Amelie Sardisong

Ein Traum wird wahr....

Es war eigentlich Sarahs Idee gewesen, mit der ihr Chef sich nun brüstete. Es sollte endlich DSL geben im Büro. Eingehende E-Mails abrufen dauerte über den altbewährten analogen Zugang den halben Tag, eine erfolgreich zu versenden war das reinste Glücksspiel.

 

Aber nun gab es Probleme und Sarah sollte sie beheben. Der Tagesplan musste verworfen werden, sie stellte sich auf einen langen Telefontag ein. Im Netz des Callcenters des neuen Anbieters gefangen, war sie eine halbe Stunde später völlig entnervt, als dann aber endlich das Wunder geschah, und sie jemanden am anderen Ende hörte, der menschlich klang. „Oh, sie sind ja endlich mal kein Computer. Guten Morgen. Dyenberg, Kanzlei Oppenhoff.“ „Na, wenn das keine charmante Begrüßung war. Guten Morgen. Christian Wolke. Was kann ich für Sie tun?“ Sarah besprach die Probleme mit dem Telefon und plauderte mit dem sympathischen Herrn. Sie war sehr zufrieden, als sie später ihrem Chef berichten konnte, alles sei auf dem richtigen Weg. Später verabschiedete sie sich in den Kurzurlaub. „Ich bin dann am Mittwoch wieder da. Montag schreibe ich die Klausur und dann brauche ich dringend einen freien Tag.“ „Alles klar Sarah! Viel Erfolg und schöne Tage! Bis Mittwoch.“

 

Sarah war mit ihren Gedanken schon wieder woanders. Die Verfahrensrechtsklausur stellte hohe Anforderungen an das bisschen Zeit, das Sarah ins Lernen investieren konnte. So dauerte es einige Zeit, bis sie das penetrante Klingeln eines Handys als ihr eigenes identifizierte. Die Kanzlei. „Sarah, bist Du schon im Zug?“ „Nein, warum?“ „Du musst dringend noch mal herkommen.“ Entnervt trat Sarah den Rückweg an. Aber dort wartete eine angenehme Überraschung auf sie. „Schau Sarah. Den Blumenstrauß hat jemand für Dich abgegeben.“ Ein wunderschöner Frühlingsstrauß wartete auf sie. Sie suchte nach einer Karte. „Tja Sarah, die Karte bekommst Du erst, wenn Du verrätst, wer Dein heimlicher Verehrer ist.“ „Das weiß ich doch selbst noch nicht! Komm schon Melanie, ich bin neugierig!“

 

Widerwillig rückte die Freundin die Karte heraus. Sarah öffnete den Umschlag aufgeregt. „Das Spiel mit dem Feuer ist nicht meins. Ich hatte Herzklopfen beim Klang Deiner Stimme. Ich möchte Dich unbedingt treffen und kennen lernen. Samstagabend, 20 Uhr vor dem Café Rosengarten. Lieben Gruß – Christian Wolke“ Sarah musste sich setzen. „Mellie, weißt du, von wem der ist?“ „Woher denn?“ „Von dem Typen mit der super netten Stimme. Aus dem Callcenter.“ „Nein. Nicht im Ernst.“ „Doch!“ Aufgewühlt und aufgeregt trat Sarah den Heimweg an und starrte die ganze Zeit den Blumenstrauß an. Zu Hause allerdings zwang sie sich, das ganze zunächst zu vergessen. Die bevorstehende Klausur war einfach wichtiger und so lernte sie bis spät in die Nacht.

 

Die Aufregung stellte sich erst am nächsten Nahmittag ein. Sie duschte heiß, machte sich in aller Ruhe fertig und setzte sich dann in ihr Auto, um in die Stadt zu fahren. Da noch reichlich Zeit war, schlenderte sie am Rhein entlang und ließ sich die Luft eines der ersten Frühlingsabende um die Nase wehen. Erst kurz vor acht machte sie sich auf den Weg zum Café. Es war wie immer samstags voller junger Leute. Auch draußen standen eine Menge Menschen. Aber sie sah nirgends einen einzelnen Mann stehen. Auch über acht Uhr hinaus war noch niemand da. Sarah war überzeugt, dass jemand mit einer solchen Karte und einem so netten Blumenstrauß sie nicht versetzen würde, also ging sie zurück zum Rheinufer und wartete.

 

Es war fast neun Uhr, als ein junger Mann zum Rhein hinunter gelaufen kam. Er sah sich suchend um, bemerkte Sarah aber zunächst nicht. Erst als er resignierte und sich ans Geländer lehnte fiel sein Blick auf eine junge Frau, die mit wehenden Haaren am Geländer stand und sich den Wind um die Nase wehen ließ. Er ging auf sie zu. „Was für ein schrecklich missglückter Start. Guten Abend Sarah!“ Sie drehte sich langsam um und sah in zwei strahlend blaue Augen. „Christian!“ Sie umarmten sich schüchtern. Es gab plötzlich nicht mehr viel zu sagen. Es stellte sich eine angenehme Ruhe ein. Sie liefen am Wasser entlang und unterhielten sich über Gott und die Welt. Sarah hatte völlig die Zeit vergessen. Christian machte ihr Komplimente, er erzählte viel, hörte aber genauso zu. Er gab Sarah vom ersten Moment an das Gefühl, wichtig zu sein. Es war schon früher Morgen, als Christian sie zu ihrem Auto brachte. „Was hältst Du davon, wenn ich Dir den Tag heute lasse und Dich morgen nach der Klausur entführe?“ „Wohin?“ „Lass Dich überraschen! Schlaf gut Sarah. Viel Erfolg. Ich werde den ganzen Tag an Dich denken – Deine funkelnden Augen, Dein zauberhaftes Lächeln und ich werde mir tausend Mal vorstellen, Deinen lachenden Mund zu küssen!“ Sarah folgte einem plötzlichen Impuls und umarmte Christian fest. „Ich freue mich sehr auf morgen. Danke für diesen schönen, unvergesslichen Abend!“ Sie küssten sich auf die Wangen und Sarah fuhr nach Hause.

 

Trotz wunderschöner Gedanken setzte Sarah sich an den Schreibtisch und lernte. Sie staunte manchmal selbst über ihre Disziplin. Als sie mittags ihr Jetlag vom Vorabend einholte, machte sie einen Spaziergang. Sie klingelte bei ihren Eltern. „Hallo Mama! Hier riechts aber gut!“ „Sarah, schön, dass Du vorbeischaust. Wenn du noch ein Gedeck auflegst und Papa holst, kannst Du mitessen.“ „Oh super, danke!“ Nach dem Essen spielten sie Karten – das war sonntags traditionell bei Familie Dyenberg. „Ich habe jemanden kennen gelernt!“ „Das wurde ja auch mal Zeit! Erzähl!“ „Mama, ich kann Dir das gar nicht beschreiben. Er ist… anders…“ „Anders?“ „Ja, anders als alle anderen Männer, die ich jemals kennen gelernt habe.“ Sarahs Eltern sahen sich fragend an. “Okay, ich sehe schon, ihr könnt eure Neugierde kaum zügeln. Also. Er heißt Christian, ist 29, Assistenzarzt im Städtischen Krankenhaus, er ist riesig groß, hat strahlend blaue Augen und ist ein absoluter Gentleman. Höflich, nett, sehr gebildet und interessiert sich für so viele Dinge… Ich… super. Er ist einfach ein toller Mensch.“ „Wie hast Du ihn kennen gelernt?“ “Er hat einen Nebenjob im Callcenter eines Telefonanbieters. Darüber habe ich ihn kennen gelernt.“ Sarahs Mutter, die das Glänzen in den Augen ihrer Tochter bemerkte, brauchte keine weiteren Informationen. Als Sarah aufbrach um noch ein wenig zu lernen, standen die Eltern am Küchenfenster, umarmten sich und dachten selbst an die Anfänge ihrer gemeinsamen Zeit.

 

Sarah schrieb am Tag darauf ihre Klausur. Die Fragen waren kniffelig, aber zu schaffen. Sarah hatte von frühester Schulzeit an die Gabe, sich wirklich nur auf die eine Sache zu konzentrieren und schaffte die Klausur mit einem guten Gefühl. Als sie aber die Uni verließ, war sofort das Kribbeln im Bauch zurück. Christian saß bereits auf der Bank vor dem Haupteingang und genoss die Frühlingsluft, die ihm um die Nase wehte. Als er Sarah sah, lag sofort ein Strahlen auf seinem Gesicht. „Schön, dass Du da bist!“ Sie umarmten sich fest. „Wie ist es gelaufen?“ „Sehr gut.“ „Das ist schön, dann kannst DU ja jetzt abschalten, oder?“ „Schon geschehen. Der Abend gehört Dir!“ „Hört sich verlockend an.“ Christian legte den Arm um Sarahs Schultern und führte sie zum Auto. Verstohlen rieb er sich die Augen. „Du siehst sehr müde aus!“ „Ich fürchte, das bin ich auch.“ Sarah strich sanft über seine Wange. „Was hältst Du von einer Planänderung und Du kommst einfach mit zu mir und ich mache erstmal was zu essen?“ „Um ehrlich zu sein, hört sich das echt gut an. Es tut mir so leid, aber ich hatte Nachtbereitschaft und es war sehr viel zu tun.“ Du musst Dich für nichts entschuldigen. Es ist wirklich kein Problem.“ So landeten sie in Sarahs Wohnung. Christian vertiefte sich in Sarahs CD-Sammlung während sie sich in der Küche zu schaffen machte. Sie hörte leise Klavierklänge und wollte ihm die Möglichkeit geben, ein wenig abzuschalten. Während ihr Auflauf im Ofen brutzelte, deckte sie den Tisch, öffnete eine Flasche Wein und machte Salat.

 

Als sie ins Wohnzimmer kam, war Christian eingeschlafen. Sie legte vorsichtig eine Wolldecke über ihn und strich sanft über seine Wange. Da sie ohnehin noch verschiedene Sachen zu recherchieren hatte, klappte sie ihren Sekretär auf und machte sich ans Lernen. Erst das Klingeln des Telefons riss sie aus der Arbeit. „Dyenberg?“ „Sarah, hallo! Ich wollte nur hören, wie die Klausur gelaufen ist?“ „Mama, das ist aber lieb. Es ist super gelaufen. Ich sitze gerade an meiner Diplom Arbeit!“ „Du solltest Dir eine Pause gönnen.“ „Das mache ich morgen. Morgen wird nicht gelernt.“ „Komm doch vorbei!“ „Ich melde mich noch, ich habe noch keine genauen Pläne.“ „Ist gut! Schönen Abend.“ „Dir auch und Grüße an Papa.“ Sarah streckte sich. Sie legte ihre Bücher weg und stand unschlüssig im Wohnzimmer. Das Essen war fertig. Sollte sie Christian wecken oder nicht… Sie schenkte sich ein Glas Wein ein und setzte sich mit einem Buch zu ihm auf die Couch, aber da wurde er bereits wach. Mit großen, verschlafenen Augen sah er sich um, um sich zu orientieren. „Na Du? Weißt Du, wo Du bist?“ „Ich glaube, es gibt keinen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre!“ Er rieb sich die Augen. „Sarah, es tut mir so leid. Du musst mich für einen fürchterlichen Menschen halten. Erst komme ich zu spät, dann verschlafe ich unser Date…“ „Das tue ich nicht.“ Es entstand eine Verlegenheitspause. Christian nahm Sarahs Hand. „Hast Dus schon mal erlebt? Liebe auf den ersten Blick? Das Gefühl, genau dahin zu gehören, wo Du jetzt gerade bist? Das erste Mal in Deinem Leben genau das Richtige zu tun?“ Sarah lief ein Schauer über den Rücken. „Noch nie. Bis Samstag.“ Er zog sie an sich und hielt sie einfach ganz fest. Sarahs Gesicht lag an seiner Brust, sie sog seinen Duft in sich auf. Christian strich Sarah eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der erste vorsichtig fordernde Kuss entfachte das Feuer, dessen Glut schon seit einigen Tagen in beiden loderte. Die Welt um sie herum war einfach vergessen… Viel später lagen beide in Sarahs großem Bett und Christian sah Sarah einfach nur an, konnte dem Drang  nicht widerstehen, sie in die Arme zu nehmen. „Meine Güte Sarah, was passiert nur mit mir?“ „Das gleiche wie mit mir glaube ich! Hoffentlich hört es nie wieder auf!“ „Da werden wir beide viel für tun müssen!“ „Das werden wir!“ Sie küssten sich zärtlich und schliefen eng aneinander gekuschelt ein.

 

„Sabine, ich kann kaum glauben, dass das immer noch nicht funktioniert. Ich habe ihnen das nun schon mindestens sechs Mal gezeigt. Sie sind keine Anfängerin mehr. Das ist ihr Handwerkszeug, nicht meines. Ich werde das der Oberschwester melden. Das darf einfach nicht passieren.“ Die Tür zum Schwesternzimmer knallte heftig zu und Christian stand wutentbrannt auf dem Flur. „Christian?“ Sarah schaute vorsichtig um die Ecke. „Warst das tatsächlich du, der hier herum brüllt, dass man es schon im Fahrstuhl hört?“ Christian zog Sarah an sich und drückte sie fest. Sie spürte seinen Herzschlag, viel zu schnell. Er war über alle Maßen aufgebracht. „Komm, du musst dich erstmal abregen. Was ist denn überhaupt passiert=“ „Wir haben gerade eine Patientin verloren. Weil unsere Schwester Sabine ihren Job einfach nicht beherrscht. Aber ich bin derjenige, der das den Angehörigen jetzt mitteilen muss. Wenn man etwas nicht versteht und nachfragt, bin ich der Letzte, der nicht erklärt. Aber wenn man mich täuscht, und das das Ergebnis ist, dann werde ich wirklich zum Tier!“ Sarah saß schweigend neben ihm. „Du weißt, dass das auch für Dich noch Konsequenzen geben kann?“ „Meine Frau, die Juristin!“ Er küsste sie auf die Nasenspitze. „Ja, ich weiß. Entschuldige, es wird noch eine kleine Weile dauern. Ich muss mit den Angehörigen sprechen!“ Sarah drückte ihn. Vielleicht hilft es Dir, dass ich da bin, wenn du wieder kommst.“ „Was täte ich ohne dich?“

 

Natürlich war Christian abends eher schweigsam und Sarah ließ ihn eine Weile mit seinen Gedanken allein, um zu lernen. „Gehen wir noch eine Runde spazieren?“ „Gerne!“ Sarah klappte  die Bücher zu und sie machten den Frühlingsabend unsicher. „Es ist unheimlich schön hier. So ruhig und friedlich…“ „Ja, Du hast Recht. Ich fand es auch schon immer schön hier. Hey, da vorn gehen meine Eltern!“ Sarah rief nach ihrer Mutter. „Sarah, guten Abend!“ „Hallo Mama, hallo Papa. Darf ich euch Christian Wolke vorstellen? Christian, meine Eltern.“ Es folgte ein großes Hallo und der Spaziergang wurde zu viert fortgesetzt. „Habt ihr Lust, noch ein Glas Wein mit uns zu trinken?“ „Gerne!“ Es wurde ein langer unterhaltsamer Abend, und Sarah entspannte merklich, je mehr Christian ihre Eltern für sich gewann. Es war spät, als sie in Sarahs Wohnung zurückgingen. Sarah war müde, konnte aber nicht einschlafen, als sie merkte, dass Christian sie ansah. Sie lag völlig entspannt in seinem Arm, seine warme Hand lag auf ihrem Bauch. „Sarah, ich frage mich, was mit mir geschieht. Es ist so schön mit dir. Du bist die Frau, auf die ich mein Leben lang gewartet habe. Es ist alles genau so, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Halt mich für vollkommen verrückt, Sarah, aber ich weiß, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen möchte. Ich liebe dich, Sarah!“ Sie drehte sich zu ihm und sah in seine Augen. Sie umarmte ihn fest und küsste ihn zärtlich aber fordernd, voller Leidenschaft. Christian drückte sie an sich, konnte sein Verlangen kaum kontrollieren. „Christian, mein Gott, ich liebe dich auch!“ Sie drückte ihn fest an sich, als sie ihn empfing und mit ihm vereint war. Er verschloss ihren Mund mit seinen Lippen. Sie hatten sich aneinander verloren und in diesem beglückenden Wissen schliefen sie viel später eng aneinandergekuschelt ein…

 

Nach ihrer Diplomarbeit kündigte Sarah ihren Job in der Kanzlei. Sie hatte ein Angebot einer britischen Firma erhalten, in der sie ein Praktikum machen wollte. Am frühen Montagmorgen, dem ersten im Oktober brachte Christian sie zum Flughafen. „Liebes, du meldest dich aber gleich, wenn du gelandet bist, ja?“ „Natürlich!“ „Es tut mir leid, dass ich nicht warten kann, bis du abgeflogen bist, aber der OP-Plan für heute ist straff!“ „Das macht doch nichts.“ Sarah strich sanft über seine Wange. Er umarmte sie fest. „Pass gut auf dich auf.“ „Versprochen!“ Sarah schluckte. Christian zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Sind das Tränen, Prinzessin?“ Er küsste sie vorsichtig von ihrem Gesicht. „Weine nicht. Ich bin hier und werde voller Sehnsucht auf dich warten. Aber meine Gedanken sind immer bei dir. Ich liebe dich Sarah!“ „Ich liebe dich auch!“ Ein letzter zärtlicher Kuss, dann trennten sich ihre Wege. „Sarah, Stopp! Entschuldige bitte, ich habe mein Handy vergessen. Wenn du gelandet bist, ruf in der Klinik an!“ „Mache ich! Ich denke an dich!“

 

An diesem Morgen brach Dr. Christian Wolke das erste Mal in seinem Leben eine Operation ab. Das Radio im OP lief immer, aber heute konnte er es nicht ertragen. „… eine Maschine der BA vor der Küste Englands abgestürzt… Flug von Köln nach London… vermutlich keine Überlebenden…“ Blind vor Tränen lief er aus dem OP hinaus zu seinem Wagen, an einem der Bäume übergab er sich. Tiefe Verzweiflung packte ihn. Er saß in der feuchten Kälte des Oktobermorgens im Gras vor dem Krankenhaus und weinte. Dr. Falkenberg sah ihn dort sitzen. „Dr. Wolke? Kann ich ihnen helfen?“ Christian schüttelte den Kopf. „Was ist denn passiert?“ „Sarah… war in dem Flugzeug…!“ „Der BA Maschine nach London?“ Der Kollege war sichtlich geschockt. „Mein Gott Christian. Das darf doch nicht wahr sein!“ Seine Verzweiflung war grenzenlos. Alles, was in seinem Leben je wichtig war, für immer fort. Das durfte nicht sein. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er stand auf und ging in den Krankenhauspark.

 

Dr. Falkenberg, den die Nachricht ebenfalls schockiert hatte, staunte nicht schlecht, als er Sarah aus einem Taxi steigen sah. „…haben Sie meine Nachricht an Dr. Wolke weitergeleitet? Was? Oh mein Gott, dann muss er ja denken, dass ich… um Gottes Willen!“ Sarah legte auf und sah sich suchend um. „Dr. Falkenberg! Gott sei Dank, wo könnte Christian sein?“ „Sarah, sind Sie denn nicht… na, egal, später. Vorhin saß er dort, ich glaube im Park.“ Sarah ließ ihre Tasche fallen und lief los. „Christian! Christian wo bist du?“ Als Christian sich umdrehte und Sarah sah, wich endgültig alle Farbe aus seinem Gesicht. Er breitete die Arme aus und drückte Sarah fest an sich. Er ließ seinen Tränen freien Lauf und weinte wie ein kleines Kind in ihrem Arm. „Christian! Mein Gott, es tut mir so leid! Ich habe angerufen. Hundertmal. Aber die Schwerster hat es dir wohl nicht ausgerichtete.“ „Ich kann nicht glauben, dass du da bist! Sarah! Warum bist nicht in das Flugzeug gestiegen?“ Christian hielt sie so fest an sich gedrückt, dass sie sich kaum bewegen konnte. Immer wieder flüsterte er ihren Namen, strich über ihr Gesicht. „Ich war schon mit einem Bein im Flieger, als mein Handy klingelte. Die Firma teilte mit, dass es einen Todesfall gegeben hat und das Praktikum verschoben werden müsse. Da habe ich meinen kleinen Koffer gepackt, ewig auf den Rest meines Gepäcks gewartet und mir ein Taxi hierher genommen. Ich war  noch am Flughafen, als ich die Nachricht hörte. Ich habe sofort angerufen, aber dir wurde das wohl nicht weitergeleitet…“ „Mein Gott Liebes, das ist ein solches Glück. Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass es vielleicht Überlebende gibt und Du bist hier! Bei mir!“ Er strich über ihre Wangen und küsste sie mit all seiner Zärtlichkeit.

 

„Ich fahre jetzt erstmal zu meinen Eltern. Bist du noch in der Lage zu arbeiten? Ich würde dich lieber mit nach Hause nehmen!“ „Ich komme mit nach Haus. Ich lass dich jetzt nicht mehr allein!“

 

Abends als Sarah frisch geduscht ins Wohnzimmer kam, stand Christian gedankenverloren am Fenster. Sie schmiegte sich eng an ihn, seinen weichen wolligen Pullover mit dem unverkennbaren Christian-Geruch. „Was ist los, Liebster?“ Er drehte sich zu ihr und sah in ihre blauen Augen. Sein Herz klopfte. „Sarah, ich will nicht dramatisch werden, aber als ich heute Morgen Radio hörte, hatte mein ganzes Leben von jetzt auf gleich keinen Sinn, keinen Inhalt mehr. Du bist der Teil meiner selbst, ohne den ich nicht atmen, nicht lachen, nicht ich selbst sein kann. Ich habe solche Angst gehabt, Dich verloren zu haben, Sarah. Du bist es, mehr denn je, meine große Liebe!“ Er küsste sie sanft und ging vor ihr auf die Knie. „Sarah ich bitte dich, heirate mich. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass du meine Frau wirst!“ Sarah Augen schimmerten feucht und ihr Kinn zuckte verräterisch. Sie kniete sich zu Christian auf den Boden und küsste ihn zitternd. Seine Augen, seine Nase, seine Wangen, seinen Mund. „Ich kann mir nichts Wundervolleres vorstellen, als deine Frau zu sein. Es gibt nichts auf der Welt, was ich sagen könnte, um meine Liebe zu dir zu beschreiben. Ja, ich möchte dich heiraten. Und für immer dir gehören. Mein Herz in deine Hände geben und in deinen Armen und deinen Worten Trost und Geborgenheit finden“ „Ich verspreche dir, Sarah, dass ich immer für dich da sein und für dich sorgen werde! Ich liebe dich so sehr!“ Er nahm sie auf die Arme und legte sie vorsichtig auf das große Bett. Sie kuschelten, streichelten und liebten sich, als sei es das erste Mal. Nichts anderes war jetzt mehr wichtig. Nur sie beide und das, was sie verband…

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.09.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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