Tom Rathmanner

Mondtanz


Samstag, am 01. Februar 2014
 
Nicht selten – es geschieht jederzeit –
Stiehlt sich der Frieden jäh aus dem Bett.
Dann wache ich, denke viel und Bitterkeit
Wird mir zur ruhelosen Geisterstätt!
Preß ich die Lider dann wie ein Schmetterling,
Sanft zu, damit ich schläfrig entschwinde,
Doch der Wunsch allein, ein wahres Unding
Ist der Schlaf, den ich schwerlich finde!

Es geschieht, es steigt, ein sachtes Raunen,
Hoch zum Himmel, der finster dort ruht.
In den Augen sitzt ein großes Staunen,
Angelockt von der Sterne gold’ner Glut!
Wie ein Altar mit tausendem Kerzenlicht,
Wird mir der Anblick zur Wonneflut,
Zu einem Götzenbild, das sachte spricht:
Alles Unheil wird dir hold und gut!

Schon, bevor im Puls der Takt geschah,
Hob es mich hoch, wollt‘ mich entrücken
Mit lohendem sinnlichen Entzücken,
Daß die Nacht zuvor nie prächtiger sah!
Überall, soweit ich schaute, hörte ich
Melodien, wie Kinder Harfe spielen.
Planetenstaub, der wehte, Lachen glich
Wollte just um die Sonne schielen.

So war es von wärmender Heiterkeit,
Daß selbst mein Gemüt sanft stockte,
Jede Note verschmolz in Friedsamkeit,
Die mit neuem Balsam eifrig lockte.
Zu stehen, mich drehen, lächelnd nur
Hab ich nie zuvor solch Glanz erspäht.
Der Mondschein war keine dünne Spur
Jene sich zaghaft vor der Sonne dreht!
 
Mein Schatten eilte im Tanzen voraus,
Das Nachthemd flatterte in Pirouetten.
War ich je glücklicher ohne irdischen Graus,
Ohne die täglich schlimmen Silhouetten?
Violinenklänge stiegen auf, sie schwebten
Um Gürteln aus kratertiefen Felsgestein.
Asteroiden, wo in Spalten, groß und klein,
Figuren auf dessen Rücken lebten!

Nicht mehr tut mir das Herz nun weh!
Als rausche mir Gift durch die Venen,
Wo ich die Unendlichkeit just seh,
Ein Anblick aus Euphorie und Sehnen!
Jetzt ist’s nicht Neid mehr, nein nicht mehr,
Den ich vorm Fenster im Zimmer hegte.
Daß wog auf der Brust wie Gram grabschwer,
Und den Abschied seelenruhig hegte!

Laß mich! Gibt mich frei du Erdenplag!
Damit die Smaragde in meinen Augen
Glänzen wie der Engel Flügelschlag,
Deren Lippen an Honigwolken saugen!
So spür‘ ich, ein gnädig seliges Erglühen,
Kribbeln auf der Haut, denn sonst im Tagesblaß
War es Traurigkeit, die voll düstrem Sprühen
Sich wie ein Wurm durchs Leben fraß!

Jetzt, wo kein Weh die Seele arg betäubte,
Kein Schicksalszug die Wimpern hob,
Noch ein Morgen, dessen Hand dann grob
Sich gegen ein Lächeln des Lebens sträubte!

Forttragen lassen, vergehen, doch nie vergessen,
Was ich fühle wärmt und senkt das Fieber.
Wo das Dasein sonst kummerzerfressen,
Ist mir die sorglose Flucht dann lieber!
Umflossen war ich – bin ich Glück um Glück –
Wenn ich nachts im Rausch der Gnade,
Sinnend mich aufmache, hin zum Bühnenstück:
Zum Mondtanz und dessen Serenade!

Dorthin, wo nichts Sterbliches mich quält:
Oder ich im Weinen, der alle Tränen zählt!
 

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