Katja Ruhland

Die Chronik der Nebelwölfe Teil 1

 
 
Die ersten zwanzig Jahre meines Lebens waren recht gewöhnlich und nicht sehr aufsehenserregend. Ich kam als zweite von drei Töchtern Aliras von Wolfental zur Welt und ganz der Sitte meines Volkes nach ging ich mit fünf Jahren in die Akademie des Schwertes am äußersten Rand unseres kleinen Reiches, direkt an der Grenze zu den Länderein anderer Völker.
Es war eine alte Tradition, dass adlige Familien drei Töchter haben mussten, waren es weniger, so wurden, wenn sicher war, dass das Familienoberhaupt keine eigenen Kinder mehr bekommen würde, neugeborene Mädchen aus dem gemeinen Volk aufgenommen und als die Töchter der Adeligen aufgezogen. Wurden jedoch mehr als drei Töchter geboren, so wurden diese weiteren ausgesetzt oder einfach umgebracht. Die Anzahl der männlichen Nachkommen konnte zwar unbegrenzt sein, doch es war unüblich, mehr Söhne als Töchter zu haben. So hatte auch meine Mutter nicht einen einzigen Sohn, von dessen Existenz ich gewusst hätte.
Wie die Anzahl der Töchter, so waren auch deren Aufgaben genau festgelegt: Die Erstgeborene hatte, sobald das richtige Alter erreicht war, einen drittgeborenen Sohn einer anderen angesehenen Adelsfamilie zu heiraten, um mit ihm die Nachfolge ihrer Mutter als Oberhaupt der Familie anzutreten.
Die Zweitgeborene, wie ich in diesem Falle, hatte auf die Akademie zu gehen, um dort alles zu erlernen, was notwendig war, um alle kriegerischen Auseinandersetzungen ihrer Familie zu leiten.
Die jüngste Tochter hatte den erstgeborenen Sohn einer anderen Familie zu heiraten. Hierbei war es zwar von Vorteil, wenn auch diese adlig war, doch das war nicht zwingend notwendig. Diese Hochzeit durfte jedoch erst dann stattfinden, wenn die Erstgeborene die Nachfolge der Mutter bereits angetreten hatte und die Zweitgeborene ihre Ausbildung abgeschlossen hatte.
Wie diese Dinge war auch sonst einfach alles im Leben eines Nebelwolfes durch Regeln und Traditionen geregelt, Sitten unterworfen, die vor Jahrtausenden notwendig gewesen waren, heute jedoch nur verhinderten, dass sich dieses stolze Volk dem Rest der Welt anschließen konnte.
So hat es beispielweise nie ein Bündnis meines Volkes mit einem anderen gegeben, allerdings auch nur selten Kriege. Der einzige Berührpunkt meines Volkes mit einem anderen war seit jeher die Akademie des Schwertes, doch auch dort wusste kaum jemand, wer der Nebelwolf war. Es galt immer, seine wahre Identität zu verbergen und sich über 1,5 Jahrzehnte als Elf auszugeben.
Ich kann heute, da diese Zeit so lange zurückliegt, sagen, dass es wohl nichts geringeres als Angst gewesen war, was mein Volk davon abhielt, sie zu bekennen. Angst vor Veränderung, Verachtung und Vernichtung durch andere Völker, die dem meinen teils überlegen, teils ebenbürtig waren.
Damals habe ich bereits den ersten Schritt zur Veränderung gewagt, als ich Andrej mit meinen fünfzehn Jahren offenbarte, wer ich wirklich war. Wir sind bis heute Freunde, die engsten Vertrauten: Ich, Lillithja von Wolfental, halb Nebelwolf, halb Dunkelelf und Andrej Dizar, der Vampyr.
Wir beide waren die Sitten unserer so verschiedenen Völker unterworfen und wir beide wollten Veränderung. Doch ich hole zu weit aus, denn dies ist eine Geschichte, die ich erst später erzählen möchte.
Nur soviel sei gesagt: Ich möchte von meinem Leben berichten, davon, wie ich erst alles verlieren und unglaublich tief fallen musste, um zu mir selbst zu finden und um einen Teil meines Volkes zu ändern und mit ihm vielleicht auch einen Teil der Welt.
 
Lillithja von Wolfental        

Das hier wird eine längere Geschichte, die ich Stück für Stück veröffentlichen möchte. Leider ist der Anfang noch etwas zäh, da dies mehr Hintergründe als Handlungen sind.
Ich bitte um Nachsicht, aber ohne dies könnte man die Geschichte nicht wirlich verstehen.
Katja Ruhland, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.04.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die Autorin, geboren 1960, wohnt im Dreiländereck Nordrhein-Westfalen/Hessen/Rheinland-Pfalz. Erst spät hat sie ihr Talent zum Dichten entdeckt und ihre Gedanken und Erfahrungen zusammengetragen. So entstand eine Gedichtsammlung, an der die Autorin gerne andere Menschen teilhaben lassen möchte, und daher wurde der vorliegende Band zusammengestellt.

Das Leben ist zu kurz, um es mit Nichtigkeiten zu vergeuden oder um sich über die Schlechtigkeit der Welt allzu viele Gedanken zu machen. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht vergiften lässt und so lebt, dass man jederzeit in den Spiegel schauen kann.

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