Es gibt ja so viele Fragen auf der Welt die einer Antwort bedürfen.
Besonders bei einem Dreijährigen ist der Wissensdurst grenzenlos wie mir scheint.
Als Erwachsener da immer eine gescheite Antwort parat zu haben, das ist schon eine Kunst.
Ich (Mutter) jedenfalls zweifelte mancher Tage an meinem Allgemeinwissen, wenn Junior loslegte und mich mit Fragen löcherte.
„Mama, was ist das da? Kuck ma!“ Er zeigte auf ein monströses Insekt, was ich, einen Aufschrei unterdrückend (war schließlich Vorbild), als riesige, behaarte Spinne vom Kaliber tellergroß identifizierte. Wir saßen da gerade so gemütlich auf unserer Gartenbank und überlegten was wir spielen wollten (Tim überlegte, ich saß) als eben jenes Monster mir gefährlich nahe kam.
„Das ist eine Spinne.“ Ja, eine mächtig große noch dazu. Brrr!
„Was macht die da Mama?“
Das Tierchen erkundete gerade meine Jacke, die da so lässig über der Lehne baumelte, und ich bekam Mordgelüste.
„Die krabbelt da so rum.“
So genau mochte ich das gar nicht wissen was das Biest da trieb. Ich fragte mich eher wie ich das lästige Spinnchen von meiner Jacke bewegen konnte, und stand erst einmal auf (ein Aufspringen hatte ich erfolgreich unterdrückt, von wegen Vorbild und so). Wenn Tim jetzt nicht zugekuckt hätte...
„Kuck ma was die für große Augen hat, Mama!“ Er tiekste mit dem Zeigefinger obenauf, und ich bekam eine Gänsehaut.
„Warum hat die so große Augen?“
Augen? Kein Wunder das die riesengroß waren bei dem monstermäßigen Rest. So genau hatte ich da auch noch nie hingeschaut. Ich versuchte Tim eine gescheite Antwort zu geben.
„Jedes Lebewesen hat Augen Kind.“ Ja, das war gescheit.
„Mama, warum hat man Augen?“
Um aufzupassen dass dieses grässliche Tier sich nicht in meiner Jacke einnistete. Zum Kind gewandt: „Damit man sehen kann, Junge.“
Ob ich vielleicht mit einem Stöckchen...? Ich wollte sie ja nur freundlich auffordern die Bank zu verlassen. Ich schaute mich suchend um, derweil mein Kind weiter tiekste. Ah ja, da...
„Mama, soll die jetzt auf den Stock krabbeln?“ Mein Sohn ließ mich nicht aus den Augen.
Auf den Stock krabbeln?! Bloß nicht! Wollte sie nur etwas schubsen.
„Mama! Die fällt doch runter!“
„Nein, tut sie nicht.“ Man konnte aber auch nichts unbeobachtet tun.
„ Kann die fliegen, Mama?“
„Nein, Spinnen können nicht fliegen. Spinnen haben keine Flügel.“
„Warum nicht, Mama?“
Puuh, eine Quizshow war nichts dagegen.
„Die haben nun mal keine.“
Geschafft, das lästige Insekt hatte das Weite gesucht. Die Spinne meine ich. Angesichts meiner Stöckchenstocherei und Tims Fingergetiekse kein Wunder.
„Mama, wo geht die jetzt hin?“
Weit, weit weg hoffte ich.
„Das weiß ich nicht Schatz, vielleicht baut sie sich jetzt irgendwo ein Netz.“
„Wo, Mama?“
Oh, ich sah plötzlich Licht am Horizont. Der Vater von dem Kind näherte sich nichtsahnend unserer Bank.
„Schahatz, ich müsste mal dringend ne Ladung Wäsche machen. Könntest du mal kurz...“, und deutete in Richtung Sohn. Sagte es und verdrückte mich schleunigst in den Keller.
Gitta Greitens © Copyright 2003
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.04.2003.
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