Gerhard Kemme

EE trifft KKK

Blechern, verdreht und schrill klang es, Hauptmieter Kanter zerrte auch die Postbox von Norbert Ecclesia auf. Der hatte einen Bewerbungsrücklauf: Stellenangebot als Engel. Lütt, muskulös und ehrlich waren die unumgänglichen Forderungen der ENGEL AG gewesen.
Die transplantative Flügeloperation hatte dem Jungengel dünne Vorderarme und Hände gelassen. Hin und wieder presste er eine goldene Trompete an die Lippen und warnte so Fussgänger vor dem überall herumkullernden Rutschunrat. So sass EE vor der Stadtbank am Geldautomaten und hoffte auf mildeste Gaben für die kleinen Zusatzkosten eines Profiengels.
Lärm in der Kassenhalle. Ballernde Revolversalven in die Decke. “Geld her! Keinen Alarm!“ Ecclesia lugte missbilligend durch die Glastür und sah einen maskierten Rechtlosen bei der Eintreibung seines Zwangstributes. Sekundensache, dann die Flucht per Kleinmotorrad.
Ecclesia folgte tutend mit ruhigem Flügelschlag im Hunderter Abstand. Mister Raub hatte mit Umsteigen gelöst. Lässig bestieg dieser den Vorortzug nach Waldberg. Engel Ecclesia klemmte seine Fusskrallen an einer Wagonentlüftung fest und legte die Flügel wie eine aerodynamische Radverkleidung hinter sich. Ein Stündchen und die beiden letzten Fahrgäste gingen und schwebten vom Zug weg über einen verwahrlosten Kleinbahnhof.
Die Räuberhöhle roch schon aus der Distanz nach verfaultem Holz und uriniertem Unrat. Der Kurzgeschichten-Kriminelle-Kemme öffnete auch die untere Türhälfte. “Auf Sieg gesetzt, und dicke abgezockt?““Klaro, unsere Investitionsknete!“ Engel Ecclesia verlangte Antwort: “Warum?“ “Entmündigung, Betreuung, Pflegschaft. Kurz: Wegen der ganzen kriminellen Diktaturscheisse!“ Das neue gesellschaftliche Konzept mit den Antisünden-Thermo-Behältern in jeder Stadt brauchte Geld. Plötzlich stand Hauptmieter Kanter vor ihnen. “Ohne mich? Das wollt ihr drei Hübschen eurem Freund nicht an tun.“ Dreierstreit, jeder wollte alles. Kanter entwarf den Konsensvorschlag. “Wir machen drei Geldhaufen. Den kleinen kriegt der Engel, den mittleren die Revolution und den grössten der Teufel. Und der Teufel, bin ICH.“ Kanter räumte in seine Grossgeldbörse ab. Danach gierten KKK und EE. Ruhig zog Kanter dann sein Rauchtütchen hervor und steckte es in einen goldenen Abstandshalter. Genießerisch inhalierte er durch ungepflegte Raucherlippen und wartete auf die erste Vision.

Wo hätte ich die Story einordnen sollen? SF, Krimi, Humor oder Fantastische Prosa? Somit war die Wahl des Letzteren ein Kompromiss. Die Weltsicht ist etwas märchenhaft futurologisch. Jemand bekommt auf operativem Wege Flügel und erlebt einen Banküberfall mit. Humoristisch blende ich mich als Mitglied der Geld-Revoluzzer ein. Aufteilung von Schwarzgeldern? Sicherlich eine Falschansicht des Autors: Drogenorganisationen, Autonome, Kirchen. Gerhard Kemme, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.11.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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