Patrick Rabe
Griechischer Hymnos
Griechischer Hymnos (in Erinnerung an 1998)
Auge funkelt. Mutter Gaia grunzt gebärend in die Nacht,
Und zweimal gebor´ner Bacchus, voll des Weines, trunken lacht.
Eben aus dem Schaum geboren – Aphrodite singt ihr Lied;
Ein Sophiste zitiert Platon; Pan weiß nicht, wie ihm geschieht.
Auge funkelt. Bacchus trunken fällt in Venus Lied mit ein;
Pan bläst sinnend in die Flöte, fühlt den mächt´gen Mondenschein,
Der Sophiste geht zu Venus, gibt ihr zärtlich einen Kuss,
Mutter Gaia grunzt gebärend, Pan tut das, was er jetzt muss.
Auge funkelt. Pan folgt leise dem Sophisten durch den Park,
Wo er geht mit Aphrodite, Pan prüft, ob sein Arm noch stark.
Denn im Herzen dieses Gottes regt sich heiße Eifersucht,
Seit er Venus sah entsteigen kleinen Wellen in der Bucht.
Auge funkelt. Trommeln tönen, Bacchus lädt jetzt ein zum Fest,
Wo manch einer seine Regeln und Prinzipien schlicht vergisst,
Wo Hephaistos auf dem Amboss dreht und wendet seine Hand,
Halb ein Mörder, wenn er erstmal Pan und Aphrodite fand.
Auge funkelt. Pan erhebt die Fäuste gegen den Sophist,
Der mit Aphroditens Hilfe auf dem Höhepunkt nun ist.
Doch der schlaue Geist verblendet Hirtengott und jagt ihn fort.
Dieser läuft enttäuscht zu Bacchus – lieber Rausch als Ehrenmord!
Auge funkelt. Bacchus prostet mit dem Kelch, des Rebsafts voll,
Und ermahnt die andern Götter: ‚Treibt es nur nicht all zu toll.
Nur wer zweimal ward geboren, ruhet in der Weisheit Schoß,
Ist dann reif genug, zu treten vor den Gott Dionysos!‘
Anmerkungen:
griechisch "Dionysos" = römisch "Bacchus"
griechisch "Aphrodite" = römisch "Venus"
© by Patrick Rabe, 2010, Hamburg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.06.2016.
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