OM = Oma
NR=Nachbarin
Oma Gutzeit fährt mit den Zwillingen Christa und Klaus im Doppelkinderwagen durch die Siedlung leichtfüßig von Haus zu Haus
NR Frau Wendt, die schon lange hinter der Gardine am Fenster stand, neugierig ihren Weg verfolgt, postiert sich ganz plötzlich vor der Oma und ruft ihr zu, das ist ein Wetter wie bestellt, zum Spatzieren fahren gerade gut. Mit wem reisen sie dann in ihrem Gefährt?
OM Mit meinen jüngsten Enkelkindern, Christel und Klaus, die sind das erste Mal an der frischen Luft. Die mussten unbedingt mal raus.,
NR Sieh mal einer an. Als unmittelbare Nachbarin habe ich ja noch gar nichts davon gehört . Wie die Welt doch so klein ist. Darf ich mal fragen wo die Eltern sind.
OM Unsere Luise hat es nicht in die Zeitung setzen lassen. Sie liegt auch noch im Wochenbett.
NR So, sieh mal einer an. Die Luise hat zwei kleine Bambis bekommen? Das haben wir nicht gewußt. Wie uns allen das doch freut!
OM Sie liegt ja auch noch im Wochenbett, das heute ist die Jungfernfahrt.
NR Und so einen schönen großen Wagen fahren sie. Sieht aus wie ein Zwillingswagen. Ist der neu!
OM Ja, fragen sie ruhig. Es ist ein neuer Zwillingswagen
NR Sieh mal einer an. Die Luise hat ein Zwillingspaar. Wir haben gar nicht gehört, dass die Luise geheiratet hat.
OM Die Hochzeit steht noch bevor. Ihr Bräutigam ist für seine Firma geschäftlich auf Auslandsreise.
NR So, so, ist er so gut postiert? Da hat die Luise jedoch mächtig Glück gehabt
Da wird bei ihrer kleinen Rente doch sicher auch was abfallen
OM Ich habe mein auskommen. Das genügt mir. Bei ihnen wäre es sicher nicht
der Fall
NR Darf ich mal im Wagen mir das Pärchen ansehen. Sind die niedlich. Der Junge kommt ganz nach dem Vater raus
OM Sie sagten doch, dass sie ihn gar nicht kennen und noch nicht gesehen haben.
NR Doch, doch, von Weiten hab ich ihn mal im Vorbeigehen gesehen .Und das Mädchen unter dem rosaroten Dach des Wagens. Einfach allerliebst!
OM Sie haben ein gutes Gedächtnis und scharfe Augen, das muss ich ihnen lassen
NR Dieser ist aber auch besonders schön. Genau den gleichen Wagen hab vor Tagen im Altwarenhandel Wendler gesehen. Nun, er ist ja jetzt weg. Was
soll `s, sie haben je jetzt einen genau so schönen.. Aber der bei Wendler war besonders billig
OM Was soll das nun wieder heißen?
NR Wenn ich Verwendung gehabt hätte, ich würde ihn gekauft haben, Ein einmaliges Angebot.
OM Dieser ist es jedenfalls nicht! Wenn sie das damit andeuten wollen!
NR Sagen sie mal, sie und Ihre Tochter Luise seid doch katholisch Wird ihre Tochter dennoch nach der Geburt vom Pastor noch getraut?
OM Wenn ich es richtig in der Zeitung gelesen habe. Hatten sie vor zwei Wochen Silberne Hochzeit. Stimmt das?
NR Ja doch. Wir hatten eine wunderbare Feier.
OM Aber ihr Sohn ist doch schon 28 Jahre. Wie war denn das damals bei ihrer Hochzeit?
NR Das waren auch noch andere Zeiten
OM Wollen sie damit sagen, das Moralempfinden war nicht so genau?
NR Auf keinen Fall. Nur das Verhältnis zu meinen Mann wurde von der Umwelt mit anderen Augen gesehen
OM Ich bin ja noch ein bisschen Älter als sie. Ich weiß nicht wie sie das auslegen wollen.
NR Wir wohnten in einer Bauernschaft, da hielt alles nicht so genau.
OM Und ihr Empfinden hat sich hier in der Kleinstadt geändert? Oder warum fragen sie danach?
NR Nein das gerade nicht. Aber wissen sie, die Leute sprechen alle darüber
Und da ich ganz in ihrer Nähe wohne, werde ich immer wieder dieserhalb angesprochen
OM Wissen sie, ich will es ihnen ganz genau sagen. Tochter und Schwiegersohn warten so lange, bis die Christel und der Klaus so weit sind, das diese mit ihnen eine größere Weltreise überstehen können. Dann werden sie sich in Neuseeland trauen lassen. Sie haben es sich schriftlich geben lassen, dass dem nichts im Weg steht. Und wenn sie dann heimkehren, ziehen sie in die neue Villa ein, die sein Chef für sie bauen lässt. Und nun guten Tag und auf wiedersehen. Grüßen sie auch ihre wissbegierigen Nachbarn recht schön
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.03.2012.
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Das Mädchen aus Oberschlesien
von Brigitte Hanisch
Das kleine Mädchen Brigitte wächst wohlbehütet in einer Großfamilie im katholischen Oberschlesien auf. 1938 siedeln die Eltern mit Brigitte nach Kiel um. Dort wird Ihre Schwester Eva-Maria geboren. 1939 beginnt der Krieg und Kiel wird besonders gebeutelt. Entsetzliche Jahre für das kleine Mädchen. Tag und Nacht Bombenangriffe. Hungersnot und immer die Angst um den Vater. Das Mädchen ist seelisch in einem so schlechtem Zustand, dass die Eltern Brigitte nach Oberschlesien zur Schwester der Mutter schicken. Dort wird sie eingeschult und geht auch in Schomberg zur ersten heiligen Kommunion. In den nächsten Jahren pendelt sie hin und her. Kinderlandverschickung nach Bayern, Kriegserlebnisse in Kiel, danach wieder zurück nach Oberschlesien zur Erholung. Dort aber hat sie große Sehnsucht nach ihrer Schwester und den Eltern und fährt deshalb Weihnachten 1944 nach Kiel zurück. Das ist ihr Glück, denn im Januar 1945 marschieren die Russen in Beuthen ein.
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