Tom Erin

Wahrheitssucher

    Ich geh’ runter vom Berg aber der Weg führt hinauf    

    Ich brauch’ keinen Kompass - ich weiss wohin ich lauf’

    Ich folge keinen Spuren, weder Schicksal noch Glück

    Hab’ keine Schuhe - so auch keine Stelle die drückt

    Ich folge den Pinien und find’ römische Mauern

    Auf dem Weg zur Küste zu den nackten Frauen

 

    Ich geh’ im Schatten, im dunklen, mein Atem; still

    Aber ich weiss wer ich bin und weiss was ich will

    Ohne was Vertrautes, Vergängliches, mit Augen blind

    Such’ ich was auch immer ich hinter Wahrheiten find’

    Wenngleich sie das Herdengut gnadenlos auftau’n

    Geh’ ich bis zur Küste zu den nackten Frauen

 

    Ich war in einem Becken stillen, tiefen Wassers

    Nicht die Liebe; Hass machte mich zum Hasser

    Und spräch’ ich zügellos, wär ich ein Gestörter

    So blieb mir Nacktheit fremd - fremd der eig’ne Körper

    Während ich täglich darin wuchs, tiefe Wasser zu stauen

    Folglich muss ich zur Küste zu den nackten Frauen

 

    Ich weiss das Liebe und Hass keinen Gegensatz bilden

    Vielmehr Gleichgültigkeiten uns’re Herzen vertilgen

    Ich war in Saint Tropez, in Montreux und Monaco

    Dein Geld soll fluchen, doch hüte deine Zunge vor Eskimo

    Aus verzweifelter Apathie sah ich sie einen Tempel erbauen

    In weiter Ferne zum Strande bei den nackten Frauen

 

    Weder ein Gut noch ein Böse verfolgt mich hier

    Nur Richtig und Falsch, doch dies Urteil obliegt mir

    Allzuoft lauschte ich diesen biederen Wahrheitsfindern,

    Die mit ihren Moralvorstellungen ein Gut erfinden

    All diesen Herden-Propheten ist nicht zu trauen,

    Bis an die Küste zu den nackten Frauen 

 

    Und selbst die Philosophen mit ihrem Überblick,

    Überblicken in ihrem eigennützlichem Ungeschick

    Selbst die Römer mit ihren erhabenen Werken

    Konnten doch nie zu Wahrheitsfindern werden

    Hin und wieder find ich einen unter Pinien kauern,

    Auf dem Weg zur Küste zu den nackten Frauen

 

    Ich triff einen Fremden - frag wohin er geht,

    Er sagt „wo der Wind in die immer gleiche Richtung weht“

    Ich sag’ danke und seh’ das Segel in seiner Hand

    Ich frag’ nach seinem Namen, er sagt Emmanuel Kant

    Und warnt mich zuletzt vor Marxisten die klauen

    Ich sag’ „nicht an der Küste bei den nackten Frauen“

        

    Als triebgesteurte Wesen mit getrübtem Bewusstsein

    Haben wir vielleicht einen Willen, aber keinen Freien

    Die Antwort finden wir demzufolge nicht bei uns,

    Nicht in unseren Träumen, nicht in unserer Kunst

    Bei keinen Philosophen, Sklaven, Bankier oder Bauern

    Doch vielleicht an der Küste bei den nackten Frauen

 

    Ich habe nichts zu gestehen - nichts zu versprechen

    Auch der Schönste Gedanken kann dich brechen

    Eine Bestimmung schenkt er dir mit Sicherheit nicht

    Doch nur ein Ziel, das Lügen kann und Lügen spricht 

    Aber ich kenne meinen Weg, ich weiss wo zu schau’n;

    Ich schau an der Küste bei den nackten Frauen


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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