Gitta Greitens

Wenn Mütter krabbeln...

Pflichten über Pflichten. In diese Kategorie gehörten nach meiner Ansicht auch die schönen Krabbelnachmittage die man so über sich ergehen lassen musste, folgte man dem Rat diverser Psychologen, die es sehr gut hießen wenn ein Kind derlei Kontakte schon recht früh hatte. Als unser Sohn ein Jahr alt war hatte ich damit begonnen dem Kinde in dieser Hinsicht Gutes zu tun. Was die Kinder darüber dachten würde wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
Wenn man sich denn nun reihum traf (eine prima Gelegenheit übrigens mal wieder einen Großputz anzusetzen, bevor die fremden Leute kamen, mal abgesehen davon dass er wenig Sinn machte angesichts kuchenkrümelnder Kiddis), begann die Kabbelei schon an der Wohnungstür. Heute war bei mir Mütterkampftag.
„Wääääh!“ Das bedeutete „Hallo“ und kommt herein. Sohnemann schien auf den ersten Blick wenig entzückt beim Anblick eselsgleich bepackter Muttis und deren lautstarken Gefolge.
Im Nu war das Wohnzimmer gefüllt und es war kaum mehr ein freies Plätzchen zu ergattern, weil besagte Muttis jede Menge Sachen mit sich trugen, und es sah aus als ob deren Sprösslinge bei uns einziehen wollten.
„Hey! Mein Spielzeug!“ Sohnemann bewachte seinen Besitz mit Argusaugen. Angesichts der großen Taschen die da im Zimmer standen, konnte ich ihn irgendwie verstehen.
„Na, ist dein Sohn schon trocken?“ Eine der Muttis hatte das Wort an mich gerichtet und ich sah ein Flackern in ihren Augen. Sie brannte förmlich darauf kund zu tun, dass sie nun zum Club der Töpfchengeher gehörte. Auf in den Kampf.
„Nein“, sagte ich. „Will er nicht.“ Und es trat ein worauf ich sehnsüchtig gewartet hatte.
„Nein? Immer noch nicht? Du musst das so machen. Also, ich....“
In Gedanken zählte ich die Stunden bis die Invasion vorüber war, und ließ den geistigen Erguss über mich ergehen. Ich hatte schon eine prima Idee was ich morgen zum Mittagessen kochen wollte, und Fensterputzen müsste ich auch mal wieder...
„Noch jemand Kaffee?“ Ich unterbrach den Redeschwall der Töpfchengehermutti und registrierte dass sie Opfer Nummer zwei angepeilt hatte. Ich atmete auf. Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Die Mutti links von mir hatte mich im Visier.
„Kann deiner auch schon zählen?“
Und wieder dieser irre Blick in den Augen, der besagte, wo die Frage hinführen sollte. Ich tat ihr den Gefallen und fragte erstaunt: „Kann deiner denn schon?“ Daraufhin bekam ich eine genaue Beschreibung ihres Minieinsteins und dessen Rechenkünste. Mir fiel unterdessen auf dass der Teppich dringend gesaugt werden musste.
„Jemand noch Kuchen?“ Gut dass ich die Gastgeberin war.
„Wäääääääh!“
Auweia. Vor lauter Geprotze hatte keiner mehr auf die Kinder geachtet und ich ahnte Schlimmes.
Sohnemann hatte in Ermangelung einer Aufsichtsperson die Führung übernommen und ein anderes Kind in eine Schnur eingewickelt und unzählige Knoten mit eingearbeitet. Schuldbewusst kümmerte mich um meinen Rambo und sein Opfer.
Trotzdem konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen und sagte: „Meiner kann schon Knoten.“
Ich blickte triumphierend in vorwurfsvolle Gesichter und machte mich daran das Kunstwerk zu entknüpfen.


Gitta Sauer-Greitens © Copyright 2003

Man merkt sicher dass ich nie besonders viel von solchen Versammlungen gehalten habe... aber das ist Schnee von gestern, denn mit 5 Jahren ist mein Sohn gottseidank aus dem Krabbelalter raus und Mama braucht nicht mehr zu kabbeln ;-)Gitta Greitens, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.04.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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