Inge Offermann
Die letzte Rheinorchidee
Das warme Frühjahr nahm
die Orchideenblüte vorweg.
Entscheide ich mich doch,
erst am letzten Maisonntag,
nach Knabenkräutern zu suchen.
Da entdecke ich am Rheindamm
eine rosarote Blütentraube
mit angewelkten Blättern
am sonnentrockenen Hang.
Die letzte Rheinorchidee.
Je weiter ich gehe,
umso grüner die
sonnentrockenen Fluren,
denn wochenlang fiel
kein Regentropfen.
Im Spätschatten
Margeritensterne
und gelbe Zungen
des Klappertopfes.
Federmotten flattern
mit fransigen Flügeln
zwischen blauen Kreuzblumen.
und letzten Salbeiblüten.
Schon strahlen Flockenblumen,
umgaukelt von Tagpfauenaugen.
Hummeln besuchen Blüten
zitronenfarbenen Fingerkrauts.
Schleierartig breitet sich
Labkraut über grüne
Schöllkrautschoten.
Mit einem Grashalm
locke ich einen Hirschkäfer
zu roten Walderdbeeren,
damit er vom Radweg abkommt
und nicht zertreten wird.
Durch den Auwald führt
ein Graspfad zum Rhein.
Eine sumpfige Mulde,
umwachsen von Vergissmeinnicht,
deutet früheren Wasserstand an.
Motorboote und Jet Ski durchpflügen
den Strom mit Glitzerwellen.
In inniger Umarmung
liegt ein Pärchen im Gras,
sich zärtlich streichelnd.
Auf einer Sandbank im Altrhein
sonnen sich junge Frauen.
Kinder sammeln Steine und
spielen mit einem Schmetterlingsnetz.
Inselidylle unter Silberweiden.
© Inge Hornisch
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.03.2012.
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