Ingrid Grote

TOPP, die Wette – Wie es begann...3

Dieses Kapitel ist hart an der Grenze zur Erotik, aber ich denke, es geht gerade noch so...

 

DIE SAHNE...

 

Der und schlafen!

Kaum liegt sie, da ist schon über ihr, und er macht sich noch nicht einmal die Mühe, ihr das indische Shirt auszuziehen. Er streift es ihr einfach hoch, entfernt ihren Slip irgendwie, wie konnte das geschehen, hat sie ihm etwa dabei geholfen? Hat sie ihren Hintern freiwillig willig hochgehoben? Nein, nein, nein, das kann nicht sein...

Er zwängt sich zwischen ihre Beine - und er ist so leicht in ihr, dass sie es nicht glauben kann.

Ich bin die Sahne, denkt sie erstaunt. Aber hat sie das nicht schon vorher gewusst? Doch, ja, irgendwie.

„Hey, Moment mal“, stammelt sie, aber das wird natürlich ignoriert, denn schließlich hat sie ja nicht ‚nein’ gesagt. Ja nicht nein gesagt, das ist echt witzig. Ja nicht nein, ja nicht nein...

 

Er hat sie gut zurecht gelegt, und irgendwie bewundert Irma seine Geschicklichkeit. Er muss wirklich viel Erfahrung mit Frauen haben. Die meisten Deppen wissen ja noch nicht einmal, wo eine Frau ihre strategischen Stellen hat. Aber er schon, und das ärgert sie auch ein bisschen. Wie viele Frauen muss man studiert haben, um zu so einer Meisterschaft zu gelangen? Andererseits ist sie bis jetzt ziemlich unberührt und cool geblieben. Hahaha!

Was hat sie ihm damals eigentlich erzählt, Sie hat es ein wenig verdrängt, aber es ist noch da, sie muss er nur aus ihrer Erinnerung abrufen.Während Irma krampfhaft überlegt, versucht sie ihren Körper ganz ruhig zu halten und ja nicht in seinen Rhythmus einzusteigen. Sie ist ja so was von passiv, obwohl ein Instinkt sie fast dazu treibt, sich ihm entgegen zubiegen und... nein, nein, nein, das könnte ihm so passen! Außerdem ist sie besoffen, und ihr Körper ist in diesem Zustand total empfindungslos. Das weiß sie aus Erfahrung.

Also was hat sie ihm damals noch erzählt? Außer das mit dem ‚Jeder Mann, der mit mir schläft, verliebt sich in mich.’

Und dann fällt es ihr urplötzlich wieder ein: ‚Und außerdem bin ich sowieso frigide’. Himmelherrgottnochmal, wie kann man so eine Scheiße erzählen? Natürlich hat er sie dazu provoziert. Aber dieses blöde Gewäsch kann er doch nicht ernst genommen haben.

Irma versucht immer noch, sich nicht zu bewegen. Warum schreit sie nicht um Hilfe? Warum versucht sie nicht, ihm ins Gesicht zu boxen oder ihm mit den Knien in irgendwas zu treten. Das könnte sie, wenn sie es wollte. Und trotzdem liegt sie hier, sie lässt sich von ihm begatten und sie hat seltsame Gedanken dabei. Da war doch dieser Limerick, ein total blöder Limerick...

There was a young man named Skinner

who took a nice lady to dinner

but before dinner Skinner was in her…

Da stimmt was nicht! Es gab doch gar kein Dinner. Auch das Versmaß ist falsch, ein Limerick hat fünf Zeilen und keine weniger, das glaubt sie jedenfalls, und das hier ist höchstens ein Dreizeiler. Da fehlt ja fast die Hälfte. Irma würde gerne kichern, aber sie tut es vorsichtshalber nicht...

Es spielt sich ohne Anfassen ab, wie kann das gehen. Der Blödmann berührt noch nicht einmal ihre Brüste! Irma fühlt sich verachtet und vernachlässigt. So’n Quatsch! Sie will das alles doch gar nicht, es ist pervers, abartig, nicht ganz normal. Und trotzdem genießt sie es, zumal ihr Körper auf einmal anfängt, leichte Anzeichen von Erregung zu zeigen. Oh Gott!

 

Irma stöhnt aus unbekannten Gründen auf und muss sich zwingen, ihre Hüften ruhig zu halten, denn irgend etwas passiert da, es ist wohl unaufhaltsam, aber es kann nicht sein, sie ist besoffen und hat noch nie was gefühlt in diesem Zustand...

Chris hält einen Augenblick inne mit seinen Bewegungen und schaut sie aufmerksam an. Wie dumm, es ist im Zimmer nicht ganz dunkel, die Straßenlaternen von draußen geben etwas Licht, und er kann bestimmt ihr Gesicht sehen. Sie versucht, ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten und den Rest sowieso. Und außerdem soll er sich wieder bewegen, denn dass er regungslos in ihr steckt, das macht sie schier wahnsinnig...

„Geh’ weg!“ Ist das ihre Stimme? Wahrscheinlich. Aber sie klingt so zaghaft und zitternd.

„Ach sei ruhig.“ Er würgt ihre Worte einfach ab.

Na gut, auf diese nette Aussage hin entspannt Irma sich total, denn das ist für sie eigentlich der sicherste Weg, nicht zum Orgasmus zu kommen, doch wer beschreibt ihr Entsetzen, als es plötzlich doch geschieht, unaufhaltsam, Mist, die Passivität hat versagt, warum, versagt, nein Stop, das geht doch nicht, das ist nicht normal! Hilfe, nicht das!

Er soll es nicht merken. Irma hält sich die Hand vor den Mund, um ihr Stöhnen zu verbergen, aber automatisch wölbt sie ihren Rücken hoch, um ihm näher zu sein, und sie schlingt ihre Beine um seinen Rücken, wie demütigend... Aber es ist ihr egal, sie kann nicht anders, und als Krönung streichelt sie auch noch ihre Brüste, weil er es ja nicht tut.

Wie durch einen Schleier kriegt sie mit, dass er sie fasziniert beobachtet. Er berührt sie überhaupt nicht, beobachtet sie nur, während er sich auf seinen Armen abstützt, will wohl nur sehen, was sie tut, was sie empfindet, wie sie reagiert. Der Arsch!

Und was sie empfindet ist ja wohl offenkundig. Das würde jeder Depp spüren. Andererseits wäre nicht jeder Depp dazu fähig, sie so weit zu bringen.

Irma sieht verschwommen, wie sein Gesicht näher kommt. Will er sie etwa küssen? Nein küssen ist das nicht, er öffnet ihren Mund mit seiner Zunge und drängt sich hinein, genauso unverschämt, wie er sich schon vorher in sie hineingedrängt hat. Aber das ist egal, es ist egal, egal, egal... Irma hört auf zu denken und überlässt sich ihrem Körper. Sie fängt an zu zittern, sich unter Chris zu winden, während sie seine Zunge immer noch tief im Mund hat und er sie rhythmisch zu seinen anderen Bewegungen in ihr bewegt. Es fühlt sich so an, als würde er alles von ihr besitzen – und es ist geil.

Irma stöhnt in seinen Mund, und sie hasst sich dafür. Sie versucht dagegen anzukämpfen, aber es geht nicht. Sie fühlt ihn in sich, er ist überall, und ihr Körper vergeht unaufhaltsam in einer Mischung aus süßem Schmerz und wollüstiger Ekstase. Sie stöhnt laut in seinen Mund, bäumt sich auf und wehrt sich nicht mehr dagegen.

 

Er hat sie zum Orgasmus gebracht – und zu was für einem! Und das, obwohl sie besoffen ist. Das ist ungewöhnlich, sehr sehr ungewöhnlich, aber auch irgendwie, na ja Wahnsinn.

Kurz darauf fängt auch Chris an zu stöhnen, er hat immer noch seine Zunge in ihrem Mund, aber jetzt kann sie bestimmen, was passiert. Sie saugt sie ein, genauso wie ihr Körper ihn unwillkürlich einsaugt, sich um ihn verkrampft - und ihn schließlich widerwillig freigibt.

Er lässt sich keuchend neben sie fallen.

Irma dreht sich als erste auf die Seite. Es gibt keine Berührungen, keine Vertraulichkeiten und vor allem keine Eingeständnisse. Wenn er es so will, dann kann er es so haben. Kein Problem!

Irma kriegt gerade noch mit, dass er sich zur anderen Seite dreht, ihre Körper berühren sich in keinster Weise, und sie schläft von einer Sekunde auf die andere ein.

 

~~~~~~~~~~~

 

APOLLO

 

Ungefähr um zehn Uhr, nämlich keine sechs Stunden später wacht Irma auf.

Ihr Kopf ist in keiner guten Verfassung, und sie hat einen ziemlich widerlichen Geschmack im Mund.

Hat sie geträumt oder ist das wirklich passiert? Das kann nicht wahr sein. Sie schaut vorsichtig nach rechts, aber da liegt niemand. Das ist ziemlich normal, weil da nie jemand liegt... Aber das kann sie doch nicht alles geträumt haben. Aua, der Kopf tut ziemlich weh, obwohl sie doch nur ein bisschen damit denkt.

Er ist nicht im Bett. Wahrscheinlich ist er schon weg. Mittlerweile erstaunt es sie kein bisschen mehr, dass die Männer einfach abhauen danach. So wie Bernie, der sie jetzt ja angeblich liebt. Lachhaft!

Nein, er ist noch da. Irma hört Geräusche aus der Küche. Es ist die Kühlschranktür.

Und schon kommt er ins Schlafzimmer, er hat irgendwas in der Hand und steckt es sich gerade in den Mund. Oh nein, nicht die Mettwurst, die ihr Vater ihr geschickt hat, die ist zu schade für ihn...

Zu schade? Ihr stockt der Atem. Was hat sie getan? Sie hat sich mit einem Gott eingelassen. Sie, eine ganz normale Sterbliche.

Denn es ist Apollo, der Sonnengott persönlich, der gerade nackt ins Schlafzimmer kommt. Allein seine Haltung ist göttlich. Die meisten Männer sehen nackt irgendwie lächerlich aus, sie schämen sich wahrscheinlich aus irgendwelchen Gründen. Sie laufen ungeschickt und tölpisch daher, und irgendwie hat man keine Achtung vor ihnen, ganz im Gegenteil...

Aber ER hat eine göttliche Figur, eine vollkommen ungezwungene Haltung, er ist so von sich überzeugt, und er hat verdammt noch mal Recht, er ist göttlich! Irma lässt automatisch ihren Blick tiefer schweifen, sie kann es nicht verhindern. Auch das ist göttlich, sogar im Ruhezustand. Da kann man ihm schon mal verzeihen, dass er die kostbare luftgetrocknete Mettwurst gegessen hat. Irma muss unwillkürlich lächeln.

Er sieht ihr Lächeln, hält es natürlich für Bewunderung - okay, er liegt richtig damit - und er sieht natürlich auch, dass ihr Blick tiefer geschweift ist. Er verzieht seinen Mund zu einem spöttischen Grinsen und kommt auf sie zu.

Apollo selbst kommt zu ihr ins Bett. Aber sie ist doch nur eine ganz normale Sterbliche, und heute Morgen ist sie ganz besonders sterblich. Fast schon tot eigentlich. Geblendet wendet sie ihre Augen von ihm ab. Dieser Anblick ist zuviel für jemanden mit starken Kopfschmerzen, und ihr Magen kann es auch nicht ertragen. Oh, das reimt sich ja!

Irma schwingt sich aus dem Bett – nicht ohne zu stöhnen – sie geht auf das Klo in der Diele und danach ins Badezimmer, wobei sie durchs Schlafzimmer gehen muss. Sie tut es, ohne ihn anzuschauen. Sie putzt sich die Zähne und lässt sich fünf Minuten lang eiskaltes Wasser über ihr Gesicht laufen. Es hilft ein wenig, aber wirklich nur ein wenig.

Dann muss sie ins Schlafzimmer zurückkehren.

 

Er liegt im Bett – das Kinn in seine Hand gestützt – und misst sie mit seinen Blicken. Er betrachtet neugierig und aufmerksam ihren Körper, der gemeinerweise hinterrücks von der Sonne beleuchtet wird. Und durch ihr dünnes indische Hemd ist wahrscheinlich alles deutlich zu erkennen. Auch von vorne...

Sein Blick sieht unverschämt begehrlich aus. Es scheint ihm zu behagen, was ihr Shirt enthüllt. Klar doch, ihr Körper ist nicht übel.

Irma lässt sich ins Bett fallen und dreht ihm den Rücken zu. Er soll ja nicht wieder auf blöde Gedanken kommen. Sie will das nicht. Nicht heute morgen. Und das heute nacht, das zählt nicht, da war sie ja schließlich nicht ganz bei sich.

Trotz ihrer abweisenden Haltung spürt sie ihn auf einmal hinter sich, sie spürt seinen harten Körper, der ja so was von geil ist. Sie spürt ein gewisses Körperteil von ihm ganz deutlich. Und sie hat das Verlangen, dieses Körperteil zu berühren und zu streicheln, und sie tut es auch... Und es gefällt ihr. Oh Gott, was ist nur los mit ihr?

Sie signalisiert ihm sogar schamlos ihre Paarungsbereitschaft, indem sie ihr rechtes Bein nach hinten über seine Hüfte legt und sich ihm damit klar anbietet. Wie eine läufige Hündin, denkt sie, aber ihr Denken wird kurz darauf etwas undeutlich, denn er nimmt das Angebot natürlich an...

Und diesmal berührt er sogar ihre Brüste.

 

Als sie wieder zu sich kommt, lässt er sich gerade gehen und explodiert förmlich in ihr. Und auch das macht sie noch erschauern, obwohl sie eigentlich total fertig sein müsste. Aber er ist so gut, so wahnsinnig gut... Er ächzt, während er zum Höhepunkt kommt und macht so wimmernde Laute. Es ist wunderbar, seine Laute zu hören, denn er wirkt so hilflos dadurch, und das ist ungewohnt bei ihm. Sie würde gerne sein Gesicht sehen, aber er liegt ja hinter ihr. Und wie zart seine Hände mit ihr umgegangen sind, Das machen die meisten Männer falsch. Die denken, eine Frau wäre genauso robust und widerstandsfähig wie ein Mann an seinem Ding, aber das stimmt nicht, zumindest nicht bei ihr. Und trotzdem ist er so zupackend, so unbeirrbar. Meine Güte, auch von hinten war es gut, unerwartet gut. Ist ja auch kein Wunder, wenn man einen männlichen Finger zwischen den Oberschenkeln gefangen nimmt, um sich zum... Au Mann! Irma, Irma!

 

~~~~~~~~~~~

 

SPIELCHEN

 

„Du hast einen schönen Busen.“ sagt er ein wenig später, und seine rechte Hand hält immer noch ihre rechte Brust umfasst.

„Ja wirklich?“ Irma versucht, mit ruhiger Stimme zu sprechen, denn sie ist noch ein wenig außer Atem, aber das will sie ihm nicht zeigen. Und sie bewegt sich nicht. Er ist noch in ihr, und sie will ihn nicht verlieren, sondern noch eine Zeitlang in sich behalten, weil es so ein gutes Gefühl ist. Chris scheint es zu genießen, aber Irma glaubt, der genießt alles, was neu für ihn ist (ist es neu?), er ist eben ein total sinnlicher Typ.

 

Fünf Minuten später steht Irma dann auf und macht sich einen Kaffee. Sie hofft, der Kaffee wird ihr helfen, das schmerzhafte Pochen im Kopf zu überwinden.

Sie kehrt mit einer großen Kaffeetasse ins Schlafzimmer zurück. „Willst du auch Kaffee?“ fragt sie ihn.

Chris schüttelt den Kopf. Er liegt so wunderbar entspannt in ihrem Bett, schade, dass sie seinen Körper nicht sehen kann. Seltsam, mit Bernie ging überhaupt nichts, es war unbefriedigend mit ihm zu schlafen, und er ist nicht über Nacht geblieben. Dabei hatte sie es sich so sehr gewünscht, zur Abwechslung mal nicht alleine aufzuwachen. Warum eigentlich? Tatsache war, sie fühlte sich ziemlich einsam nach dem Ende ihrer Beziehung mit Oliver, und ihr Selbstwertgefühl war wohl etwas angeknackst.

Aber jetzt hat sie sich gar nichts gewünscht und sich auch gar nichts vorgestellt, und trotzdem gab es ungewöhnlich guten Sex, und der Mann, dem sie dies verdankte, ist sogar über Nacht geblieben. Und dabei kann sie Chris doch überhaupt nicht ausstehen:

Bekommt man nur etwas, wenn man sich gar nichts gewünscht hat? Vielleicht sollte sie sich gar nichts mehr wünschen und sich gar nichts mehr vorstellen. Vielleicht ist das das Geheimnis. Oh je, das hört sich ja an wie Carrie Bradshaw in ‚Sex and the City’. Als ob sie eine Kolumne schreiben würde. Irma muss sich ein Lachen verbeißen.

 

Sie liegen wieder nebeneinander, ohne sich zu berühren, und Irma wundert sich kein bisschen darüber.

„Du und Olivia, ihr wart die interessantesten Frauen heute Nacht“, sagt er nach einer Weile und schaut sie dabei irgendwie hinterlistig an, wie ihr scheint.

Er findet sie interessant? Hmmm... Irma muss jetzt gut überlegen, was sie sagt. Eigentlich fasst sie es ja als Kompliment auf, denn normalerweise sieht Olivia zehnmal besser aus als sie. Aber vielleicht geht es ja gar nicht ums Aussehen, sondern um Machtspielchen.

„Vielleicht hättest du Olivia anmachen sollen. Die ist bestimmt besser drauf als ich“, schlägt sie locker vor. Er soll nicht denken, dass sie in irgendeiner Art und Weise Eifersucht auf Olivia hegt. Und das stimmt ja auch…

„Hmmm“, sagt er nach einer kleinen Überlegungspause. „Ich dachte, die wäre mit diesem Typen zusammen.“

„Nicht, dass ich wüsste. Schade, da hast du aber Pech gehabt! Warum hast du mich nicht gefragt?“ Oh das war gut, das war saugut! Er wollte sie eifersüchtig machen, wollte sie ihre Nichtigkeit fühlen lassen, aber sie hat es ihm zurückgegeben.

Er schaut sie etwas zweifelnd an, lässt dann dieses Thema fallen, und sie unterhalten sich über die Gäste, die sonst noch da waren. Die überaus üppige Frau wird nur am Rande erwähnt, er lächelt wirklich verlegen, und Irma mag ihn auf einmal dafür. Nicht wirklich natürlich.

„Siggy ist ein Idiot“, sagt er verächtlich.

„Tja, das stimmt irgendwie“, gibt Irma nachdenklich zu. Aber Siggy tut ihr eigentlich ein wenig leid, denn dem würden die Frauen nie so hinterherlaufen wie Chris.

Die rothaarige Zicke von Siggy wird nicht erwähnt, das ist gut, denn Irma würde zwar liebend gerne über sie herziehen, aber das könnte als Eifersucht ausgelegt werden. Also lieber die Klappe halten. Auch über Ralf lässt er sich nicht aus, und das ist auch besser so. Wenn er über den was Übles gesagt hätte, dann hätte sie’s ihm aber gegeben! Sie mag Ralf, und sie mag die Art, die er ihr gegenüber hat. Dieses Beschützende. So was würde einer wie Chris nie haben. Sie grübelt vor sich hin. Eigentlich braucht sie gar keinen männlichen Beschützer, die Zeiten sind doch lange schon vorbei. Aber trotzdem hat man es als Frau noch in den Genen: Der Mann, der starke Beschützer. Einer, an den man sich anlehnen könnte, wenn man schlecht geträumt hat, einer, bei dem man sich Schwäche erlauben könnte, ohne das er das ausnutzt. Träume nur weiter, Irma, sowas gibt’s doch gar nicht!

Irgendwie ist sie immer noch schwer angeschlagen, obwohl es ihr ein bisschen besser geht. Sie hat immer noch leichte Kopfschmerzen, und ihr Magen rebelliert ein wenig. Warum geht er nicht? Was will er noch hier? Wahrscheinlich will er sie quälen, aber das könnte ihm so passen, und deswegen wird sie sich ab jetzt zusammen reißen

Er erzählt von einem nicht gesehenen Fußballspiel bei Kollegen, weil der Fernseher just in diesem Moment kaputtging.

Irma erzählt ihm von ihrem alten Fernseher, der zwar ein sagenhaft stromlinienförmiges silbernes Design besitzt, aber leider auch die Angewohnheit, einfach auszugehen, wenn jemand im Raum mit irgendwas klappert oder klingelt. Er hat nämlich noch eine vorsintflutliche Ultraschallbedienung. Und manchmal bleibt er dann tagelang aus, der Schlingel.

Er lacht darüber, dann deutet er auf seine Taille und behauptet tatsächlich, er wäre fett geworden.

„Zeig’ mal!“ Irma hebt spontan die Bettdecke hoch, begutachtet seine Taille – und bereut es sofort. Er denkt bestimmt, sie wäre auf seinen prächtigen Körper scharf. Dafür geht es ihr eigentlich zu schlecht, aber trotzdem ist sie beeindruckt, er hat kein Gramm Fett am Leib, und sein Bauch ist traumhaft durchtrainiert. Aber was für ein eitler Fatzke!

„Ich sehe nichts“, sagt sie gelassen. „Außerdem mag ich stattliche Männer.“ Und muss dabei automatisch an Bernie denken, einen wirklich stattlichen Mann, dessen Stattlichkeit schon fast in Massigkeit übergeht.

„Stattliche Männer!“ Chris fängt an zu lachen. „Und wie nennt man das noch mal bei Frauen?“

„Vollschlank“, sagt Irma nach kurzem Überlegen.

„Ja genau. Stattliche Männer und vollschlanke Frauen.“

Kriegt sie jetzt ein Fleißkärtchen von dem Herrn Lehrer? Aber eigentlich ist er recht nett zu ihr, ist ja auch kein Wunder, er hat seinen Spaß gehabt, ist vielleicht besänftigt und denkt, er hätte sie fest im Sack.

Ja Pustekuchen! Gar nix hat er!

 

Fortsetzung folgt

Alle Irma-Chris Geschichten sind auf meiner Homepage, und zwar dort:
http://ingridgrote.de/html/bucher.html
Ingrid Grote, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.11.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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