Christoph Hinze

lage - egal

In der Nacht, als er etwas ganz anderes vorhatte, merkte er, dass sich etwas ändern würde. Die Erde auf der er ging wurde weicher, schwere, dunkle Regenwolken zogen auf ihn zu. Lautlos zogen sie über die Ebene, dicke Tropfen fielen zähflüssig, sie berührten ihn nicht. Zeitlos schienen die Tage zu verrinnen. Er sah Nichtigkeiten zwischen Zauderern aufsteigen, Endlosigkeiten auf  Inseln eingesperrt. Taubenschwärme zogen über den wolkenverhangenen Himmel. Alterte er noch? Trotz allem zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen, sie waren durch die Initialen gebrochen  und bildete eine Chaussee zum Himmel. Zögernd begab er sich auf den Weg, ein Idealist, der sich von der Schönheit leiten ließ. Chaos gab ihm Halt, nach­dem er sein eigenes Echo nicht mehr hörte. Noch hatte er eine Utopie, auch wenn er es besser wusste. Noch wurden seine schwebenden Schritte durch die Eventualität seiner Idee und die Nacht­blindheit gehalten. Er sah ihre Augen, die tiefen Ruhe darin. Taub schien er vom diesem Blick zwischen zwei Abdrücken in Rahmen. Rechtfertigungen beider­seits folgten auf die Imagination von so Einigem. Richtige Erinnerungen hatte er nicht mehr an ihre Augen, doch wenn er daran dachte, rückten beide Ufer etwas näher aneinander. Fla­ckerndes Glücksgefühl stellte sich dann ein, getragen von Ewigkeiten, Briefen, die keine wa­ren und Ausdrücken, so voll von nebensächlichem Unsinn, voll von Träumen. Denkend. Ir­rend versuchten sie einander näher zu kommen. Er klammerte sich an die Innenseite der Chaussee. Haltlos versuchte er, die Wirkung seines Innersten zu unterdrücken, doch es war zu spät. Eingeschränkt durch das Dasein seines Empfindens verlor er die Ruhe, die ihn seit An­beginn begleitet hatte. Balsam war es sich in anderen Beschäftigungen zu verlieren. Arbeit suchend verdrängte er die Umarmungen, die Etüden verhallten seufzend im Nichts, den Mantelkragen hochgeschlagen vergaß er. Öfter als je zuvor erschien ihm der Chor unvollstän­dig, der endlich das Hören lernen sollte, anstatt im Tatensturm die eigene Eitelkeit übertönen zu wollen.

Dabei erkannte er in sich die Unvollständigkeit, wie ein Bauplan ohne Ingenieur, der ihn ent­wirft. Seitenweise überflog er Texte, ohne Eindrücke daraus mitzunehmen, die Imagination ganz woanders. Nie hätte er gedacht, dass er sich nach einem Ende sehnen würde, nach einer Gedächtnislöschung, einem Anfang. Neue Zeiten würden kommen, er wollte es nicht so weit kommen lassen. Belastet durch die Erfahrungen seiner Sinne und die eigene Oberflächlichkeit sehnte er sich zurück zu der Nacht in der er sein Dasein genossen hatte. Er fragte sich, warum die menschliche Rasse sich verlieben musste. Empfangsbestätigungen hatte er keine erhalten Passte er nicht als Eingeladener? Ringend mit sich selbst suchte er die letzten Sonnenstrahlen. Orientierungslos in der Nacht.

So, wie es jetzt war konnte es nicht bleiben. Träume halfen hier auch nicht weiter. Er wusste, es würde nicht leicht werden. Lieber hätte er sich wie immer in andere Luftblasen versetzt, auch wenn er wusste, dass diese platzen konnten. Abermals ging er durch, was er sagen wollte, doch er wusste dass er nicht erfolgreich sein würde. „Irgendwie aussichtslos" dachte er: „Chamäleons imitieren; tarnen, bloß nicht auffallen. Heute sowieso nicht mehr, morgen kann's doch nur ein Bisschen besser laufen. Irgendwas ist sowieso nicht stimmig heute, aber nach der Nacht trau ich mich. Ist doch ganz klar..." Natürlich traute er sich nicht, um nicht enttäuscht zu werden, er beschimpfte sich als Dummkopf und als feige, er wusste, dass es dadurch auch nicht besser würde. „Irgendwann werde ich es sagen; keine Chamäleontaktik mehr, auffallen, Haltung zeigen." Versprach er sich. Ein Riss in seiner Lösung konnte alles ruinieren und seine Idee, die bisher immer weit oben geschwebt hatte zum Erliegen bringen. Bisher war doch alles ganz gut verlaufen, war es so nicht vielleicht sogar besser? Tagträume­rei, er hatte sich nie getraut und dabei würde es bleiben!

WO LAG SEIN FEHLER?

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.03.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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