Die „Informationen zur politischen Bildung“ werden von der
Bundeszentrale für politische Bildung, die in Bonn ansässig ist,
herausgegeben. Die Nummer 271 erschien im 2. Quartal 2001. Ihr Titel?
„Vorurteile – Stereotype – Feindbilder“.
Friedrich
Heckmann, Jürgen Faulenbach, Angelika Königseder und Juliane Wetzel
sind einige der Autoren, die Beiträge für das Heft liefern. Wie gewohnt
ergänzen Texte, Fotos und Zeichnungen einander. Türken und Polen,
„Zigeuner“ (also Sinti und Roma) und Jugend sind die Themen dieses
Heftes. Sie stehen stellvertretend für all die Gruppen, gegen die man
Vorurteile haben kann.
Unterstützt durch viele historische
Fakten nähern sich die Autoren eher soziologisch und
geisteswissenschaftlich dem Begriff des Vorurteils. Woher kommen sie?
Wie funktionieren sie? Insbesondere der Teil über die Sinti und Roma
ist für mich persönlich interessant. Was aber ganz einfach daran liegt,
daß ich mich nie mit ihnen beschäftigt habe und daher mich nicht mit
dieser Volksgruppe auskenne.
Der Rheinländer – Wunsch und
Wahn. Mit diesem Thema beschäftigt sich meine Doktorarbeit. Als
Ethnologe soll ich diesen ganz besonderen Menschenschlag auf die Spur
kommen. Doch wie das anfangen? Genau: Ich werde verschiedene Leute dazu
befragen.
„Sing, mein Rheini, sing / Es ist ein eigen Ding / Hör
ich den Jecken schreinŽ / Fang ich Kamelle ein.“ Es ist schon ein
seltsames Lied, mit dem mich Karnevalsprinz Fridolin I empfängt. Ein
weißes Gesicht mit roten Lippen und grünen Wangen hat er, eine schwarze
Melone auf dem Kopf, rote krause Haare quellen darunter vor. Eine
schwarze Hose, eine Jacke im Schachbrettmuster und ein rosafarbenes
Rüschenhemd ergänzen das Bild. So also sieht der Rheinländer aus Köln
aus, wenn die fünfte Jahreszeit anbricht.
Herr Pfarrer, Sie sind Pfarrer hier in Kevelaer.
Genau, in der „Pfarrkirche des heiligen Zeloten“.
Wie würden Sie den Rheinländer beschreiben?
Gläubig.
Wie „gläubig“? Nur gläubig?
Der Rheinländer ist tiefgläubig und römisch-katholisch.
Also nicht neukatholisch, orthodox oder gar evangelisch?
Nein, nein, so etwas Unanständiges gibt es nur im Fernsehen.
Ich
bin auch im schnellen Brüter in Kalkar gewesen. Was denn ihre
Spezialität wäre, habe ich den Betreiber gefragt. „Unsere Gastronomie,“
antwortet Fritz-Tobias Müller-Mayer. „Wir bieten leckere und
schmackhafte Omeletts aus Pinguin-Eiern. Sie schmecken leicht nussig
und sind bei uns der absolute Renner.“ Ein Atommeiler wurde zu einem
riesigen Kühlschrank umgebaut. Dort leben ungezählte Pinguine, die auch
regelmäßig Eier legen. „Unser Spezialfutter macht`s möglich,“ behauptet
Müller-Mayer. Der zweite ehemalige Atommeiler ist dann wirklich ein
schneller Brüter. „Dort gibt es spezielle Brutkästen für die
Pinguineier. Innerhalb kürzester Zeit sind die Eier kochfertig,“ betont
Müller-Mayer. Die Erlebnis-Gastronomie kann die Pinguineier also in
kürzester Zeit nutzen. Die Schlagen vor der Gastronomie zeigen, daß die
Betreiber ein Erfolgsrezept entdeckten. Ist der Rheinländer also ein
cleverer Geschäftsmann?
Sehen Sie den ausgestopften Fisch da
drüben? Dieser Fisch ist etwas ganz Besonderes. Er ist der letzte
lebende Fisch, der bei Emmerich aus dem Rhein gefischt wurde. Ich muß
es ja wissen. Ich bin ja in meinem bisherigen Berufsleben nicht nur der
Leiter des Rheinmuseums gewesen. Davor war ich für viele Jahre Fischer
auf dem Rhein. Ich habe in Emmerich und Umgebung meine Netze
ausgeworfen. Konnte ich anfangs noch Lachs an Land bringen, war es dann
nur noch Aal, Makrelen und Hering und am Ende ein paar Goldfische. Als
ich diesen ausgestopften Goldfisch gefangen habe, war der Rhein dann
endlich leergefischt. Also mußte ich mir einen anderen Job suchen, der
irgendwas mit den Fischen und der Binnenschiffahrt zu tun hat. Da bot
mir die Stadt Emmerich die Stelle als Leiter des Rheinmuseums an. „Der
letzte Rheinschiffer soll ehren- und würdevoll in Rente gehen,“ lautete
die Begründung der lokalen Honoratioren. Wie ich heiße, fragen Sie?
Veit Stenzelfrau heiße ich.
Sie sehen es, liebe Leser: Schräge Vögel sind die Menschen am Niederrhein, skurril, aber liebenswert.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.07.2009.
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