Herbert Kaiser
Zwiegespräch mit dem Tod
Tod: Griaß di! Ich komme in höherem Auftrag als Vollstrecker des Gesetzes "Zu-lange-schon-gelebt" und beschlagnahme deinen Körper. Taufrisch ist er ja nicht mehr, dafür krieg ich höchstens ein paar Cent am Schwarzmarkt. Wer weiß, ob überhaupt noch etwas zur Wiederverwertung taugt.
Ich: Pfui Teufel, einem alten Mann das letzte Hemd stehlen, habt ihr nichts besseres zu tun, ihr Paragraphenreiter?
Die Zeit hat mich so zugerichtet und ein klein wenig habe ich nachgeholfen. Alkohol und Nikotin waren immer meine Freunde, wir waren wie Blutsbrüder.
Tod: Das merke ich, deine Fahne rieche ich bis hierher und der Aschenbecher quillt über. Ich hatte schon Hundertjährige, die haben bei weitem einen besseren Eindruck gemacht.
Ich: Dann schleich dich und lass mir noch ein paar Jährchen. Dann habe ich den Kredit für die dritten Zähne endlich abbezahlt und die Begräbniskosten zusammen. So unvorbereitet gehe ich nirgends hin!
Tod: Guter Mann, deine Argumente haben etwas für sich. Dann sieht man sich bei Gelegenheit wieder und ich nehme auch gleich deine Frau mit. Lass dir die heutige Unterredung eine Mahnung sein.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.09.2023.
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