Der Hund, der am Bahndamm entlangschlich, hatte wahrhaftig anderes zu
tun, als auf das zu achten, was da hinter ihm so vor sich ging. Hinter einem
Busch saßen nämlich zwei Gestallten, die sich ganz gemütlich eine Flasche
Korn reinzogen. Beide waren schon ziemlich zu, als sie merkten, dass da
etwas am Bahndamm war.
"Hee Bruder!", sagte Edgar zu Willhelm, "was
ist denn das?" Willhelm kriegte nichts mit. Er hatte wohl auch schon zu viel
gepichelt. "Stell den Teller in den Kühlschrank!", grunzte er und furzte
laut. "Erzähl hier keinen Stuss!, gib mir lieber die Flasche!", brummte
Edgar und nahm einen satten Schluck. Dann nahm er die leergewordene Flasche
und warf sie ins Gebüsch. Doch zurück zu unserem vierbeinigen Freund. Die
Nase dicht am Boden schnüffelte er sich langsam vorwerts in Richtung der
Tippelbrüder. Vielleicht gab es dort etwas zu holen.
Seit zwei Tagen
hatte er keine anständige Mahlzeit mehr gehabt. Seit dem Tag, an dem ihm
sein Frauchen ausversehen eins mit der Peitsche verbraten hatte. Wollte sie
doch ihrem masochistisch veranlagten Liebhaber so richtig den Hainz stehen
lassen. Wie konnte sie wissen, dass der Kerl so ein Weichling ist und sich
dann, wenn es ernst wird, gleich unter das Sofa wirft. So hatte der
neugierige Hund die Peitsche abgekriegt und sich dann beleidigt
davongemacht. Hätte er gewusst, dass der Kühlschrank bis zum Rand mit
Fleisch gefüllt war, wäre er bestimmt nicht gegangen. Doch das nützte jetzt
auch nichts mehr.
"Schau mal, ein Strassenköter, wo kommt denn der
auf einmal her?" "Mensch Edgar, lass mich doch mit dem Fieh in Ruhe. Gib mir
lieber etwas zu trinken." "Hab ich leergemacht und jetzt leck mich am
Arsch." "Willst Du Streit?" lallte Willhelm und versuchte aufzustehen, aber
er schafte es nicht. Inzwischen war der Vierbeiner nähergekommen und
beschnupperte die nach Dreck und Schnaps riechenden Gestallten. Er stellte
sehr schnell fest, dass er hier die Hoffnung auf eine schnelle Mahlzeit wohl
unter übel verschieben musste. Dafür hatte er jetzt, wenn auch nicht ganz
freiwillig, etwas Gesellschaft gefunden. Willhelm hatte seine Sprache wieder
und lallte:
"He du Köter, verschwinde, oder hol uns eine Flasche
Schnaps!"
Wärend dessen machte sich Edgar am gemeinsamen Rucksack zu
schaffen.
"Willhelm, du Blödmann, da ist doch noch eine Pulle!"
Mit einem Satz war Willhelm da und krallte sich die Flasche. Mit
einem Grinsen sagte er: "Na Hundchen, du willst sicher auch einen Schluck,
was?" "Los Edgar, gib mir mal die alte Raviolidose!" Willhelm nahm sie und
füllte einen Teil des Flascheninhalts hinein. Dann stellte er sie auf den
Boden. Unser Freund schnupperte erst und begann dann, genüsslich zu
schlabbern. "He Edgar, der mag das Zeug!" triumpfierte Willhelm und setzte
die Flasche an, spuckte aber gleich wieder aus.
"Du Vollidiot, was
soll ich mit Wasser anfangen?" "Habe ich vergessen", meinte Edgar
entschuldigend. "Wir brauchen doch etwas zum Kaffeekochen und da habe ich
eine leere Kornflasche mit Flusswasser gefüllt.
Mittlerweile war es
schon dunkel geworden und so schlug Edgar vor, ins verlassene
Bahnwerterhäuschen zu gehen, um zu schlafen. Willhelm war schon nahe an
einem Filmriss, aber er schafte es dennoch, wie unser Freund auf allen
Vieren ins Häuschen. Edgar hatte dort am Nachmittag ein Fenster entriegelt
und die Türe dann von innen aufgemacht. Das Bahnwerterhäuschen bestand aus
einem Raum, an dessen Wänden einige Regale, sowie ein Schrankbett angebracht
waren. WC und Waschbecken, sowie ein kleines Schränkchen mit einem
Wasserkocher, einem Teller und einer Tasse, befanden sich hinter einem
Vorhang in der hinteren Hälfte des kärglich eingerichteten Raumes. Seit die
Bahnstrecke vor einem halben Jahr stillgelegt worden war, kam hier niemand
mehr her.
"Mensch Willhelm, da ist ja alles was wir brauchen.
"Denkst Du etwa, ich schlafe mit Dir und dem Köter in einem Bett und trinke
mit Dir aus einer Tasse?" "Dann müssen wir eben noch was organisieren",
meinte Edgar und klappte das Bett runter. Bevor er recht hinschauen konnte,
hatte Willhelm all seine Energie zusammengenommen und war ins Bett
gesprungen. Edgar wollte zuerst laut fluchen, liess es dann aber doch. Er
ging in den hinteren Teil des Raumes und untersuchte das Schränkchen, auf
dem der Wasserkocher stand. Zu seinem Glück fand er unter dem Möbel eine
alte Luftmatratze, die er sofort aufblies. Dann legte Edgar sich schlafen.
Unser Vierbeiner zog es vor, sich neben der Tür auf den Boden zu legen, so
wie es sich für einen Wachhund gehört, so fern mann bei einem Hund, der zu
einer Hälfte aus Dackel und zur anderen Hälfte aus Spitz besteht, von einem
Wachhund reden kann.
Edgar wachte am nächsten Morgen als Erster auf
und begab sich in den hinteren Teil des Häuschens, wo er sich wusch.
Anschliessend machte er sich daran, das Schränkchen zu leeren. Neben einem
Glas mit löslichem Kaffee befanden sich noch ein Teelöffel, eine angefangene
Packung Knäckebrot, sowie eine Kerze und Streichhölzer darin. Edgar kochte
Kaffee, indem er einfach das Pulver mit in den Wasserkocher schüttete. Da
fiehl ihm ein, dass er im Rucksack noch mehr von diesem löslichen Zeug
hatte. Ausserdem war da noch der Topf, den er immer übers Lagerfeuer gehänkt
hatte. Edgar weckte Willhelm, holte den alten Topf, füllte Kaffee hinein und
hielt ihn ihm hin.
"Soll ich etwa aus dem Ding trinken?" "Was denkst
denn Du?", entgegnete Edgar gelassen. "Du hast schliesslich das Bett gehabt
und jetzt kriege ich die Tasse. Natürlich kannst Du auch die Raviolidose
haben. Unser Freund hat sie bestimmt gut ausgeleckt. Im übrigen würde ich
mich an Deiner Stelle erst einmal waschen. Du stinkst wie ein
Schweinestall."
Willhelm war von Edgars Gerede nur wenig
beeindruckt. Er schlürfte den Kaffee und griff dann nach der Packung mit dem
Knäckebrot, die Edgar mitgebracht hatte. Dieser grinste vor sich hin, hielt
sich aber sonst zurück.
Der Leser wird sicher schon bemerkt haben,
dass bei Edgar und Willhelm, hinsichtlich ihrer Intelligenz gewisse
Unterschiede bestehen. Dabei waren Beide einmal in derselben Klasse auf dem
Gymnasium gewesen. Willhelm hatte immer bei Edgar abgeschrieben, und als
dieser dann die Schnauze von der Penne voll hatte, dauerte es nicht mehr
lang, bis auch Willhelm die Schule schmiss und sich wie Edgar meistens auf
der Straße herumtrieb. Irgendwann fassten sie den Entschluss, ganz aus ihren
Elternhäusern auszuziehen und nur noch auf der Straße zu leben. Das war vor
etwa 5 Jahren. Seit dieser Zeit durchreisten sie fast die ganze Republik,
und jetzt waren sie also im kleinen Bahnwerterhäuschen eines Vorortes
gelandet.
Willhelm biss genüsslich in das Knäckebrot. Es krachte
fürchterlich, Willhelm fluchte laut und Edgar lachte nur.
"Diesen
Frass kannst Du behalten!", und mit diesen Worten warf Willhelm die Packung
zu Boden. Jetzt wurde auch der Dritte im Bunde so richtig munter. Mit lautem
Geräusch begann er das Knäckebrot zu verspeisen. Er hörte erst auf, als
nichts mehr übrig war. Edgar hatte ihm noch eine Dose mit Wasser
dazugestellt. "Mensch Edgar, hat der einen Hunger! Am besten, wir nennen ihn
ab heute Fresser!" "Da habe ich eine bessere Idee", meinte Edgar
entschlossen und zeigte auf die Brotkrümel am Boden. Damit war die
Namensgebung erst einmal erledigt.
Die Beiden konnten ja nicht
wissen, dass der Krümel, wie sie ihn nun nennen wollten, eigentlich Karuso
hieß, weil er so schön jaulen konnte, aber das würden die Zwei schon noch
mitkriegen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2005.
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Die Herrlichkeit des Libanon wird dir geschenkt. Jesajas
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Psalmen sind eine Zusammenstellung von 150 Gebeten, Liedern und Gedichten. Auch heute noch, über dreitausend Jahre nach ihrer Entstehung, werden Psalmen verehrt und gebetet. Schriftstellern und Musikern war und ist der Psalter eine Quelle für Inspiration. – So kann man nachlesen – Auch mich haben sie inspiriert. Ich habe versucht, hier ein paar Psalmen in meine Sprache, in meine Worte zu kleiden, oder mich einfach an sie angelehnt. Sicher werden Andere eben auch andere Worte, andere Gedanken beim Lesen haben, hier sind es meine Gedanken, meine Worte, die ich empfand. Die mir aus dem Herzen sprachen.
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