Langsam öffnete ich meine Augen. Die Sonne ging am
Horizont auf. Ich lag in einem alten Bett, dass in einer alten
zerbrechlichen Holzhütte stand. Dann sah ich einen Spiegel der
gegenüber vom Bett an der Wand hing. Der Spiegel war mit alten
Rosenranken geschmückt. Wegen der Kälte und der Feuchtigkeit war er
beschlagen, doch ich konnte mich leicht darin erkennen. Wieder hörte
ich diese Stimme singen: „Everynight, everyday, is everything only
for you...only for you.“ Jede Nacht, jeder Tag, ist alles nur für
dich...nur für dich. Ich lächelte.
Ich wachte ruckartig auf. Schweißgebadet war ich und
schaute mich in meinem dunklen Zimmer um. „Was war das? Was war das
für ein Traum?“, rief ich leise zu mir und hielt mir die Ohren zu.
„Nein...nein...nicht schon wieder...“ Mir liefen die Tränen
übers Gesicht. Dann stieß ich einen kurzen lauten Schrei aus. Nach
kurzer Zeit blickte ich zu meiner Tür und ging auf sie zu. Ich
machte sie auf. Leise knarrte sie, aber das machte mir nichts mehr
aus. Ich ging die Treppe hinunter. Sie war schon alt und sehr
zerbrechlich, aber auch dies machte mir nichts mehr aus. Unten
angekommen schaltete ich das Licht an. Es flackerte. Ich bemerkte es
eigentlich gar nicht mehr. Dann sah ich wiedermal meinen
Anrufbeantworter blinken. Ich drückte den Knopf und hörte die
Nachricht ab: „ Diane, hier ist deine Mutter. Es tut uns Leid, dass
wir es nicht geschafft haben wieder Heimzukehren, aber dein Vater
hatte einen Skiunfall. Wir wünschen dir alles Gute zu deinem 18.
Geburtstag. Ich hoffe du feierst schön. Ruf mich doch bitte zurück.“
Das sagte sie immer. Es ist schon fast 3 Jahre her, als ich meine
Eltern zum letzten Mal sah. Hmm...18...was hat das schon zu
bedeuten...es interessiert eh niemandem, dachte ich mir. Was keiner
wusste, dass dieser Tag...heute...ein Tag wie kein anderer werden
sollte. Ich nahm mir die Pizza vom Vortag und setzte mich auf die
Couch, wie jede Nacht. Und nahm mir ein altes Buch namens „Itchiban“
vor. Ich fand dieses Buch vor paar Jahren und irgendwie hat es was
besonderes an sich. Egal wie schlecht es mir ging heiterte mich
Itchiban immer wieder auf. Itchiban war in dem Buch ein glücklicher
Junge, der jeden mit seinem Lächeln verzauberte. Und wenn es ihm
selber mal schlecht ging, lächelte er. „3.33 Uhr...Diane Mahogan
wurde vor 18 Jahren geboren. Danke Mom und Dad, dass ihr mich
verdammt habt.“, sagte ich wie jedes Jahr und strich traurig über
das Buch, dabei fiel mir eine Träne hinunter. Plötzlich geschah
etwas unfassbares. Ein helles Licht erschien und zog mich in dieses
Buch hinein. „Everynight, everyday....“, hörte ich es leise
singen. Es war eine sanfte männliche Stimme. Sie kam mir so bekannt,
so vertraut vor. „Lane, Lane...meine Geliebte...Lane...“, sagte
die sanfte, zarte Stimme zu mir. „Aber ich bin nicht Lane. Ich
heiße...“ Ich verlor mein Bewusstsein. „Lane?“, sagte ein
junger Mann. Ich öffnete meine Augen. „Wo..wo bin ich?“ „Du
bist hier..hier bei mir!“, lächelte er und sah in meine
leuchtenden blauen Augen, dabei zeigte er aus dem Fenster einer
wunderschönen Holzhütte. „Du...“ „Ich bin übrigens Keanu.
Und das hier ist mein..unser Land Prinzessin Lane.“ Schockierend
stand ich auf und brachte für einen Augenblick lang kein Wort über
meine Lippen. Dann schrie ich: „Ich bin nicht Lane!! Verdammt hörst
du mir denn überhaupt zu??“ Er blickte zu mir. Dann ging er auf
einen Spiegel zu, der mit wunderschönen roten Rosen geschmückt war.
„Hier...schau in den Spiegel. Sieh es dir selbst an.“ Ich ging
verwirrt auf den Spiegel zu. Irgendwie war mir mulmig und ich hatte
ein wenig Angst. Was soll der Spiegel mir schon zeigen?? Träume ich
wieder? Dann will ich nie wieder aufwachen....nie wieder. Ich schaute
kurz zu Keanu herüber. „Hab keine Angst meine Geliebte.“ Er
lächelte. Ich versuchte ihn zurück zulächeln, doch mit aller Mühe,
die ich mir gab, funktionierte es nicht. Ist er etwa...Itchiban?
Innerlich merkte ich, dass mir warm wurde und in mir ein glühendes
helles Licht aufflammte. Ich ging immer näher auf den Spiegel zu.
Meine Schritte wurden immer langsamer. „Keine Zweifel, Lane. Geh
nur, geh.“ Ich schaute noch einmal kurz zu ihm hinüber und
schluckte. Dann sah ich in den Spiegel...
Dort stand ich. Wunderschöne gemachte Haare und in
einem wunderschönen blauen Kleid, passend zu meinen Augen. Dann
geschah es...der Unfall...alles voller Blut. Er starb, mein Geliebter
Keanu Itchiban. Er...er hat mich gerettet. 100 Jahre schlief ich.
Alles vergessen. Alle Tränen vergessen. Wie konnte ich es nur? Ich
sah zu Keanu hinüber. Doch er verschwand allmählich. „Mein
Geliebter bleib, bitte!!“ Ich brach in Tränen aus. „Bleib!!!“,
schrie ich. „Sei nicht traurig Lane. Ich tat es, um dich zu
beschützen. Ich liebe dich! Bitte lächle nur einmal...nur einmal
für mich.“, sagte er leise und verschwand ganz.
Ich wachte auf. Meine Augen mussten sich erst an den
Sonnenaufgang gewöhnen. Ich blickte mich um. Ich lag in einem alten
Bett, dass in einer alten zerbrechlichen Hütte stand. Langsam ging
mein Blick zu einem Spiegel. Er war beschlagen, doch ich konnte mich
leicht darin erkennen. Ich schob die Decke beiseite und ging auf den
Spiegel zu. Er hatte immer noch die Rosen um sich geschlungen. Dann
hörte ich ihn singen: „Everynight, everyday, is everything only
for you...only for you.“ Ich berührte den Spiegel und wischte kurz
über ihn. Dann lächelte ich.
...Nur für dich...