Katja Baumgärtner

Lotto oder 6 aus 49

Lotto oder 6 aus 49

 

 

 

Es sind eine Millionen Euro. Er holt seinen Gewinn nicht ab. Er wird durch die Medien gesucht.

Im Fernsehen wird ein Aufruf gestartet, der Lottogewinner solle sich melden. Fritz weiß nichts davon, hört und liest nichts von der Suche des Millionen-Gewinners. Er holt seinen Lottogewinn nicht ab.

Fritz, Mitte 40 und Postbeamte. Sein Haus, eine Bruchbude, am Rande des Dorfes befindet sich das brach gelegene Haus mit verwahrlosten Garten. Fritz ist arm und bescheiden.

 

Er trägt gerne Post aus: „Erna, es ist ein Brief von deinem Sohn gekommen!“ und eilt weiter nachdem er die Post ihr in die Hand gedrückt hat. Erna steht gerade vor ihrem Haus und unterhält sich mit ihrer Nachbarin Else. Sie nimmt den Brief freudestrahlend entgegen und schaut ungläubig auf das Kuvert.

Bei Helga legt er immer eine Pause ein und trinkt während der Arbeit einen Kaffee mit Kuchen.

„Mal wieder lecker, Helga!“ die zwischenzeitig aufmerksam und sehnsüchtig in dem Katalog blättert und seufzt:„Ich kann mir ja nichts leisten! Schöne Kleider wieder. Hier von Witt Weiden!“ und deutet auf ihren Pulli. „Vor 6 Jahren gekauft und noch wie neu. Fritz ist wortkarg und nickt nur und lässt sich den Kuchen schmecken. „Schau wie schön diese Bluse ist!“ und reißt aus dem Katalog die Seite mit der Bluse heraus. „40 Euro. Ich werde dafür sparen!“ und sie steht auf und legt die Seite zusammengefaltet zur Seite.
„Ich muss dann wieder, Helga!“ und Fritz geht zur Haustür. „Viel Spaß mit der Bluse. Packste schon, Helga, mit dem Sparen!“ Beim Herausgehen dreht er sich noch einmal um und bedankt sich wie jedes Mal. Tag für Tag trägt er die Post aus. Meist denkt Fritz gar nicht mehr nach, ein anderes Mal geht er gedankenversunken von Haus zu Haus bis er ein Paket abgibt und fröhlich an der Haustür klingelt. Manchmal schreckt Fritz vom Miauen einer Katze auf, die durch die Straßen streift. So vergeht Jahr für Jahr und jeden Tag steht er früh morgens aus, sortiert die Post und trägt sie aus. Damals fuhr er mit dem Fahrrad herum, heute fährt er mit dem Postauto.. Die Pakete häufen sich. Jedes Jahr werden es mehr Päckchen und Pakete, so dass ein Postwagen unverzichtbar geworden ist. So vergehen bei Fritz die Jahre und seine Haaren werden langsam grau.

Am späten Nachmittag geht er im Sommer immer in den Garten. Er setzt sich auf die Bank neben seinem Haus und liest Zeitung oder arbeitet im Garten und jätet Unkraut. Im Garten blühen die Stauden. Die schönste Jahreszeit für ihn als Briefträger ist das Frühjahr. Es beginnt, zu blühen und es wird langsam warm und es ist nicht mehr so kalt wie im Winter und nicht wie im Sommer zu heiß. Im Herbst stürmt es immer und es regnet viel und Fritz ist verwöhnt vom warmen Wetter des Altweibersommers.

Abends sitzt er am Küchentisch und isst Camembert, Schmierkäse oder Aufschnitt mit Brot und Buttermilch oder Tee. Die Teesorten wechselt er je nach Jahreszeit. Im Sommer kommt etwas frisches, Im Winter gibt es einen Zimtkräutertee.

Zum Geburtstag trinkt er immer grünen Tee. An seinem Geburtstag gönnt er sich zum Kaffee ein Yes-Törtchen auf der eine bunte Kerze steckt. Er singt dann immer Happy Birthday“ vor sich hin.

Auch geht er am Wochenende nach seinem Geburtstag mal aus, wenn sein Geburtstag nicht gerade auf Samstag und Sonntag fällt.

Gegen Abend geht er meistens früh ins Bett und liest in einem Buch. Ab und zu schaut er TV-Shows wie Wetten dass... oder eine Weihnachtssendung. Fritz ist zufrieden mit seinem Leben. Manchmal wünscht er sich mehr Geld. Manchen geht es viel schlechter wie ihm, so denkt Fritz.

Nachdem er seinen Teddy neben ihm im Doppelbett zu deckt, legt er dann auch sein Buch beiseite und knipst sein Licht aus. Es ist gerade Herbst und der Rollladen ist leicht geöffnet, nachdem er von seinen Millionengewinn nichts erfuhr.

Licht von den Straßenlampen dringt durch die Rollläden hinein. Fritz hat sich vorgenommen dieses Mal nicht seinen Lottozettel zu kontrollieren. Er hat seit 20 Jahren nie etwas gewonnen, nicht mal

5 D-Mark oder 5 Euro. Er legt den Lottoschein in das Buch „Am Südpol denkt man ist es heiß“ Wie gerne würde er verreisen, aber das liebe Geld fehlte immer. Er spielt seit diesem Lottospiel nie wieder. Weswegen soll er den Lottoschein kontrollieren. Ist doch alles für die Katz! Er braucht das Geld für Sinnvolleres anstatt unnütz sein Geld für Lotto zu investieren.

Der Lottogewinn wird nie abgeholt.

 

Im Doppelbett liegt nur Fritz und schläft und sein Teddy, der beide Augen auf hat. Morgen heißt es wieder Post austragen und es ist auf Fritz Gesicht ein Lächeln.

 

 

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