Christina Gerlach-Schweitzer

Ein Grundlagenversuch - Tierversuch an 10000 Bartagamen

Ich putze grad´ die Küche blank
das Radio tönt vom Küchenschrank.
Es sagt dort deutlich ein Herr Specht:
„Tierversuche machen wir artgerecht.“

Mein Kiefer fällt, ich bin empört,
so etwas hatt´ ich noch nie gehört.
Mir fiel als erstes dazu ein,
artgerecht kann nur die Freiheit sein.

Herr Specht, erwähnt noch nebenbei,
wie wichtig besonders sein Tierversuch sei.
Ich höre mir dann sehr aufmerksam an,
wie ein Tierversuch freundlich gestaltet sein kann.

Ich kannte nur Mäuse bisher aus Laboren,
mit angezüchteten Menschentumoren,
die man beim Sterben beobachten sollte,
weil das ein Protokoll für die Mäuse so wollte.

Ich kannte Labortiere nur aus Regalen
hochgestapelt als Versuchstierzahlen.
Man hat es als Wunder schon feiern sollen,
bekamen sie zum Spielen zwei Klopapierrollen.

Ich kannte Blutabnahmen hinter den Augen,
Tiere, die sie gezielt vertauben,
Tiere, die sie blind gemacht haben,
denen sie Gifte in Schlundsonden gaben.

Ich lausche Herrn Specht im Radio wieder,
leg´ ärgerlich meinen Putzlappen nieder.
Er versuche, sagt er grad´, es selber zu schaffen,
zu verstehen, was geschieht, wenn Reptilien mal schlafen.

Seine Forschung würde der Welt etwas geben,
nach Grundlagenwissen würde sie streben.
Bei Bartagamen, diesen putzigen Drachen,
ließe Forschung sich gut wegen der Hirnrinde machen.

Man setze natürlich auf Reduce und Refine
und setze nur wenige Tiere ein,
und an jedem Tier würd´ man extra viel machen,
alles ganz schonend für die niedlichen Drachen.

Wir wollten die Tiere ja nicht belasten,
wir verhindern möglichst, dass diese ausrasten.
Da bat ihn das Radio, noch mehr zu erzählen,
es sei ja so gut, dass sie Tiere nicht quälen.

"Wie untersuchen sie denn ihre Bartagamen,
derer Gehirne Sie sich so freundlich annahmen?“
„Sie werden“, sprach Specht, “in Narkose gelegt
und dann wird ihnen der Kopf aufgesägt.

Dann führen wir tagelang Sonden ein
und spritzen Gift und Viren da rein.
Wir schneiden auch vom Hirn etwas aus
und dialysieren aus den Köpfen was raus.

Wir spritzen Substanz in die Augen auch,
weil ich das für die Versuche brauch´.
Dann kleben wir noch die Hirnkammern fest,
das nützt sehr gut für jeden folgenden Test.

Jedes Reptil bekäm´ solch einen Hut,
die merkten das gar nicht, denen ging´s damit gut.
Für optische Tests muss man sie ja fixieren,
auch dabei sind wir stets nett zu den Tieren.

Von den Echsen erwarten wir Mitarbeit
täglich so bis zu drei Stunden Zeit.
Nur ein einziges Mal und das mit Bedacht
wird Markersubstanz in ihren Bauch eingebracht.“

Der Schweregrad wär gering, SV2
manchmal auch mittel, so SV3.
Für Jungtiere gäb´s Terminalversuche,
die er als alternativlos verbuche.

Er sagt, wie wenig belastend das sei,
den Tieren wäre das einerlei.
Es sei wie beim Menschen eine Blutabnahme,
die kenne doch jeder von seinem Arme.

Hier muss ich doch mal richtigstellen,
ich hörte dazu von anderen Quellen,
man drückt manchmal Tiere, um sie zu fangen,
um trotz ihrer Angst, an ihr Blut zu gelangen.

Specht sagt weiter, was ihm nicht gefalle,
die Bartagamen, man töte man alle.
Auch Forscher wären da nicht immun,
doch der Steuerzahler zwänge sie sowas tun.

So hielt´ sich die Tierzahl ziemlich erträglich,
und neue Versuche würden so möglich.
Man brauche die alten Reptilien nicht mehr,
ins Labor kämen neue Tiere dann her.

Mit Schildkröten hätten sie ´ vorher gemacht,
dann hätten sie an die Echsen gedacht.
Das scheint so ein neueres Tiermodell,
deren Gehirne versteht man so schnell.

Grad´ fragt der Moderator etwas verdutzt:
„Wie viele Agamen haben sie denn benutzt?“
Specht weiß nicht gleich, wie viele es waren,
genehmigt waren 10.000, in den letzten zwei Jahren.

Mir war da der Putzlappen runtergefallen
ich fühl meine Hände zu Fäusten sich ballen.
Mit dreht sich der Magen, der Atem stockt schon,
wo war da die Paragraph 15 Kommission?

Specht hatte auch von Replace gesprochen,
warum hat er nicht einfach abgebrochen?
Im Radio hör´ ich, schiebt er hinterher,
von seiner Forschung braucht die Welt noch mehr.

Er erzählt dann, um mehr Wissen zu erwerben,
ließen sie im Labor bald auch Kopffüßer sterben.“
Kopffüßer hört sich recht technisch an,
von schlauen Tintenfischen spricht dieser Mann.

Fast 4000 Tiere will er verbrauchen.
Ihr Armen, versucht schnellstens abzutauchen!
Forscher zerstören euer Leben, euren Willen,
um ihre Wissbegier an euch zu stillen.

Würden Tierversuchsforscher kein Geld mehr erhalten,
sie würden auf tierfreie Forschung umschalten.
Dann wären wir näher am Menschen dran.
Die Forschung wäre dann doppelt human.

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