Der Sommer im Herbst

Noch sind die Stühle nicht hochgestellt.

Sie steh´n angelehnt an den Tischen.

Noch hat sich zum Herbst der Sommer gesellt

und hilft ihm beim Farben mischen.

Noch steht der Wirt im Gartenlokal,

um die Wetterlage zu schätzen.

Und sagt sich tagtäglich: Heute noch mal.

Er zögert, den Schlussstrich zu setzen.

Der Alte im Lehnstuhl, mit müdem Gesicht,

schöpft aus der Weisheit der Väter:

Und kommt der Winter heute noch nicht,

dann kommt er eben später.

Ein Pärchen sitzt auf der Bank am Fluss

und spiegelt sich in den Fluten.

Es übt sich an einem nie endenden Kuss

und bringt es auf 15 Minuten.

Noch wiegt sich die sonnenverwöhnte Welt

in ihren steinwarmen Armen.

Noch sind die Stühle nicht hochgestellt.

Noch kommt jemand, der die Zeche prellt.

Noch wollen sich laue Nächte erbarmen

dem, der einsam wandert im Feld.