Markus Schale

Stille Nacht, blutige Nacht

STILLE NACHT, BLUTIGE NACHT

Mike schaute auf seine Uhr. Verdammt, es war schon beinahe halb sechs und er war immer noch nicht zuhause. Das hatte er nun davon, noch an Heiligabend die letzten Einkäufe zu erledigen. Zu allem Überfluss fuhr der letzte Bus direkt vor seiner Nase davon, wodurch er nun gezwungen war, den Heimweg von etwa vier Kilometern per pedes zu verrichten. Der eiskalt säuselnde Wind schmerzte in seinem Gesicht. Seine Ohren fühlten sich an, als würde jemand mit einer Nadel hineinstechen. Das Schneegestöber war dermaßen dicht, dass er gerade einmal fünfzig Meter weit blicken konnte. Wie freute er sich doch darauf, den Abend mit seinen beiden Kindern, Jessica und Alvin, sowie seiner Frau Roesmary zu verbringen. „Verfluchte Scheisse, das ist wohl Murphys Gesetz. Erst fährt mir der Bus vor der Nase weg, dann bricht dieser Schneesturm los und jetzt ist diese Straße hier auch noch menschenleer,“ fluchte er vor sich hin. Und in der Tat, schon seitdem er das Einkaufszentrum verließ, kam ihm kein einziges Auto mehr entgegen. Geringfügig befriedigen konnte ihn hingegen die Vorstellung, dass er das von seinem Sohn heiß ersehnte Spielzeugauto noch vorrätig war, sowie diese unrealistisch und billig wirkende Puppe, die sich seine Tochter innigst gewünscht hatte. Um Rosemarys Geschenk hatte er sich gezwungenermaßen schon früher gekümmert, bekam sie doch schließlich eine Reise auf die Bahamas von ihm geschenkt und bei diesen Frühbucherrabatten verschwendete Mike keine Zeit. Gegen das Geräusch des Windes kämpfte plötzlich ein anderes Geräusch an, zunächst lediglich subtil zu vernehmen, dann hingegen stärker und stärker. Zweifelsohne, es handelte sich hierbei um ein Auto. Mit etwas Glück könnte der Insasse Mike von seinen Qualen erlösen und ein Stück weiter Richtung Eigenheim bringen. Die Augen zusammenkneifend stellte sich Mike aufdringlich halb auf die Straße und gab dem heranfahrenden Autofahrer mittels Gestik zu erkennen, dass er auf der Suche nach einer Mitreisegelegenheit war. Das Auto fuhr ihm beinahe über den Fuß und direkt an ihm vorbei. Derart blind konnte der Fahrer doch gar nicht sein. Just in dem Moment, als Mike ansetzte, um dem Auto einige erboste Schimpfworte hinterherzuwerfen, flackerten plötzlich dessen Bremslichter auf und es kam zum Stillstand. „Na also, geht doch,“ flüsterte Mike, während er sich dem Auto, einem älteren, blauen Ford, näherte. Welch lustiger Zufall, der Insasse trug ein Weihnachtsmann – Kostüm. Wahrscheinlich war auch er auf dem Weg nach Hause, hatte Mike nicht noch im Kaufhaus einen dieser Weihnachtsmänner gesehen? Der Weihnachtsmann kurbelte die Scheibe herunter. „Guten abend, haben sie etwas dagegen, mich ein Stückchen mitzunehmen?“ „Wo soll es denn hingehen?“ fragte der Weihnachtsmann, dessen Stimmlage Mike überraschte. Eigentlich hatte dieser Weihnachtsmann eine viel zu rauhe und tiefe Stimmlage. Zumindest eine Stimmlage der Art, vor der sich Kinder wohl mehr fürchteten, als Freude daran zu haben. „Hill Valley, das liegt auf ihrem Weg,“ merkte Mike an. Mit einer Kopfbewegung deutete der Weihnachtsmann an, Mike könne einsteigen, was er auch umgehend tat. Mike plazierte die Einkaufstüten auf dem Rücksitz und rieb sich die erröteten Hände, die langsam zu kribbeln begannen. „Meine Güte, ist das kalt,“ sagte er, während er sich in die Handballen pustete. „Wenigstens haben wir weiße Weihnachten, da werden sich ihre Kinder bestimmt drüber freuen,“ erwiderte der Weihnachtsmann. „Meine Kinder? Woher wissen sie....“ Der Santa unterbrach Mike: „Sie tragen zwei Tüten, eine trägt die Aufschrift „Tyco“, die andere die Aufschrift „Mattell“, ich schlussfolgerte einfach, dass dies Geschenke für einen Jungen und ein Mädchen sind und unterstellte, es wären ihre Kinder.“ Mike nickte mit dem Kopf. Offenbar hatte sich Sherlock Holmes als Weihnachtsmann verkleidet. „Sind sie beruflich als Weihnachtsmann unterwegs?“ wollte Mike wissen. Schnulzige Weihnachtsmusik tönte aus dem Radio. Der Santa brauchte lange, um zu antworten: „Ja, ich liebe es einfach, den Kindern eine Freude zu bereiten. Wenn ich in ihre funkelnden Augen sehe und merke, dass sie glücklich sind, dann habe ich mein Ziel erreicht,“ raunte er. Respektabel, wie Mike sich dachte. Offenbar handelte es sich hierbei um jemanden, der sich das Weihnachtsmannkostüm nicht überzog, um irgendwie an Geld zu kommen, sondern um jemanden, der von idealistischen Motiven geleitet wurde. „Ja, ich erinnere mich auch noch daran, als mein Vater sich damals verkleidete und mir jedes Jahr aufs neue eine Freude bereitete. Was für eine Ehre, wenn ich dem Weihnachtsmann die Hand schütteln durfte. Und er kannte sogar meinen Namen. Mann, fühlte ich mich damals großartig. Und dieses Gefühl vermitteln sie jetzt auch den Kindern, das finde ich toll,“ stellte Mike fest. Der Weihnachtsmann reagierte nicht. „Wie lange mimen sie denn schon den Weihnachtsmann?“ wollte Mike wissen. „Das ist das erste Mal diese Weihnachten,“ gab der Weihnachtsmann zu Wissen. „Entschuldigen sie, ich habe mich ihnen noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Nichols, Mike Nichols.“ „Freut mich, sie kennenzulernen, Mr. Nichols.“ „Und wie heißen sie?“ „Nennen sie mich einfach Santa,“ lächelte der Weihnachtsmann. Mike lächelte zurück, obgleich es kein ernst gemeintes Lächeln war. Solch ein Satz hätte besser zu einem rüstigen Rentner gepasst, als zu diesem Mann. Mike musterte ihn interessiert. Der Typ hatte dunkle, aufgeweckte Augen und ebenso dunkle Augenbrauen, die er offensichtlich vergessen hatte, zu färben. Ebenso schauten ein paar dunkelbraune Haare unter seinem Hut hervor. Der Bart war einer der dilletantischen Art, nicht angeklebt, um authentisch zu wirken, sondern einfach mit einem dünnen Band, welches man relativ gut erkennen konnte, am Kopf befestigt. Er trug zudem weiße Handschuhe und den üblichen roten Mantel. „Und wie wird man Weihnachtsmann?“ fragte Mike nach. „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass die Mountainview Mall für die Weihnachtsfeiertage auf der Suche nach Weihnachtsmännern ist und da habe ich mir gedacht, das könnte ich doch mal ausprobieren,“ brummte er und fügte sogleich hinzu: „Und was machen sie beruflich, Mr. Nichols?“ „Ich arbeite als Informatiker bei einem kleinen Versandhandelsunternehmen. Nichts Außergewöhnliches, aber es reicht immer noch, um sich den ein oder anderen Luxus leisten zu können. Solange es meiner Frau und meinen Kindern gut geht, bin ich zufrieden.“ Die Weihnachtsmusik vertummte: „Es ist 18 Uhr, Christmas Radio, die Nachrichten: Ein offenbar geistesgestörter Killer, der vor neunzehn Jahren als der sogenannte Christmas.....“ Der Weihnachtsmann drehte das Radio leiser. „Wenn sie wollen, können sie mich morgen ja mal im Mountainview Einkaufszentrum besuchen kommen, Mr. Nichols. Bringen sie doch am besten ihre Kinder mit, dann können wir mal sehen, ob ich die Rolle des Weihnachtsmannes gut verkörpere.“ Mike packte einen Kaugummi aus und schob ihn sich in den Mund. „Sorry, aber wir besuchen morgen meine Eltern in Homestead, vielleicht nächstes Jahr,“ schmunzelte er. „Vielleicht auch nicht,“ grinste der Weihnachtsmann. „Okay, biegen sie hier bitte rechts ab,“ wies Mike den Santa an, welcher der Aufforderung Folge leistete. „Welch schöne Wohngegend,“ bemerkte der Weihnachtsmann, als er sich immer wieder umschaute und die prunkvoll beleuchteten Häuser begutachtete. „Ja, hier draußen ist die Welt noch in Ordnung,“ seufzte Mike. „Noch,“ lachte der Weihnachtsmann. Mike schaute ihn verwundert an. „Alles klar, jetzt passieren wir noch das kleine Waldstück, dann sind wir da,“ sagte er, während er nach hinten griff, um seine Tüten nach vorne zu holen. Was haben sie denn alles für Geschenke in ihrem Sack?“ wollte er wissen. „NICHT den Sack anfassen, da sind äußerst wertvolle und zerbrechliche Sachen drinnen, die mir viel bedeuten.“ Das Auto befuhr nun wieder die Landstraße, umgeben von dichtem Baumwerk. Plötzlich und unvermittelt tauchte ein Schatten im Lichtkegel des Autos auf und huschte rasch über die Straße. Der Weihnachtsmann trat heftig und geschockt die Bremse, worauf der Wagen auf der glatten Fahrbahn zu schlingern begann und sich seitlich drehte. „Mist, ich verliere die Kontrolle,“ sagte der Weihnachtsmann. Mike hielt sich am Haltegriff fest und betete zum Himmel, dass die Sache glimpflich verlaufen würde. Schließlich drehte sich der Wagen in den Wald hinein und krachte rückwärtig gegen einen Baum. Mikes Kopf wurde heftigst vor und zurück geschleudert. Er stöhnte schmerzerfüllt auf. „Mist, ich blute,“ jammerte er, als er seine Hände und sein Hemd begutachtete. Sein Schädel schmerzte höllisch. „Sind sie in Ordnung?“ erkundigte er sich, erhielt jedoch keine Antwort. Als sein Blick nach links wanderte, sah er, dass der Weihnachtsmann mit dem Kopf auf dem Lenkrad lag. Erschrocken nahm er den Weihnachtsmann am Kopf und ließ ihn behutsam zurück in die Nackenstütze gleiten. „Sagen sie doch etwas,“ forderte Mike den Mann nervös auf. Er nahm den Mann den Bart ab, um zu sehen, ob er irgendwelche Gesichtsverletzungen erlitten hatte. Was Mike zu sehen bekam, verwunderte ihn stark. Der Weihnachtsmann hatte auf der Wange eine X - förmige Narbe. Woher kam ihm dies bloß so bekannt vor? Mit einemmal schlugen ihm die Bilder vor den Augen auf, fragmentartig, aber doch klar definierbar: es war damals, im Jahre 1983, als im etwa fünfzig Kilometer entfernten „Port Snowflake“ einen Mann festgenommen wurde, der etwa dreißig Kinder auf bestialische Art und Weise abgeschlachtet hatte, nachdem er ihr Vertrauen als Weihnachtsmann erschlich. Die Narbe wurde ihm von einem kleinen Jungen namens Peter Hopmann zugefügt, der sich mit einem Messer zur Wehr setzte. Hopmann war damals das einzige Kind, dem es gelang, zu überleben. Mikes Augen weiteten sich vor Anspannung und Entsetzen. Der „Christmas Killer“, genau so wurde er damals in den Medien genannt. Muergo war sein richtiger Name, Hector Muergo, ein psychopathischer Killer. „Oh mein Gott,“ flüsterte Mike angewidert und hielt sich die Hand vor den Mund, während er gegen seine Tränen ankämpfte. Das gesamte Amarturenbrett und Teile der Windschutzscheibe waren blutverschmiert. Eigenartig, dabei blutete Muergo kaum und auch Mikes Blutungen hielten sich in Grenzen. Als Mikes Sinne sich allmählich wieder normalisierten und sein Blick sich schärfte, stellte er voller Abscheu fest, dass eine abgetrennte Hand vor ihm auf der Fußmatte lag. Dies geschah Muergo gerade recht. Als er jedoch auf Muergos Hände blickte stellte er fest, dass Muergo noch über beide Hände verfügte. „Was zum.....“ Mike blickte sich weiter um. Seitlich befand sich ein abgeschnittenes Ohr und neben der Handbremse lag ein blutiges Auge mitsamt Ader. Als Mike einen Blick auf den Rücksitz warf, wurde ihm schlagartig bewusst, was hier vor sich ging. Der Sack des Weihnachtsmannes war infolge der Kollision aufgesprungen und sein Inhalt hatte sich im gesamten Auto verteilt. Dieses perverse Schwein hatte die Leichenteile seiner Opfer in dem Sack verstaut. Mike merkte, wie in ihm der Ekel hochkroch und er mehrmals würgen musste. Er massierte mit beiden Händen seine Schläfen, immer wieder „Oh mein Gott,“ vor sich hin flüsternd. Wo war er hier bloß, im wahrsten Sinne des Wortes, hineingeschlittert? Er musste sofort die Polizei benachrichtigen und veranlassen, dass dieser Wahnsinnige wieder hinter Gitter direkt in den Todestrakt gebracht werden konnte. Immer noch mit wahnsinnig pochendem Herz und zitternd vor Aufregung öffnete er die Tür und entstieg dem Wagen. Die Kälte durchfuhr ihn und intensivierte seinen tremolierenden Zustand zusätzlich. Sein heftiger Atem entwich ihm in kleinen Wölkchen. Mike stützte sich auf der Motorhaube ab und wählte mit seinem Mobiltelefon den Notruf. „Police County, wie kann ich ihnen helfen?“ fragte eine freundliche, weibliche Stimme, die an Heiligabend ihren Dienst verrichten musste. „Hier spricht Mike Nichols, es gab hier einen Unfall auf der Landstraße nahe Mountainview. Der Unfallbeteiligte ist Hector Muergo, der „Christmas Killer“. Er scheint ausgebrochen zu sein und,“ Mike schluchzte, „oh Gott, es ist furchtbar, hier ist überall Blut und Leichenteile, er hat schon wieder zu morden begonnen. Muergo liegt noch im Wagen,“ die Stimme unterbrach ihn plötzlich. „Wir........keinen Empfang........verstehe sie nicht........Unfall........Hallo?“ war alles, was er zu hören bekam. Hier draußen im Wald war der Empfang für gewöhnlich schlecht. „Ich bin hier auf der Landstraße Richtung Mountainview, verdammt und ein Serienkiller liegt im Wagen!“ brüllte er verzweifelt ins Handy. „Wer wird denn gleich so brüllen?“ raunte plötzlich eine tiefe Stimme direkt hinter ihm. Als Mike die rauhe Stimme vernahm, verschlug es ihm vor Grauen den Atem. Heftig schnaufend drehte er sich um. Muergo stand direkt vor ihm. „Sieht so aus, als wärst du unartig gewesen, mein Kleiner und unartige Kinder bekommen eine Strafe!“ hauchte der Killer während er eine lange Machete aus dem Mantel zog. „Hilfe, Hilfe, hört mich denn niemand?“ schrie Mike, während er losspurtete, Richtung Stadtrand. „Doch, ich!“ lachte der Killer, während er mit großen Schritten Mike hinterherlief. Mike blickte immer wieder hinter sich. Die Scheinwerfer des Autos bestrahlten Muergos Rücken und warfen einen langen, bedrohlichen Schatten, hinter dem Muergo unglaublich groß wirkte. Immer noch machte er große Schritte,anstatt zu rennen. Schnaufend rannte Mike weiter. Der Schneesturm nahm an Intensität zu. Als er sich der Landstraße näherte und nochmals nach hinten blicken wollte, stolperte er über einen Baumstamm. Sofort kam er wieder auf die Beine und drehte sich um. Alles, was er sah, waren die beiden Lichtkegel des Autos, die ihn anstrahlten und die Abermillionen von Schneeflocken die im Lichtkegel hin- und hertanzten. Wo war Muergo? „Verflucht,“ keuchte Mike und rannte weiter. Kurz bevor er die Landstraße erreichte, sprang Muergo ihn aus dem Gebüsch an, doch Mike schlug ihm sein Handy ins Gesicht, worauf Muergo kurz von ihm abließ. Mike rannte weiter. Muergo nahm seine Verfolgung wieder auf. Ein Auto passierte die Landstraße. Mike rannte auf die Straße, um es anzuhalten. Muergo schmiss die Machete nun Richtung Mike und traf ihn direkt an der Wade. Aufschreiend ging Mike in die Knie. Weit genug, um aus dem Blickfeld des Fahrers zu verschwinden, der Mikes Kopf mit dem Kühlergrill zuerst erfasste und den Körper hinfort schleuderte. Der Fahrer, ein Pensionär, stieg sofort aus und lief auf Mike zu. „Oh nein, sagen sie doch etwas, können sie sprechen?“ fragte er. Er beugte sich über Mike und klatschte ihm vorsichtig auf die Wange. „Zum Glück, sie leben, kommen sie, ich bringe sie gleich in ein Krankenhaus.“ Mike konnte lediglich noch verschwommene Konturen wahrnehmen. Plötzlich sah er, dass sich hinter dem alten Mann eine weitere Kontur aufbaute. Mike wollte schreien, wollte den alten Mann warnen, doch mehr als ein wimmerndes Geräusch brachte er nicht heraus. „Ich weiß, ich werde dir nicht weh tun,“ beruhigte ihn der Mann, vermutend dies wäre der Grund für Mikes Wimmern. „Das hoffe ich doch, schließlich ist das meine Aufgabe,“ brummte plötzlich jemand hinter ihm. Der alte Mann drehte sich um. „Wer sind sie?“ wollte er wissen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, steckte ihm Muergo seine scharfe Machete in den Mund und riss sie seitlich weg, so dass die Wange des Rentners durchschnitten wurde. Gequält schrie der Rentner auf und hielt sich die zerfetzte Wange. Mit dem nächsten Machetenhieb gelang es Muergo, dem alten Mann den Kopf vom Hals zu trennen. Der entsetzt dreinblickende Kopf des Rentners fiel zu Boden und verfärbte den weißen Schnee blutrot. Mike erkannte, wie sich ein großer Schatten auf ihn zubewegte. Er spürte, dass er nun sterben würde und fing gänzlich an zu weinen, niemals mehr würde er seine Familie sehen und in den Arm nehmen können, niemals mehr würde er mit ihnen das Weihnachtsfest verbringen können. Er musste grausam und unwürdig mitten im Wald an Heiligabend in einer eiseskalten Nacht sterben. Unbeeindruckt von dem hilflos wimmernden Mann, der vor ihm lag, rammte Muergo Mike sein Messer ins Herz, immer und immer wieder. Muergo fing an, wahnsinnig und düster zu lachen. „Frohe Weihnachten!“ sagte er, doch Mike war bereits tot, konnte seine hämischen und zynisch – demütigenden Worte nicht mehr hören.
Es klingelte an der Tür. Rosemary öffnete sie. Jessica und Alvin warteten im Wohnzimmer und saßen bereits am festlich gedeckten Weihnachtstisch. Im Radio ertönte Sinatras Interpretation von „Stille Nacht, heilige Nacht“. Ihre Mutter schien mit jemandem an der Tür zu sprechen, der definitiv nicht ihr Vater war. „Oh mein Gott,“ fuhr es plötzlich aus Rosemary heraus. Der Mann, der an der Tür stand, nahm sie in den Arm. Alvin und Jessica kamen in den Flur gelaufen und sahen, wie ihre Mutter von einem Polizisten getröstet wurde. Obwohl sie erst vier Jahre alt waren, ahnten sie jedoch schnell, dass etwas passiert sein musste. Die Mutter schluchzte in den Armen des Polizisten, der sie ins Wohnzimmer geleitete und sie zu einem Stuhl führte, auf dem sie Platz nehmen konnte. „Es tut mir sehr leid, Mrs. Nichols,“ tönte der Polizist, während er ihre Hand tätschelte. „Wie heißt ihr denn?“ fragte er die beiden Kinder. „Ich bin Jessica,“ „und ich heiße Alvin,“ bekam er von zwei piepsenden Stimmen zu hören. Die Stimme des Polizisten verängstigte Jessica, so dass sie auf Distanz ging. Der Polizist nahm den kleinen Alvin auf den Schoß. Neugierig tastete Alvin dem Polizisten über die Wange, direkt über eine große, X – förmige Narbe. „Was hast du denn da?“ wollte er wissen. „Oh, das passiert, wenn man auf unartige Kinder trifft,“ raunte der Polizist. „Und was macht der Weihnachtsmann, wenn er auf unartige Kinder trifft?“ fragte Alvin neugierig nach. Die Augen des Polizisten begannen zu funkeln und ein breites, finsteres Grinsen überkam ihn........


THE END?


by Markus Schale Story Entertainment 2002

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.12.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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