Hans Pürstner

INRI 2.0 Teil 4

Als er vom Einkaufen zurückkam, sah er wie Mirjam schnell ihr Handy vom Ohr nahm und in ihre Tasche steckte.

"Yousef hat gerade angerufen, nur ganz kurz!" sagte sie mit sichtbar schlechtem Gewissen und lächelte verlegen.

"Ja, Mirjam, ist ja gut. Wir sind ja hier nicht beim Militär, dass Sie gleich immer um Erlaubnis fragen müssen, wenn Sie telefonieren möchten" antwortete Pfeiffer.

"Mein Verlobter war gerade bei seinem Arzt. Er hat jetzt den endgültigen Befund bekommen, dass er keine Kinder zeugen kann." Die Trauer war ihr ins Gesicht geschrieben, hatte sie doch oft genug erwähnt wie sehr sie sich auf Kinder freuen würde, sobald sie verheiratet wären.

Der Professor überlegte kurz, wie er sie aufmuntern konnte. Nichtssagende Floskeln oder fadenscheinige Trostworte wie ist doch nicht so schlimm, ihr könnt ja auch welche adoptieren waren ihm ein Gräuel.

Da fiel ihm wieder die mysteriöse Samenprobe ein, die im Gefrierschrank des Instituts lagerte. Er hatte da so eine Idee: Ob Mirjam und ihr Verlobter mitspielen würden war natürlich mehr als zweifelhaft. Aber in ihm erwachte wieder der alte Forscherdrang. Ob die Spermozyten wohl noch lebensfähig sein und eine künstliche Befruchtung möglich machen würden?

Er beschloss, sobald als möglich seinen Professorenkollegen Martin Schmidt anzurufen. Sein Institut für In-Vitro-Fertilisation in Jerusalem war weit über die Grenzen berühmt und hatte auch bei fast aussichtslosen Fällen schon hin und wieder Erfolge gezeigt.

Seine Forschungsobjekte, die von ihrem "Glück" noch gar nichts ahnten konnte er noch früh genug fragen, zuerst mussten jetzt grundsätzliche Dinge geklärt werden.

Professor Schmidt war überaus erfreut, mal wieder etwas von Pfeiffer zu hören.

"Mensch, altes Haus, wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht gesehen. Komm mich doch besuchen, nächsten Montag ist unser Institut geschlossen wegen einer Generalüberholung der Tiefkühlsysteme im Labor. Da könnte ich Dir alles zeigen und wir besprechen deinen Fall. Zeit hast du doch genug als Pensionär!" beendete er lachend sein Telefongespräch. "Also dann bis Montag!"

Ehe Pfeiffer noch ablehnen konnte, hatte Schmidt aufgelegt.

Im Gegensatz zu ihm hatte der deutschstämmige Schmidt es abgelehnt in den einstweiligen Ruhestand zu gehen, die ungewollt kinderlosen Paare rannten ihm die Bude ein und außerdem war er einfach so sehr von seiner eigenen Kompetenz überzeugt, dass er keinem seiner potentiellen Nachfolger die Fortführung seiner Arbeit wirklich zutraute.

*****

Mitte Dezember am Hofe von Kronprinz Abdullah, der nach dem Schlaganfall von König Fahd das Amt des Staatsoberhauptes von Saudi Arabien übernommen hatte. Abdul Alim, der Chefastrologe des Herrschers trat ein in das Audienzzimmer Abdullahs, nicht ohne die zahllosen Verbeugungen zu absolvieren, die die Etikette am Hofe so vorschreibt.

Nachdem er auch noch alle anderen Ehrbezeugungen hinter sich gebracht hatte, befahl ihm der Herrscher, schnell zur Sache zu kommen.

"Majestät, die große Konjunktion wird Ende des Jahres stattfinden, wenn sich Saturn und Jupiter begegnen. Diesmal ist es sogar eine Dreifachkonjunktion. So etwas findet nur alle achthundert Jahre statt. Wenn Ihre Friedenskonferenz unter einem guten Stern stehen soll, wäre dies der beste aller Termine!"

Ängstlich blickte sich Abdul Alim um zum Zeremonienmeister, der ihn mit strengen Blicken musterte. Aber dessen gütige Handbewegung zeigte ihm, dass er seine Sache wohl einigermaßen gut gemacht hatte.

"An welcher Stelle wäre denn der günstigste Platz für die Konferenz?", fragte Abdullah ohne sich weiter zu äußern zu den Worten des Astrologen.

"Die Konjunktion steht am 6.Januar fast senkrecht über Haifa, noch besser etwas südöstlich in Kiryat Ata, einem kleinen Provinznest in Palästina." Den Namen Israel auszusprechen, hätte er niemals gewagt.

"Bist du völlig verrückt geworden, du Hurensohn? Wir verhandeln doch nicht an einem Ort der zum Staat unserer Todfeinde gehört!" Der Herrscher war außer sich. Nur mühsam gelang es ihm die Fassung zurückzugewinnen.

Er unterhielt sich flüsternd mit einem seiner Berater und winkte dann dem Astrologen zu, sofort aus dem Saal zu gehen. Dieser tat wie geheißen, er war ohnehin heilfroh den Ort des Geschehens verlassen zu können.

Danach wurde dem Außenminister des Königreiches Saudi Arabien der königliche Auftrag erteilt, alle diplomatischen Schritte in die Wege zu leiten um ein geheimes Treffen von außenpolitischen Sachverständigen der Länder Ägypten, Jordanien und Saudi Arabien am genannten Termin zusammenzubringen.

"Und die Engländer sollen auch jemanden schicken, die sind schließlich schuld an dem ganzen Schlamassel!" rief Abdullah noch dem Stenographen nach, der sich danach eiligst entfernte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.01.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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