Patrick Rabe
Drei Eindrücke
(Gedichte)
Wege aus der Dunkelheit
Der Irrsinn ist vorüber,
und ich wende mich zur Wirklichkeit,
sie war mir immer lieber,
zumal im Winter, wenn es schneit.
Ich hab' genügend Sonne,
verhungern tu ich nicht,
und in allem streichelt mich
die Erinnerung
an dein liebes Gesicht.
(Für meine Mutter, die am 14. Oktober diesen Jahres verstorben ist. Ich denke sehr gern an sie.)
Sprache der Wahrheit
U-Bahn.
Ich setze mich einer Frau gegenüber,
die schöne, lange Haare hat.
Denke: Vielleicht ist sie hübsch.
Dann sehe ich: Sie ist alt, und bin enttäuscht.
Sie nimmt mich in dem, was ich ausstrahle, sofort wahr,
seufzt traurig, murmelt etwas auf russisch
und macht mir Platz.
Einsam geht sie den U-Bahn-Gang hinunter.
Wenn man lange genug als Fremder in einer Stadt lebt, deren Sprache man nicht spricht,
lernt man die Sprache der Telepathie,
und die Sprache der Wahrheit,
Sprachen, die einem recht untrüglich zeigen,
wie die Dinge sind, und wo man selber seinen Platz in all dem einnimmt.
Wenn WIR doch alle die Sprachen
der Gnade und der Liebe wieder lernen könnten!
Dann würde daraus- aus all diesen Sprachen-
vielleicht wieder die Sprache der Menschlichkeit...
(Dies ist auch ein Appell, dass wir die, die jetzt noch neu als Flüchtlinge zu uns gekommen sind, nicht allein lassen, sodass sie einen neuen Herd der Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft bilden können, sondern, sie mit offenen Armen aufzunehmen, und ihnen vor Allem auch Deutsch beizubringen.)
Schuld und Sühne
Der wütende Aktivist rennt raus, auf einen Mann zu,
den er für den ultimativen Aggressor in seinem Leben
und die Schuld am Misslingen für alles hält.
"Sie Arschloch!", brüllt er und fuchtelt mit den Händen.
Derr alte Mann fängt die Aggession des jungen Mannes mit einem Lächeln ab.
"Möchten sie einen Muffin?",
fragt der Mann.
"Meine Frau hat welche gebacken."
Alle drei Gedichte:
© by Patrick Rabe
Geschrieben am Montag, den 13. November 2023 in Hamburg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.11.2023.
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