Ute Abele
Er ist ein Lügner
Er hält mich für einen Lügner.
Er behauptet, was ich sage sei nur Einbildung
Und nichts Wahres sei daran.
Er sagt, ich sei ein Träumer.
Und er lacht und sagt,
er mit seinem Sinn fürs Reale
sei meinen Hirngespinsten haushoch überlegen.
Er behauptet, ich sei verletzlich
und sterblich und darüber hinaus nichts.
Er sagt, ich sei nur mit und durch ihn
überhaupt zu einem normalen Leben fähig.
Er sagt, ich würde schon wieder Schutz suchen,
und zwar bei IHM,
sobald ich ernüchtert von meinem
„Tripp“ herunterkäme,
in welchem ich mir offenbar einbilde
mehr als ein ganz normaler sterblicher Mensch zu sein
und so etwas Undefinierbares wie eine „Seele“ zu haben.
(Er dehnt das Wort unangemessen lang.)
Und mir gar einbilde, göttlich zu sein.
Er lacht angewidert, verächtlich. Er niest.
Göttlich!, sagt er schnufernd., was für Flausen!
Wieso stirbst du dann eines Tages? fragt er mich
Wenn du so göttlich bist?
Wieso wirst du krank, verlierst deine Arbeit,
dein Geld, deine Familie?
Flausen, Flausen, murmelt er weiter.
Er hält meine Definition vom Tod
für ein Ausweichmanöver aus Furcht
vor der Realität, vor SEINER Realität.
Er sei das einzig Reale.
Aber ich weiß, er ist ein Lügner.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.01.2012.
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