Das Schöne am Regen

Das Schöne am Regen ist, dass eigentlich Niemand deine Tränen bemerkt.
Nur diejenigen, die ganz, ganz nahe vor dir stehen.
So nahe, dass kein weiterer Schritt möglich wäre,
weil sich sonst eure Lippen berühren würden.
Und wen würdest du schon so nahe an dich heranlassen, im Regen?
Wen, außer dem Menschen, den du von ganzem Herzen liebst?

So musst du dich im Regen nicht verstecken und auch nicht verstellen.
So ist es ausgerechnet der Regen, in dem du echt –
in dem du ohne Angst durchschaut zu werden, du selbst sein kannst.
Erholsam: Der Regen und die Dunkelheit.
Wobei du in der Dunkelheit stets damit rechnen musst,
dass überraschend Licht auf dich fällt.
Ein Licht, das in der Nacht die Wahrheit sucht.

Wirkliche Ruhe findest du nicht, versteckt in der Dunkelheit.
Diese Ruhe findest du nur dort, wo die Details verschwimmen –
wo verwaschene Nuancen ein Fokussieren unmöglich machen;
im Nebel, im Regen.
Unbemerkt würden deine Tränen vielleicht auch unter Wasser bleiben.
Gerade im Meer – wo sich Salz mit dem Salzigen vereinigt.

Das Schöne am Regen ist, dass du sie nicht bemerkst –
die Gegensätzlichkeit von Augen und Mund.
Das Schöne am Regen ist, dass ich dich dann nicht belügen muss.
Das Schöne am Regen ist, dass ich – so paradox es klingen mag –
dass ich dort, wenigstens für kurze Zeit, zur Ruhe komme.

Das Schöne am Regen ist aber auch, dass er nicht ewig fallen kann.