Michael Pernek

Leitfaden zur Fehlerbehebung bei Apokalypse - Version 1.0b

Wer kennt das nicht... Sie wollen das Antlitz der Erde in Schutt und Asche legen und den Planeten von sämtlichen Leben befreien. [Besonders in den kritischen Minuten zwischen dem Aufstehen und der ersten Tasse Kaffee] Ihr Plan, das zu verwirklichen, ist brillant und ihre Vorbereitungen perfekt durchdacht. Das Universum hellt den Atem an, wenn sie in der nähe eines roten Knopfes stehen. Doch in letzter Sekunde wird ihr Plan vereitelt, ihr Todesstrahl demontiert oder der wichtigste Chip in ihrem Supercomputer gestohlen. Und das, gerade nachdem sie Triumphal einem dahergelaufenen Helden/Spion/Meisterdieb ihre Genialität dargelegt haben. Ihre Träume von einer besseren, schöneren und weniger lebendeigen Welt, zerplatzen und ihnen bleibt nur noch eine spektakuläre Flucht. Es ist verständlich das sie das grämt und ihnen die Lust an globaler Vernichtung langsam vergeht. Aber nicht verzagen! Dieser Leitfaden soll abgeschlafften Bösewichten wieder auf die Beine helfen. Wie? Sie sind nicht abgeschlafft? Sehr gut! Das ist die richtige Einstellung. Trotzdem waren ihre Versuche, die Menschheit auszurotten, in letzter Zeit nicht gerade von Erfolg gekrönte. Die nun folgenden Tipps vom K.H.A. (Dem Institut für „Künstlich herbeigeführte Apokalypse“) sollen ihnen bei ihrer persönlichen Entwicklung zum Superbösewicht weiterhelfen. Wir wünschen ihnen viel Erfolg!

1.1 Voraussetzung:
Sie wollen also die Welt vernichten? Dazu bedarf es aber etwas mehr als nur Hass und eine grausame Kindheit, wie einem das Fernsehen glauben lassen will. Zu einem guten Superschurken haben nur wenige das nötige Talent. Wichtig ist mit Abstand, der Irre Blick. Er ist essenziell für jegliche Karriere in der Bösewichtbranche. Was wehr Frankenstein ohne die eiskalten Augen oder Der Joker ohne dieses herrlich, geistesgestörte Grinsen? Nicht mehr als ein kleines Fünkchen im strahlenden Meer der Sünde, währen sie gewesen. Aber durch ihren Blick wurden sie zu gefürchteten Männern, die selbst die eigenen Leute in Angst und Schrecken versetzten. Auch unter dem schönen Geschlechte ist die Grimasse des Wahnsinns ein Muss. Unvergessen bleibt Poisen Ive, giftspritzend mit entstellten Zügen oder...
Entschuldigen sie, ich schweife ab. Aber dieses Thema begeistert so. Finden sie nicht? Schon gut. Kein Grund gemein zu werden.
Ein weiterer Wichtiger Punkt ist das Image. Das benötigen sie um von den Leuten leichter als Bösewicht erkannt zu werden. Ein Irrer Blick ohne dem Passenden Outfit und dem richtigen Namen qualifiziert sie gerade mal zum Bankangestellten. Werfen sie sich einen blutigen Kittel um und nennen sie sich der Zahnarzt oder so. Hierzu empfiehlt es sich auch einen Bohrer bei der Hand zu haben. Die Leute werden sie Fürchten. Suchen sie sich einen ausgefallenen Namen um nicht verwechselt zu werden. Also auf keinen Fall: Der Autolackierer oder Der Mechaniker. Diese beiden Superschurken gibt es nämlich schon. Begehen kleine aber lästige Verbrechen an Ahnungslosen Autofahrern und deren Brieftaschen. Auf so ein Stufe sollte man nicht abrutschen.
Der wichtigste Punkt von allen ist natürlich Der Plan. Wie wollen sie die Welt vernichten ohne einen brillanten und bis ins kleinst ausgearbeiteten Plan. Was wollen sie dem Held am Ende seines Abenteuers erzählen, wenn nicht ihren genialen und unglaublich kreativen Plan.
Wenn er über einem Becken hängt mit radioaktiven, laserbestückten, supermutierten, Killer, Kampf Karpfen. [Geben sie sich nicht mit weniger zufrieden] und sie in einen anderen Raum gehen um die Schweinerei nicht mit ansehen zu müssen. Wollen sie im dann etwa sagen: „Nun, normalerweise würde ich dir nun meinen Plan, die Welt zu vernichten, unter die Nase reiben und dann hämisch lachend verschwinden, werden du mit dem Tode ringst. Aber leider ist mir kein guter Plan eingefallen, nicht mal ein Schlechter. Tut mir leid, aber du hast dich umsonst auf den weiten Weg zu meiner geheimen Unterwasserbasis gemacht. Aber ich muss dich trotzdem Töten weil ich nicht zum Gespött der Leute werden möchte. Die Sache tut mir wirklich sehr leid. Ich hoffe wir können trotzdem gute Feinde bleiben.“
Ein schlechter Ruf kann ebenfalls nicht schaden. Lasen sie ihrer Fantasie hierbei freien Lauf. Quellen sie ein Eichhörnchen in der Öffentlichkeit, Tragen sie Tierpelze und loben sie die Pensionsreform. Aber um ein richtiger Superschurke zu werden sollten sie gleich richtig zur Sache gehen und den Kaugummi, der alles zusammenhält, von der Außenverkleidung des Temelinreaktors kratzen. Oder sich in Amerika einbürgern lasen und Busch in die nächste Amtsperiode wählen.

Haben sie alles? Ja? Falsch!
Sie haben das wichtigste noch nicht. Ihre Gehilfen, ihre Seidekicks. Alleine können sie wohl kaum die schweren Komponenten ihrer Superrakete oder ihres Todescomputers in ihren geheimen Stützpunkt schleppen. Es sei den sie sind ein genetisch aufgewerteter Mutant, dann vergessen sie die Sache. Falls nicht sollten sie sich nach loyalen und arbeitsamen Mitarbeitern umsehen und jeder der ein bisschen Ahnung hat weis das man die nicht am Arbeitsamt findet. Besser sie suchen sich ihre Sidekicks in den Reihen der Illusionierten und etwas Fettleibigen Generation der Computeruser. Die haben zum einen sehr viel Zeit und zum anderen, durch Medienüberschwemmung, keinen Freien willen mehr. Versorgen sie diese Jungs einfach mit genügend Star Trek und Cola und sie haben Freunde fürs Leben. Einige von ihnen nähen sich ihre peinlichen Kostümchen sogar selbst, das spart Zeit.

Jetzt sind sie bereit um die Welt in Schutt und Asche zu legen. Nur noch einige Kleinigkeiten am Rande die noch nützlich sein könnten:
· Eine geheime Basis
· Ein farblich zum Superschurkenoutfit passendes Auto
· Einige Milliarden € oder $ zur Verwirklichung ihrer Pläne
· Eine heiße Braut an ihrer Seite deren Outfit mit ihrem abgestimmt ist. (Optional)
Sie sehen, Kleinigkeiten halt die wir nicht näher erläutern brauchen.


1.2 Welche Probleme erwaten sie?

Helden: Kaum hat man seinen HYPERLASER in Position gebracht kriechen sie aus allen Ecken und töten arme Sicherheitsleute die dem Bösewicht zufällig bei der Bewachung ihrer Tötungsmaschenarie behilflich waren. Das sind doch auch ganz normale Menschen wie du und ich, die sich eben für eine Karriere in der Weltvernichtungsbranche entschieden haben. Ist doch besser als Stempeln zu gehen, oder? Diese Helden sollten sich schämen.

Es gibt vielseitige Losungen für dieses Problem: Liliputaner mit eisernen Hutkrempen, große Männer mit Stahlgebiss, Piranhas (am besten genmutiert und mit kleinen Raketenwerfern an den Flossen) oder eine Gruppe brutaler Schläger (Simpel aber wirksam). Im Notfall unterschätzen sie nie die Fähigkeiten eines eigens von ihnen konstruierten Tötungsroboter. Der Letzte schrei, verstehen sie. Der aller Letzte. [Die K.H.A. entschuldigt sie hiermit für diesen schlechten und uralten Wortwitz. Der Verantwortliche ist noch auf der Flucht aber wir haben bereits die biomechanisch verbesserten Kampfhunde an seine Färsen gehetzt.]



1.3 Häufig gestellte fragen:

Mein Supercomputer stürzt ständig ab und führt Programme nicht richtig aus. Zwei Helden sind mir deshalb schon entkommen. Woran könnte das liegen?
Deinstallieren sie Windows 98.

Meine überzüchteten Monstertunfische schwimmen in ihrem 4000 Volt Becken mit dem Bauch nach oben. Was mache ich falsch?
Vielleicht liegt es nicht an den Fischen sondern an dem Becken. Wird es den oft genug gereinigt?

Meine ausgewählten Seidkicks und Helfer werden ständig durch Spezialeinheiten der Regierung getötet und langsam gehen mir diesbezüglich die Rasurseen aus. Was kann ich tun?
Nehmen Sie in Zukunft Publizistikstudenten, die sind leicht ersetzbar denn es gibt jede Menge davon.

Ich habe weise Hoppelhäschen mit Leserstrahlenaugen gezüchtete um sie auf die Welt loszulassen, doch statt zu töten und zu vernichten beschäftigen sich die Männchen lieber mit den Weibchen, wenn sie wissen was ich meine. Was kann man da tun?
Vielleicht haben sie das falsche Körperteil gewählt um ihren Leser bei den Häschen zu platzieren. ;-)

Das oben ausgeführte klappt in der realen Welt nicht. Warum?
Dieses Problem ist uns selbst schon aufgefallen und unsere Mitarbeiter sind bemüht dieses so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen.


Vielen dank das sie sich für diesen Leidfaden von K.H.A. entschieden haben. Die hier publizierten Tipps sind das Resultat von Jahrzehnten der Praxis und des Scheiterns. Doch was einen guten Bösewicht vor allem ausmacht ist das stetige und nie enden wollende Kommback. Erstehen sie wieder auf, Rehinkanieren sie aufs schamloseste. Kehren sie zurück und üben sie Rache. Ohne Scheu und ohne Reue. Jeder Tag ist neu und könnte für diese Welt der letzte sein. Es liegt in ihrer Hand. Selbst wenn sie zum Schurken überhaupt nichts taugen, höhlt doch ein Tropfen den Stein. Die größten Gräueltaten beginnen mit den kleinsten. Verschwenden sie sinnlos Plastik, werfen sie einen alten Kühlschrank in den Wald, gehen sie an einem Menschen einfach vorüber, der ihre Hilfe braucht, ohne sich umzudrehen.
Sie sehen, das ist gar nicht so schwer. Man braucht gar nicht viel, in seinem Leben, zu ändern um ein Superschurke zu sein.

Ihr K.H.A.-TEAM

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.10.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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