Jürgen Möller
Zu dick
Ach war das nicht ein schönes Essen
Mit netter Musik und einem attraktiven Mann
So schnell wird sie diesen Abend nicht vergessen
Denn hier fing das Drama an.
Sie ging ins Bad um sich frisch zu machen
Ein wenig Puder hier, ein Lidstrich da
Sie wandte sich der Tür, dann fing es an zu lachen,
Doch woher, wo sie doch hier alleine war?
Sie drehte sich zum Spiegel zurück
Der lachte und sprach: „Du bist zu dick“
Sie erschrak und war verwirrt
Ging hinaus zu ihrem Tisch
Wahrscheinlich hat sie sich nur geirrt
Oder die Pilze waren nicht ganz frisch.
Genüsslich lies sie sich noch
den Nachtisch munden
lobte sehr den Koch
und sie spazierten ein paar Runden
Ein Lächeln zum Abschied
Und ein Kuss noch hinterher
Dann summte sie ihr Lied
Und freute sich so sehr
Ja es war ein wirklich schöner Tag
Auch wenn der Kopf tat weh und die Glieder
Sie zog das Nachthemd an das auf dem Bette lag
Und dachte an den Spiegel wieder
Nein das kann nicht sein, das war sicher nur ein Trick
Doch dann hörte sie es laut und deutlich „Du bist zu dick“
Sie zog die Decke über den Kopf
Und hoffte es läge am Wein
Schließlich öffnete sie den Zopf
Und dachte das kann alles nicht sein.
Die Nacht war bald vorüber
Geschlafen hat sie kaum
denn sie sah ihn immer wieder
den Spiegel in ihrem Traum.
Zum Frühstück gabs ein Butterbrot
Und Kakao, aber nur einen Becher
Nicht dass sie sich mehr verbot,
aber sie hielt es doch für besser.
Sie war noch auf dem Weg zur Arbeit
Da hielt sie sich plötzlich den Bauch
War die Hose gestern nicht noch viel zu weit?
Und die Schuhe die drücken auch.
Also lässt sie das Auto lieber stehen
Und das Mittagessen fällt mal aus
Kein Aufzug, sondern über die Treppen gehen
Und Abends holt sie die Joggingschuhe raus
Ein wenig Sport, das macht Fit.
da saß sie nun beim Abendessen
erschöpft und ohne regen Appetit
und hat bis eben den Spiegel vergessen
Dann sah sie hinein nur einen Augenblick
Und der lachte und sagte: „Du bist zu Dick“
Sie vergoss nur eine Träne
und ging sofort ins Bett
Putzte sich nicht die Zähne
Und ließ den Tisch gedeckt.
Zum Frühstück gabs ein halbes Butterbrot
Und Kakao, aber nur einen halben Becher
Nicht dass sie sich mehr verbot,
aber sie hielt es doch für besser
Sie erstattete mal wieder
Dem Fitnessclub einen Besuch ab.
Nach zwei Stunden ging sie wieder
Und nahm bestimmt drei Kilo ab.
Gern hätte sie mit ihrem Freund gegessen
Im Restaurant bei Kerzenschein.
Doch das Mittag und das Abendessen
Ließ sie heute mal lieber sein
Dann schaute sie und hoffte heut hab ich Glück
Der Spiegel aber sagte: „Du bist zu dick“
Von nun an gabs kein Stück Brot
Zum Frühstück und auch keinen Becher
Alles essen sie sich verbot
Sie hielt es halt für Besser
Sie machte Sport vom Morgen
Bis zum späten Abend
Freunde machten sich schon Sorgen
Und auch sonst wer sie kennt
Immer wieder schaute sie mit feuchten Blick
Und immer wieder kams: „Du bist zu dick“
Sie flehte und kniete vor der Toilette
Wollte die Probleme in den Abguss jagen
Sich entreißen aus ihrer Kette
Sie kann es nicht länger ertragen
Und immer wieder blickte sie zurück
Und immer wieder hörte sie: „Du bist zu dick“
Und jeden Tag die selbe Leier
Sie fraß, sie heulte und sie kotzte
Sie verhing ihn im schwarzen Schleier
Doch der Spiegel trotzte
Schließlich nahm sie sich ein Strick
Und der Spiegel sagte zum letzten mal:
„Du bist zu dick“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.07.2004.
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