Karl-Heinz Fricke

Der Ungezogene

Obwohl er wurde gut erzogen,
war er als Knabe ungezogen.
Manierlich saß er brav am Tisch
im Gesichte ein Gemisch
von Gleichmut und Stolz,
so saß er auf des Stuhles Holz.
 
Eine Fliege schwirrte um ihn her,
das verdroß den Bengel sehr.
Da schlug er nach dem frechen Tier,
es fiel genau in Vaters Bier.
"Aber Junge, was hast du gemacht ?"
Hämisch hat er nur gelacht.
 
Und er sprach mit ernster Miene:
"Ich dachte mir, es war 'ne Biene,
mir ist eine am Beine hochgekrochen
und hat mich ins Hinterteil gestochen.
Mit solchen Viechern ist nicht zu scherzen,
denn ihre Stiche bringen Schmerzen !"
 
Des Hauses Magd kam grad herein,
bösartig stellte er ihr ein Bein.
"Oh Verzeihung, liebe Adelheid,
das tut mir entsetzlich leid,
denn ich bin mächtig ungeschickt !"
Treuherzig hat er ihr ins Aug' geblickt.
 
Geradezu faul war er in der Schule,
räkelte sich auf seinem Stuhle.
Vom Lernen hielt er nicht viel,
er erreichte nicht das Klassenziel.
Gehasst hat er den Schulbetrieb,
nur weil er musste, er dort blieb.
 
Als endlich er die Schul' verlassen,
ging er pfeifend durch die Gassen.
In der Hand stets einen Stein
warf er Fensterscheiben ein.
Und der alten Jungfer Kleine
durchschnitt er frech die Wäscheleine.
 
In der Heimat gar nicht froh,
reiste er nach Borneo.
Er fiel Kannibalen in die Hände,
da nahm's für ihn ein böses Ende.
Man fand von ihm nach Wochen
nur noch Haar und seine Knochen.
 
Karl-Heinz Fricke  24.06.2008

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