Das Kratzehändchen

 Wenn es juckt, ist es oft der Rücken,
den man nimmer erreicht, trotz bücken.
Deshalb sucht man eine spitze Wand
oder notfalls eine dritte Hand.
Kratzehändchen in Gliedergestalt
gibt es schon ewig, sie sind uralt.
 
Einst von Herrgottsschnitzern geschaffen,
unter der Perücke zu raffen.
Damals war das Waschen unbekannt,
es wurde lieber Puder verwandt.
Als das Wasser dann wieder modern,
erwähnte man es nicht mehr so gern.
 
Vorhandene seltene Stücke
fraß der Holzwurm, zu seinem Glücke.
Drum mussten viele selber schnitzen,
in Kochlöffel die Kerben ritzen.
Vier Schlitze musste man doch sägen,
natürlich der fünf Finger wegen.
 
Mit Messer, Feile, Papier voll Sand ,
wurde es eine künstliche Hand.
Die Fingernägel wurden gefeilt,
der Daumen noch etwas abgeteilt.
Jetzt liegt zwar die Kratze griffbereit,
doch mein Rücken juckt zu keiner Zeit.
 
26.03.2013 ©  Wolf-Rüdiger Guthmann