Stefan Hoffmann

Böser Nachbar

Ein fürchterlicher Schrei tönte wieder
aus der kleinen Wohnung gegenüber,
wo lebte ein neuer mir fremder Mieter.
Aus diesem Orte plötzlich dann
flüchtete ein bleiches Mädchen bang,
die Bluse zerrissen, sie wirkte zerschlagen,
voller Sorge und ohne Tschüs zu sagen.

Ich sah dies durch den Spion an meiner Tür.
Da läuft was schief, signalisierte das Gespür.
Eine Frau wurde vermöbelt, so ich glaubte,
und nahm rasch die Verfolgung auf.

Mit reichlich Schweiß auf meinem Haupte
stoppte ich sie vorm neuen Rathaus.
Das Mädel, an die 20, wunderte sich sehr.
O Schreck! Ihr Gesicht vergess ich nimmer,
zeigte es durch Gewalt erzeugte Trümmer.
Sie jammerte: „Hilfe! Ich kann nicht mehr!“

Ein Tempo gab ich ihr fürs linke Äuglein, 
das lief blau an und tat ihr höllisch weh. 
„Vielen Dank“, sagte das Fräulein.
„Sie wurden geschlagen, wie ich seh.“

Mein Angebot, ihr zu helfen, nahm sie an,
so begleitete ich sie zur Polizei.
Bis dorthin beichtete sie mir dann
ihr langwährendes, entsetzliches Leid.

Auf der Wache angekommen
wurde sie von einer Polizistin vernommen.
Mal klagte sie laut, mal wimmerte sie nur leise,
zeigte tiefen Schmerz auf jede Weise.

Der böse Nachbar wurde später verhört,
verurteilt und wanderte in den Knast;
wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen hatte ich gehört.
Und das wäre es auch schon fast.

Ein neuer Mieter zog ein in die Wohnung nebenan,
doch eine attraktive Frau und kein böser Mann.
Diese Dame war äußerst nett und lieb,
wir beide mochten uns direkt auf Anhieb.

Das klingt alles ziemlich verrückt,
wir leben seitdem glücklich als Paar.
Sind nicht Gut und Böse eng miteinander verknüpft?
Also besten Dank für deine Hilfe,
böser, böser Nachbar!
 

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