Lothar Krist

Eine Reise ins Grauen VI - Ares & Europa

Eine Reise ins Grauen VI - Ich, ARES, Gott des Krieges,

komme daher in vielerlei Gestalt.
Und, nur ein paar zu nennen
meiner allerbesten Freunde,
bloß ihre besten Seiten zu beschreiben,
würde die Seiten mancher Bücher sprengen.

Da sind zum Beispiel die Teufel Wut und Furcht,
die ergänzen sich ganz ideal,
ihr wilder Blick lässt ein ganzes Volk erblassen.
Da sind auch noch die zwei ausgekochten Belzebuben,
der eine kocht das eine Volk mit Dummheit ein,
der and`re lernt dem ander`n schnell das Hassen.

Auch meine Kumpel Unvernunft und Torheit-siegt,
haben schon manch hübsches Feuer angefacht
und gezeigt, wie man ein Land bekriegt.
Ihre Brüder Bosheit-Wohlgeboren
und der hinterfotzige Hinterhältige
haben auch allein noch kein Schlachtenfest verloren.

Und für den selten vorkommenden Fall,
dass dies alles noch nicht reichen sollte,
schick ich meinen fetten Geldmagnat,
der hat ein paar faszinierende Waffen
in seinem immer wohlgefüllten Sack.
Auch meine Dämonen Folterknecht und Gräuelspender
wissen bei der schönen Menscher` Beine
immer so einen schmerzend-guten Rat.

Ich, Ares, Gott des Krieges,
war zu lange von hier fort,
doch nun schütt` ich wieder aus vollgepacktem Sack
über diese so entartete Händler-Hure von Europa,
den Beginn einer neuen Kriegszeit aus
an einem ururalten und so wohlbekannten Ort.

Meine geliebten Hetären sollen Wehklagen bringen
und innigliche Verzweiflung ohne Unterlas.
Gevatter Tod soll seine Sense schwingen.
Meine Kobolde, der Totschlag und der Mord
ziehen geschäftigst hinterher.
Groß-Scherbien mein leise-zarter Anbeginn.
Russland, China, die anderen so Deppen-Völker
und dann der Rest der Welt, sie sollen folgen.

Ich, Ares, Gott des Krieges,
will noch mehr, ja viel-viel mehr.
Ihr Menschen, bloß willfähriges Spielzeug,
bäuerliche Schachfiguren auf meinem Welten-Brett,
immer hingegeben an die Verblendung
eines vermeintlichen Sieges.

 

13. Europa

Auf einem Sockel von Massengräbern
stehst Du: Du Alte Frau Europa.
In unwegsamen Niederungen verweilst Du:
Hirngespinst von paradiesgläubigen Narren.

Du bist nichts,
als ein erbärmlich stinkender Müllhaufen
gewonnener und doch verlorener Kriege,
im Blut dummer Schafe und voll Feigheit ertränkt.

Du erzählst den Eseln Deines Leibes
von der Ehre der Gefallenen
und sie glauben Dir und fallen darnieder
vor Deinen unsterblichen Denkmälern des Leids.

Während Du wiederkäust Deine Erniedrigung
lachen und tanzen die nächsten sogenannten Sieger schon.
Zwei Jahrtausende voll schwankender Throne,
die nächsten Tyrannen warten schon.

Deine Fürsten, Deine Könige,
Deine Kaiser, heute Deine
in Unverbindlichkeit geschulten Führer,
suhlen sich im Schlamme wirtschaftlicher Interessen
mit jeder auch noch so säuischen Mörderbrut.

Du jedoch verweilst in ewig ödem Hirngezucke
Deiner Parlamentäre.
Ganz eingewoben bist Du,
in Deinen selbstgesponnenen Irrgarten.
Willfähriges Opfer eines verrückten Schlächters.
Du siehst hinab in die Wirrnis eines nahen Geistes
und bist doch selbst in einen irre schönen Rausch verirrt.

Es zucken wieder die Flinten und die Bajonette,
krumme Messer schneiden Kinderhände ab,
weil sie die Väter nicht erwischen.
Blanke Beile beißen sich in Schädeldecken,
gekrallte Finger würgen einen Hals,
spitze Zähne schlagen sich in Brust und Schoß,
Niemanden hier juckt der geschändeten Weiber Los,
und Springerstiefel treten dürre Lenden,
während hinter tiefem Gemäuer dicker Kerker
schon wieder gebärt ein Hass den so vielfältigen Tod.

Doch Du siehst zu, Du sprichst vom Frieden,
wirfst bloß ganz weit von oben
ein paar Trümmer- und Scherbenbomben ab.
Pazifist nennst Du Dich und bist doch bloß so feiges Aas.
Du Philosoph von Heute, Du stinkst aus unreinem Weiberschoß.

Nicht der serbische Diktator ist der
Folter-, Räuber-, Mördermensch,
der trägt bloß sein krankes Hirn spazier`n.
IrgendJemand lässt IHN machen, was ER will.
Nicht er steckt spitze Pfähle in Weib wie Mann,
er ist bloß vom eklig Wurm befall`n,
der nicht ander`s als in Satans Zügen denken kann.

Du jedoch, Du wohlstandsversoffene Mägere,
wetzt Deine träge Kreatur in einem Fernsehstuhl.
Gemütlich frisst Du Schnitzel mit Kartoffel
und Salat und genießt Dein täglich Bier dazu.

Babylons Türme erglänzen wieder
in einem blutig-roten Sprachensonnenball
einem neuen Untergang entgegen.
Zeit bricht an für übelriechende Kadaver,
Millionen werden dahingeschlachtet,
bald auch hinter Deiner hohen Türme Wall.
Denn Strafe muss sein.

Auferstanden wieder eine Brut von Kloakenmenschen,
an Deiner ungerührten Seele noch unberührten Seite,
die andere - auch Menschen - einfach nur verachtet.
Du aber, Du schaukelst Dich dazu
in Deiner neuen Schaukel von Hollywood
in Deinem noch ruhigen Blumengarten der EU.

Tausend blutig ausgestandener Schlachten,
vergessen in Deiner winzig Krämerseele,
nichts daraus gelernt, bloß abgehärmt,
kannst Dich nur noch selbst verachten.
Und genau Das, Das tust Du auch!
Man muss Dich nur zwischen Deinen Zeilen lesen.

In den geschäftigen Lärm Deiner Städte
fallen nun von weit frostige Nebel, düstere Schatten
einer fremden Dunkelheit.
Untermenschen, wieder vertrieben und gejagt,
jagen Dich aus Deinen wohligen Hängematten.

Dämon, auferstanden aus Gewölben tief,
dort wo er bis heut` so lange schlief,
nun streckt er wieder seine schwarze Hand
und nennt sich die "Wilden Tiger" des Arkan.
(Und heute reicht ihm Grigoschin die Hand.)

Schaurig hallt es wider in Deinen Trägheitsgassen.
Fliehst vor NTV, verkriechst Dich in Comedy,
überschlägst die ersten Seiten Deiner Zeitung,
lernst den nahen Krieg zu hassen.

Doch Dein Partyfieber rieselt heiter weiter.
Fragen flirren durch den Äther,
da und dort so "Runder-Tisch" -Gezeter,
während ein paar hundert Kilometer weg,
so manch armer Unschuldsengel
verreckt elendiglich im Dreck.

Deine Millionen fließen in den Spendensack,
Du suhlst Dich so wohl an Clintons Lob,
ziehst Dir über Deinen Kopf die warme Decke und hoffst,
dass der Tyrann auch so verrecke.

Doch da unten fressen Flammen Haus um Haus
und Dorf um Dorf und Stadt um Stadt.
Und was um Haus und Haus herum da kreucht und fleucht,
das frisst der Tod mit Sack und Pack.

Gott Ares steht in Nachbars Garten
mit seiner feurig-blut`gen Lanz`.
Er fuchtelt wild! Du hast Angst:
Er will auch Deinen so kleinen
und doch so wunderbar wohlstandsverwahrlosten Schwanz.

Du hast gehört vom Roten Meer der Leichen,
Er fickt dort unten kreuz und quer.
Der Tanz der Flammen züngelt hin und her,
zwischen glosenden Trümmern tanzt die wilde Horde
und fegt ganz unverdrossen in den Flammenhaufen,
ein ganzes Volk, so dass das Feuer brenne mehr und mehr.

Der Krieg ist auferstanden, ganz in Deiner Näh.
Hast Angst, dass er auch Dich kleines Häufchen Elend seh`.
Du duckst Dich unter seinem mächtigen Gebrüll,
seine Posaunen und Trompeten kreischen tief Dir in die Seele,
doch Du wetzt weiter Deine kalte Schnauze,
und träufelst ganz behaglich ein Geschwätz von Zukunftsstaaten
durch Deine Judaskehle.

Epilog:

Doch die Mär von der Geschicht`, das lass Dir sagen,
der Schlachten Schutt aus tausenden von Kriegen
hat`s bewiesen,
auch wenn Du`s partout nicht glauben willst,
ohne Adlers Blick und ohne eine Handvoll Mut,
hält der längste und der beste Frieden

nicht.

Und so lasse Es Dir sagen:
Ein freies Land, das nicht wehrhaft ist, bleibt nie sehr lange so ein freies Land.
Und Irgend so ein Jemand wird sich nun bald schon finden, der Dich fressen will. Und sei es nur deshalb, weil Du so ein selten gewordenes klares Wasser hast.
Bitte, Dieses Wissen ist Geschichte! Und so bloßer und so kruder Hausverstand!

Copyright by Lothar Krist (Irgendwann 1999, aus meinem Buch "Eine Reise ins Grauen")

Bild zum Gedicht Eine Reise ins Grauen VI - Ares & Europa

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.11.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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