Ernst Dr. Woll

Tiefgründige Erinnerungen



 

Heute verbringe ich viel Zeit
mit Gedanken an die Vergangenheit;
ich hab in 82 Lebensjahren
Heiteres und Trauriges erfahren,
will jedoch aus meinem Leben
Erlebnisse wiedergeben,
die mich immerzu begleiten
in freudigen Begebenheiten.
 
So denke ich sehr gern daran
wie meine Schulzeit einst begann
und mein Großvater sagte mir:
„Ich empfehle, überleg es dir,
mit der Zuckertüte in den Händen
kannst du nichts mehr wenden,
du wirst bestochen mit vielem Süßen,
Freizeit, Freiheit lassen dann nur grüßen.“
 
Ich wehrte mich ganz vehement
gegen das rätselhafte Argument.
Mir kam es besonders darauf an,
dass ich endlich mithalten kann,
wenn die Älteren ständig prahlen
mit der Anwendung der Zahlen.
Auch beim Schreiben und beim Lesen
wär´ ich gerne ebenbürtig gewesen.
 
Es kam, wie es kommen muss:
Am Schulanfang erlebte ich viel Stuss.
Die ersten Wochen zum Schulbeginn
ergaben für mich kaum einen Sinn;
immer Zuckertütenmalen, oh Graus,
füllte unsere Unterrichtsstunden aus.
Es wurde mir eine langweilige Zeit,
ich war wirklich zum Aufgeben bereit.
 
Dann stellte sich manch Neues ein:
Wir mussten artig und aufmerksam sein,
auf der Schiefertafel „Schön schreiben“,
mit Buchstaben im Zeilenabstand bleiben;
pünktlich erscheinen zum Unterricht,
auch schmutzige Hände duldete man nicht.
Wenn wir all dem nicht nachkamen,
die Lehrer schnell den Rohrstock nahmen.
 
 
                                              Als Pimpfe im Deutschen Jungvolk
verbuchten wir aber einen echten Erfolg,
stolz haben wir oft die Uniform getragen,
dann durften die Lehrer uns nicht schlagen.
Jedoch im freiwilligen Religionsunterricht
erlaubte es unser frommer Pfarrer nicht,
die nazistische Pimpfuniform anzuziehen,
die Religion zu erklären, war sein Bemühen.
 
Dann war der schlimme Krieg zu Ende,
in der „Ostschule“ gab es eine Wende,
die Lehrer durften nicht mehr prügeln,
mussten nun  stark ihr Verhalten zügeln.
In dieser Hinsicht fühlten wir uns befreit,
doch uns erreichte auch eine neue Zeit:
Gar manche jammerten „Weh und Ach“,
russische Sprache wurde zum Pflichtfach.
 
Auch nicht jeder es gleich richtig fand,
Gymnasium wurde in Oberschule umbenannt,
neuer Unterrichtsinhalt in Geschichte
zeigte Sozialismus im neuen Lichte,
schnell hatte man die Begründung dafür:
„Die Diktatur des Proletariats waltet jetzt hier“.
Das fiel schwer für Mädchen und Jungen,
die einst „Deutschland über alles“ gesungen.

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