Inge Offermann
Fliedertränen
Flieder, Tränenhauch
eines Frühlings
vornehmer Damen,
geweint in Batisttüchlein
an weißen Tischdecken
mit Silberleuchtern
hinter schweren
Samtvorhängen.
Fliederduft entsteigend
geschliffenen Fläschchen
mit Seidenquasten
auf heller Kommode,
wo vor dem Spiegel
die Schöne im Negligé
mit lackierten Nägeln
ihre Frisur zurechtzupft.
Flieder, an Zäunen
regenperlig leuchtend,
verschwommene
Farbspiegelung
trüber Pfützen.
Erdfeuchte Spuren
nasser Schuhe.
Regen sickert
von glänzenden Blättern,
Nachkriegsfrühling.
Flieder im Park
vor der alten Kirche,
violette Trauben,
glatt wie Seide
auf Eichenbetten.
Flieder gebrochen
im Abenddämmer,
Porzellanschalen füllend,
Flieder einer Kindheit.
© Inge Hornisch
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.08.2011.
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