Bernhard Pappe

Anno Domini - Ich schrieb dereinst… (Ein Mosaikgedicht)


Ich schrieb dereinst in einem alten Gedicht
Worte, die sich seltsam ausnahmen,
Anno Domini 2009:

Doch halt!
Ist die Zeit nicht wie eine Domina,
die uns regiert,
die uns durch das Leben peitscht?

Damals getrieben in eine Zukunft,
die heute längst vergangen ist.
Fremdherrschaft – aufkeimende Zweifel.
Anno Domini 2012:

Meine Herrin,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe
auf Erden,
wo mein Himmel ist.

Meine Herrin,
dein Wille geschehe,
er offenbare sich
in meinen Taten,
in meiner Demut.

Meine Herrin,
dein Reich
ist mein Himmel
und meine Hölle,
in deinen Ewigkeiten.

Meine Herrin,
ich, der ich nicht aufblicken sollte
und dennoch den Kopf hebe, um aufzublicken,
um zu zweifeln an Herrinnen und Herren,
um zu zweifeln an Himmeln und Höllen,
um zu zweifeln an mir und an dir.

Meine Herrin,
die ich um Vergebung bitte
für meine Zweifel,
die nun mal mein Reich sind
und mein Wille.

Und heute, was ist heute?
Ich fürchte die Zeit nicht.
Ich bete die Zeit nicht an.
Kein Fetisch mehr.
Keine Demut mehr.
Ich vermag es, ihr lachend ins Gesicht zu sehen.
Sie hat jedoch kein Gesicht.
Mir verbleibt ein Spiegel.
Der wird splittern, dereinst Anno Domini XY.
Dann wird die Zeit mich das Endgültige lehren.
Ich werde erneut zu ihr aufblicken.
Im Rausch aller Sinne.

 

© BPa / 2009-2023

Bild zum Gedicht Anno Domini - Ich schrieb dereinst… (Ein Mosaikgedicht)

Mosaiksteine sind einzeln betrachtet reizvoll, vielleicht sogar schön und bilden trotzdem nur als Gesamtheit
ein schlüssiges Bild, welches wiederum ganz anders wirkt als seine einzelnen Bestandteile. Mag sein, ein
Leser, eine Leserin kann das nicht nachvollziehen, was nicht schlimm ist, weil es für mich einfach so war.
Bernhard Pappe, Anmerkung zum Gedicht

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