Ingrid Riedl

Die rosa Brille


"Die Anwaltsbrille" excellent, tiefgründig, klug beschrieben
ist einzigartig, wunderbar, so wie wir es auch lieben.

Mich hat das Thema angeregt - der Sinn, der darin steckt,
doch mit dem Reim ist and'rerseits die Frage neu geweckt:
Was hat die "rosa Brille" nur, durch die wir "Wunder" sehen,
wenn Unvernunft und Hausverstand durch eine Türe gehen?

So dank' ich Heike - mein' bescheiden: Ich hoff' Du kannst mein Reimen leiden.




Die rosa Brille

Ein Mann voll Drang und Schaffenskraft,
der Recht und Ordnung ringsum schafft
war opportun, da gut bebrillt,
doch selber keinesfalls gewillt
das Horngestell in Schwarz zu lassen
um eines eng‘ in‘s Aug‘ zu fassen,
das zart und schmal die Nase ziert
und nicht der Blick den Punkt verliert.

In Amt und Ehren stolz getragen
mit Anzug, Schlips, gestärktem Kragen
und Schuhwerk, das poliert wie Lack
bei Festen paßt zu Fliege, Frack
war Scholz in seiner Rolle gut.
Er trug auch stolz den Doktorhut.
Der Schein, wie oft der uns wohl trügt,
wenn innerlich man sich belügt?

Die Gattin, eine scheue Dame,
ganz unscheinbar, wie auch der Name
entdeckte, daß die Sicht der Dinge
gesellschaftsmäßig vieles bringe
wenn man den Blick nach innen richtet,
das Denkvermögen sorgsam schlichtet
um diese Causa zu beäugen
da Blickkontakte Funken zeugen.

Gedacht, getan und umgedreht
ist Zeit, die rasch vorübergeht
Ein Grund, das Alte aufzuholen.
So plant die Gattin ganz verstohlen
ein Fest mit Glanz und Gloria
und ist zuletzt als Lady da,
die staunen läßt, da attraktiv
mit Mut, Elan zum Dinner rief.

Ein Aschenputtel – ja fürwahr
war Luise, die so schüchtern war.
Doch Kleid, Frisur, Make-up, wie Stil
verfolgen ein bestimmtes Ziel.
Wo spiegelnd sich die Zukunft zeigt,
der schöne Fremde sich verneigt
und smart durch rosa Gläser blickt.
mit Augenzwinkern Mut ihr schickt.

Die rosa Brille aufgesetzt,
mit Lächeln auf den Lippen
kann Luise, die den Fremden sieht
nur auf ein Wunder tippen.
Er ist ihr fremd und doch vertraut,
wie er durch seine Brille schaut.
Der Blick verändert Zeit und Raum,
verzerrt und läßt doch hoffen.
So bleibt auch hier, das ist nun klar,
die Frage leider offen:

Die Anwaltsbrille ist es nicht,
denn auch für Scholz war es nicht Pflicht
das Ungetüm in Horn zu tragen.
So will ich nur am Rande sagen:
Es wuchs im kühlen Strahl der Kraft
ein Advokat - fast heldenhaft.
Der Wandel hat die Glut entzündet,
und Zweifel sind wohl unbegründet,
daß all die Jahre DAS vergangen,
was Jungverliebte angefangen.

Wer war der Mann, der knapp zur Frist
in seiner Welt ein Fremder ist?

Und die Moral von der Geschicht‘:
Vergiß die rosa Brille nicht.

Ingrid Riedl

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.07.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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