Jürgen Wagner
Sagenumwobener Untersberg
Im Untersberg, so wird erzählt,
hatt' sich ein Bauernpaar vermählt
Den Berggeist hatten sie gerufen
Ein Männlein führte sie die Stufen
hinab in herrlich große Säle
Da klangen feierlich Choräle
Der Kaiser ging auf einer Wiese
in jener Welt, die nicht mehr diese
Und wilde Frauen sangen Lieder
in weißen Kleidern, immer wieder
Es gab ‘nen Trunk und manch Gericht
Nur fragen durfte man hier nicht
Zur Geisterstunde kamen Riesen
Man hörte Mönche, die lobpriesen
Auch Kriegsgeschrei ertönte dort
an diesem wunderlichen Ort
Als jener Ehebund geschlossen,
wollt' man nach Hause, unverdrossen
Doch niemand hat sie dort empfangen:
denn 500 Jahre war'n vergangen!
Ist dort die Zeit etwa verschoben?
Gibt‘s eine and're Welt da droben?
Die Wahrheit dieses Berges ist,
dass man die Zeit dort gern vergisst
auf seinen Höhen, Felsen, Wegen,
bei seinen Latschen, Blumen, Stegen
Der Berg ist Spiegel uns'rer Seele
I c h bin die Welt, die parallele
https://youtu.be/slJAr5vMLD8
Seit ein Augustinermönch im 16. Jh. die Sage von einer christlichen Anderswelt im Untersberg verbreitet hat, hat es mit solchen Geschichten nicht mehr aufgehört. Realer Hintergrund ist, dass das Kalkgestein des Berges tatsächlich mit Höhlen durchlöchert ist, die das Wasser in Lauf der Zeit ausgespült hat. Unter Latschenfeldern verborgene Dolinen können für den Wanderer gefährlich werden, wenn er vom Wege abweicht, da man die oft tiefen Felslöcher nicht sieht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.07.2023.
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