aber ich musste gehen
Auch wenn ich es jetzt noch bereue

Meine Lieblingszeit war der Sommer
Ich hatte es gern sonnig und warm
Ich liebte den Sommer
Am liebsten Arm in Arm

Doch ich lebte im Winter
Ständig am Abgrund
Und du dahinter
Nichts dort war bunt

Leider muss ich zugeben:
Dein Ende war meine Chance
Auf mein altes Leben
Auf ein Erwachen aus der Trance

Ich musste aufstehen aus dem Gras
Ich musste unter Leute
Ich musste hochsehen von dem Glas
Ich musste zurück ins heute

Deine Lieblingszeit war der Winter
Für dich musste es kalt sein
Ich kam nie dahinter
Du mochtest es dunkel und allein

Du bist immer noch in meiner Erinnerung
Ich hab dich geliebt
Für dich gab es keine Veränderung
Ich hoffe, dass es sie für mich gibt

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.05.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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