„Bedingt durch die günstige Verkehrslage an Rhein und Hellweg gründen
die Franken um 800 auf dem Duisburger Burgplatz eine Königspfalz als
Verwaltungszentrum. Die Kapelle, die zu der Pfalz gehört, ist
Vorgängerein der Salvatorkirche. Um 900 wird sie im Heberegister der
Abtei Prüm in der Eifel urkundlich erwähnt. Um 1000 ersetzt man sie
durch einen romanischen Steinbau.
1254
übernimmt der Deutschritterorden das Patronat über die Kirche. Die
Ritter reißen sie ab. Unter Einbeziehung des romanischen Grundrisses
erbauen sie eine dreischiffige gotische Pfeilerbasilika. Im Laufe von
vielen Jahren wird das Gotteshaus ausgeschmückt, unter anderem mit
einem Chorgestühl, der Salvatorstatue, elf Apostelfiguren, einem
Taufstein und den Sakramentshäuschen. Taufstein und Sakramentshäuschen
befinden sich heute noch in der Kirche.
Am Palmsonntag 1478
brennt der Kirchturm ab. Im gleichen Jahr erfolgt die Grundsteinlegung
für einen neuen Turm, der im Jahre 1493 wieder aufgebaut ist. Er hat
die gewaltige Höhe von 106 Metern und dient der Stadt als Wachturm.
Das
Gedankengut der Reformation breitet sich auch in Duisburg aus. 1555
entfernen Bilderstürmer die Salvatorstatue aus der Kirche und
beschäftigen den Taufstein. Vorboten der Ökumene erreichen die Kirche,
denn die Sprache der Predigt ist deutsch und der Gottesdienst erfolgt
abwechselnd nach katholischen und evangelischen Riten. 1571 wird die
Kirche evangelisch.
1610 tagt unter der Schutzherrschaft
Brandenburgs die 1. Generalsynode der reformierten Gemeinden der
Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg in der Salvatorkirche. Es wird eine
Kirchenverfassung erarbeitet, die zum Teil noch heute gültig ist.
Gewählte Presbyter vertreten die Gemeinde und haben ein Mitspracherecht
bei der Wahl des Pastors. 1613 zerstört ein Blitzschlag den Kirchturm,
der erst nach dem 30jährigen Krieg wieder aufgebaut wird. 1682 erhält
der Kirchturm, der nach 69 Jahren wieder aufgebaut ist, eine
Barockhaube mit einem Engel als Wetterfahne.
Während der
Reinlandbesetzung durch die Franzosen wird die Kirche als Kornspeicher
und Pferdestall zweckentfremdet. 180 ermöglicht eine großzügige
Schenkung des Deutschen Kaisers den Beginn einer umfangreichen
Kirchensanierung. 1891 gründet Oberbürgermeister Lehr einen Bauverein
zu einer weiteren Sanierung der Kirche. Unter anderem wird die
Barockhaube des Turms entfernt und durch einen achteckigen Aufsatz
(Oktagon) und einen kegelförmigen Turmhelm ersetzt.
1904 erfolgt
die feierliche Einweihung der renovierten Kirche. Es ist das letzte
große Fest, das die Salvatorkirche als Stadtkirche feiert, denn durch
die Eingemeindung von vielen Ortschaften (z. B. Ruhrort, Meiderich)
wird Duisburg zur Großstadt und die Salvatorkirche eine ihrer
zahlreichen Kirchen.
Am 13. Mai 1943 sucht ein verheerender
Bombenangriff auf die Stadt Duisburg auch die Salvatorkirche heim. Der
brennende Kirchturm stürzt auf das Langhaus. Die Kirche brennt völlig
aus.
Die Kirche hat folgende Maße: Länge = 58 Meter, Breite =
21,5 Meter, Innenhöhe = 17,5 Meter., Turmhöhe = 62 Meter. Die
Außenmauern bestehen aus Backstein und sind zum Teil mit Tuffstein
(Brohltal) verkleidet. Außerdem verarbeitete man Trachyt und Sandstein.
In
der Innenstadtgemeinde wurde stets konfessionelle und religiöse
Toleranz gepflegt. Ein Beispiel dafür geben die Glasfenster, die nach
dem Krieg ersetzt wurden. Die Entwürfe stammen von evangelischen,
katholischen und jüdischen Künstlern (Karl Hellwig, Claus Pohl,
Berthold Janke und Naftali Bezern). Die steinernen und hölzernen
Gedächtnistafeln aus dem 16. bis 18. Jahrhundert erinnern an
Wissenschaftler, Professoren, Bürger und Soldaten, die in oder neben
der Kirche beigesetzt wurden.
Tauf-, Ewigkeits-, Altar-,
Apostel- und Fürbittenleuchter schmücken den Innenraum. Der letztere,
dessen Form an einen Globus erinnert, dient der persönlichen Andacht
der Besucher. Die Kanzel – überliefertes Entstehungsjahr 1644 – mußte
nach Kriegsbeschädigungen restauriert werden. Seit dem Jahre 2002
verfügt die Kirche über die gegenwärtige Orgel. Sie ist für Musik aus
dem Barock, der Romantik und für zeitgenössische Musik geeignet,“
stellt Erika Köppen die Geschichte der Salvatorkirche vor.
Duisburg
ist eine schone Stadt. Eine sehr schöne Stadt sogar. Insbesondere der
neu gestaltete Innenhafen hat es mir angetan. Die Promenade zwischen
Steiger Schwanentor und Museum Küppersmühle ist hübsch gestaltet.
Selbst im Sommer, wenn es warm und sonnig ist, verirrt sich werktags
kaum ein Spaziergänger hierhin. Gerade einmal am Wochenende ist hier
viel los.
Warum ich Ihnen das alles erzähle? Ganz einfach: Ich
bin Kirchenmusiker und Kantor. Und die evangelische Salvatorkirche kann
eine hervorragende Kantorei vorweisen. Dort habe ich mich als Kantor
beworben. Jetzt, da der alte Kantor Franz-Xaver Unkeneder in den
Ruhestand getreten ist, ist dort nämlich eine Stelle frei. Zusammen mit
vier anderen Kandidaten bin ich in die engere Wahl für die Stelle
gekommen.
Ich würde die Stelle schon gerne haben. Die Bezahlung
ist gut. Die Kantorei verfügt über hervorragende Sänger; die Kantorei
hat schon mehrere CDs aufgenommen, die sich auch gut verkaufen. Ich
wäre der beste Kantor für diese Kantorei.
Der Innenhafen hätte
für mich einen großen Vorteil Ich habe da ein neues Programm auf meinem
Rechner. Es ist ein Kompositionsprogramm. Mit ihm kann ich (auch für
mehrere Instrumente) auch größere Musikstücke erstellen. Wenn ich einen
Kopfhörer in den Rechner stecke und die Taste F1 drücke, kann ich mir
noch während des Komponierens mein Musikstück anhören.
Die Orgel
an der Salvatorkirche ist die beste, der derzeit auf dem Markt
erhältlich ist. Ich habe mir vorgenommen, in jedem Gottesdienst mit
einer neuen Komposition zu glänzen. Außerdem möchte ich an den
kirchlichen Festtagen (Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Konfirmation)
mit der Kantorei auftreten, und zwar mit selbst komponierten Stücken.
Sie
merken: Ich möchte hoch hinaus. Die Salvatorkirche soll ein Sprungbrett
für meine kirchenmusikalische Karriere sein. Ich brauche diese Stelle
unbedingt. Doch wie es anstellen? Genau: Ich werde meine Konkurrenten
beseitigen.
Ich weiß auch schon, wie ich es anstellen werde. In
den kommenden fünf Wochen sollen wir Konkurrenten – quasi als Ersatz
für das Vorstellungsgespräch – während des Gottesdienstes vorspielen.
Wer zu dem Gottesdienst in sechs Wochen eingeladen wird, der kriegt die
Stelle.
Zum Glück ist die Salvatorkirche jeden Tag geöffnet. Ich
werde morgen in die Kirche gehen, so tun, als sei ich ein zufälliger
Besucher und mir die Orgel mal genauer anschauen. Ob wohl die Orgel mir
helfen kann, meine Konkurrenten zu beseitigen?
(zwei Tage später)
Die Salvatorkirche gefällt mir immer besser. Jetzt bin ich mir auch sicher, daß mir die Orgel helfen wird.
„Die
Töne sind verklungen“ heißt es in einem Lied von Peter Maffay. „Der
letzte Ton dauert ewig“ heißt es bei meinem Konkurrenten Peer Schmidt.
Als das Nachspiel, mit dem die Gottesdienstbesucher verabschiedet
werden, fast zu Ende gespielt ist, gibt es eine plötzlich Dissonanz,
mit der das Orgelnachspiel endet. Erschreckt fährt die Gemeinde hoch.
Als der Küster die Orgel erreicht, sieht er Peer Schmidt quer über die
Orgeltasten liegen. Er ist total verkrampft. „Die Orgel steht ja völlig
unter Strom,“ staunt der Küster. Er muß die Sicherung herausdrehen,
damit sicher Notarzt überhaupt mit der Leiche beschäftigen kann.
Währenddessen krabbelt der Küster in die Orgel und entdeckt den Fehler schnell: ein durchgeschmortes Kabel...
(nächster Sonntag)
500
g Mehl Typ 1050 mit 2 Päckchen Trockenhefe / 40 g Frischhefe und 100 g
Zucker in einer Schüssel vermischen. 1 Ei, 100 g weiche Margarine und
200 ml Milch dazugeben und dann erst mit dem Handrührgerät, dann mit
der Hand durchkneten. Den Hefeteig zugedeckt auf das doppelte Volumen
aufgehen lassen. Das dauert etwa 30 bis 60 Minuten. 100 bis 150 g
Sultaninen leicht mit etwas Mehl vermischen und von Hand unter den Teig
kneten. Dann in 12 Stücke teilen, je zu 35 cm langen, dünnen Stangen
rollen, zu Brezeln formen, auf ein backpapierbelegtes Bachblech legen
und nochmals aufgehen lassen. Mit Dosenmilch bestreichen und mit
Hagelzucker bestreuen. Mit der mittleren Schiene bei 180°C (E-Herd) /
Stufe 2 (Gasherd) 15 Minuten backen.
Die Salvatorgemeinde hat
eine Angewohnheit, die mir sehr entgegenkommt: Nach dem Gottesdienst
setzt sie sich zusammen, redet über die Predigt und andere Banalitäten,
trinkt Kaffee und vertilgt Plätzchen und Kekse. Ob mir die Salvator –
Krekelinge helfen können, einen weiteren Konkurrenten loszuwerden?
Quasselnd
setzt sich die verbliebene Gemeinde an den gedeckten Tisch im hinteren
Seitenschiff nahe der Wendeltreppe zur Orgel. Geert Schmitt kommt von
der Orgel herunter; er ist ein guter Organist und mein schärfster
Konkurrent. „Kommen Sie, Herr Schmitt, setzen Sie sich zu uns,“ fordert
ihn eine ältere Dame auf. „Aber gerne doch,“ strahlt Schmitt sie
siegessicher an. „Ah, ich sehe, es gibt selbstgemachte Brezeln. Da
greife ich doch gerne zu.“ Spricht`s, greift zu und beißt mit Wonne
hinein. Es soll das letzte sein, was er in seinem Leben tut. Kaum ist
die Brezel mit etwas Kaffee hinuntergespült, vergrößern sich seine
Augen und ein Röcheln entströmt seinem Mund. Dann fällt er mit flottem
Schwung vornüber auf den Tisch. „Oh Gott, was habe ich gemacht,“ fragt
die ältere Dame. „Von wem sind übrigens die Brezeln?“
Anfang
März 1445 brachte der Erzbischof von Köln seine Soldaten mit Schiffen
rheinabwärts. Am 10. März hatte er seinen festen Stützpunkt,
Kaiserswerth, verlassen und segelte bei Nacht und in aller Heimlichkeit
stromab nach Duisburg. Beim Ankerwerfen entdeckten ihn Wanheimer
Fischer, die unheilsahnend jemanden in die Stadt schickten, um den
Magistrat zu warnen. So konnten die Duisburger Bürger in gemeinsamer
Anstrengung den Sturm auf die Stadt abwehren.
Zur Erinnerung an die
glückliche Befreiung aus Kriegsnot beschenkten sie noch manches Jahr am
12. März, dem Gregoriustag, die Kinder mit Kuchen und Brezeln, die man
damals „Krekelinge“ nannte. Deshalb nannte man dieses Fest auch später
„Krekelendag“.
Die Brücke am Marientor, wo die 2 feindlichen
Heerhaufen aufeinanderstießen, nannte man nun im Volksmund „Verlörkes
Brück“. Sie befand sich dort, wo noch vor wenigen Jahren das Gebäude
der Bauunternehmung Kiefer war, etwa 150 Meter schräg vor der
Marienkirche.
Der Düsseldorfer Maler Professor Claus Meyer malte
im Jahre 1901 diesen Kampf an der „Verlörkes Brück“. Das Bild wurde
1902 zur Einweihung des Rathauses an der rechten Längswand des großen
Sitzungssaales angebracht.
Dieser Text ist nicht auf meinem Mist
gewachsen. Er stammt aus der Feder von Wolfgang Hoppe. Ich habe den
Text nicht nur in seinem Buch „Duisburger Balladen“ gefunden. Der Text
befindet sich auch auf einer Bildtafel, die (neuerdings???) in der
Salvatorkirche hängt. Ob mir der lockere Nagel wohl helfen kann...?
Naßgeschwitzt
vor Anstrengung kommt Fridolin Königs Brand von der Orgel herunter.
„Drehen wir noch eine Runde durch die Kirche, bevor wir uns der Meute
stellen,“ frage ich den Konkurrenten mit dem komischen Namen. „In
Ordnung,“ antwortet Königs Brand erschöpft. Unter dem besagten Textbild
bleibe ich stehen. Schon nach wenigen Sekunden trommele ich scheinbar
nervös an der Wand. Wann...? Als ich einen Lufthauch spüre und einen
Kracher höre, blicke ich auf. Königs Brand liegt mitsamt Bildtafel auf
dem Boden. „Was ist denn das für ein komisches Teil,“ wundert sich der
Pfarrer. „Das habe ich ja noch nie hier gesehen...“
Gerhard
Mercator ist eine historische Figur. Er entwarf Atlanten und
Stadtkarten. Sein Leichnam liegt in der Salvatorkirche begraben. Also
gehe ich in das Archiv der Gemeinde. Und ich habe wieder Glück. Ich
entdeckte eine alte Innenansicht der Kirche, in der das Grab Mercators
verzeichnet ist. Ob mir wohl (s)ein Geist helfen kann?
Als die
Gottesdienstbesucher in die Kirche strömen, beachtet niemand die
Erhöhung auf dem Fußboden. Erst nach dem Gottesdienst fällt sie dem
Küster auf. „Haben Sie da was abgestellt,“ fragt er den Pfarrer. „Nein,
habe ich nicht,“ antwortet mein zukünftiger Arbeitgeber erstaunt.
Gemeinsam gehen sie hin, gefolgt von meinem überneugierigen
Konkurrenten. Gemeinsam heben sie die Steinattrappe hoch. Als die wie
Mercator aussehende Puppe hochschnellt, trifft sie meinen Konkurrenten
genau am Kinn. Zu dumm, daß er mit dem Kopf genau auf die Kirchenbank
schlägt...
Am nächsten Tag schellt die Polizei an meiner
Haustür. „Guten Tag, ich heiße Müller, Wachtmeister Müller, um genau zu
sein.“ Jetzt bin ich geliefert. „Ich habe da mal eine Frage.“ Ja, schon
gut, ich gestehe alles. „Es geht um Ihren Wagen. Sind Sie sicher, daß
er nicht schon längst über den TÜV gemußt hätte?“
Was steht da in der Zeitung? „Küster unter Mordverdacht festgenommen...“
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.04.2009.
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Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren
Francks Debüt
von Axel Kuhn
Die letzte Treppe musste sie zu Fuß emporsteigen. Sie wusste, dass es im Erdgeschoss eine Nachttür gab, durch die sie das Gebäude verlassen und ins Leben zurückkehren konnte. Aber sie wusste nicht, ob sie das wollte. Alles war so furchtbar grau. Noch einmal hob sie das Gesicht in den Wind. Sie trat ans Geländer und schloss die Augen.
Stuttgart 1980: Die beiden Amateurdetektive Andreas Franck und Petra Giseke geraten in ein undurchsichtiges Geflecht privater und politischer Beziehungen. Vier Personen bleiben auf der Strecke: Unfall, Selbstmord oder Mord? Das Verbrechen nistet sich schon im Alltag ein, und die Grenzen zwischen Täter und Opfer verschwimmen.
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