Osterzeit und Kommunion in den Siebzigerjahren
Wenn am
Weißen Sonntag, das ist der erste Sonntag nach Ostern, in Schweinheim
traditionell die Kinder zur Erstkommunion gingen, dann war das schon immer ein
ganz besonderes Ereignis. Für die ungefähr neunjährigen Kinder war
dieser Tag im Leben ungefähr so wichtig, wie zehn Weihnachtsfeste auf
einmal. Aber nicht, weil man irgend so ein heiliges Sakrament empfing (es war
tatsächlich das zweite von sieben Sakramenten der katholischen Kirche,
korrekterweise nannte man die Erstkommunion auch Eucharistie), sondern vielmehr
deshalb, weil man da Geschenke bekam. Sehr viele Geschenke. Und große
Geschenke. Und Geld!
Wer eine durchschnittlich große Familie
hatte, also viele Onkels, Tanten und möglichst noch alle Omas und Opas, der
konnte schon hoffen, dass da einige hundert Mark zusammenkamen. Da konnte man
sich das lang ersehnte, neue Fahrrad kaufen oder eine Armbanduhr oder einen
Fotoapparat. Oder man konnte das Geld auf sein Jeans-Sparbuch einzahlen und sich
dann jedes Jahr am Weltspartag darüber freuen, dass da so eine große
Summe Geld auf dem Konto war.
Bei vielen Familien war es jedoch
üblich, dass ein Teil des Geldes, welches der Kommunionbub oder das
Mädchen bekam, von den Eltern annektiert wurde, kaum dass man es abends,
nachdem alle Gäste das Haus verlassen hatten, aus den Umschlägen
genommen und gezählt hatte.
„Von irschendwas müsse
mir des Fest ja ach bezahle!“, hieß es dann lapidar.
„Und des Fahrrad hat dir dein Petter ja sowieso scho geschenkt!“,
hieß es dann noch, aber nur, wenn man das Glück hatte, dass dem
wirklich so war.
Ein sehr beliebtes Geschenk waren, wie gesagt, auch
Armbanduhren und Fotoapparate.
Was es auch gab, das war das erste
eigene Gesangbuch. Und das musste natürlich mit Goldschnitt sein! Sah das
schön aus! Da war man als Kind dann natürlich mächtig stolz drauf.
Was ganz wichtig war, direkt nach der Kommunion, das war, dass man
dann auch möglichst schnell, möglichst viele Sterbebildchen bei bekam,
die man dann ins neue Gesangbuch legen konnte. So ein Gesangbuch ohne
Sterbebildchen, das war kein richtiges Gesangbuch. Die Oma, die hatte ein tolles
Gesangbuch! Da waren extrem viele Sterbebildchen drinnen! Sterbebildchen sammeln,
das war in den ersten Wochen nach der Kommunion eine der
Hauptbeschäftigungen neunjähriger, katholischer Kinder in Schweinheim.
Da kam man dann auch das erste Mal mit den betenden Händen von Albrecht
Dürer in Kontakt. Diese waren auf jedem zweiten Sterbebildchen vorne drauf.
Albrecht Dürer war auch deshalb einer der ersten Künstlernamen, die man
als Kind lernte.
Das war sehr ambivalent mit dem
„Gesamtbuch“. Jaja, das ist schon richtig geschrieben,
„Gesamtbuch“. Kein Kind sagte nämlich tatsächlich
Gesangbuch zu diesem dicken Liederbuch, dass man jeden Sonntag mit in die Kirche
nahm, jedes Kind kannte dieses Buch nur als „Gesamtbuch“.
Das war so ein Verhörding. So Verhörer gab es viele in der Kindheit.
Aus Gesangbuch wurde Gesamtbuch.
Aus Schrebergarten
wurde der Strebergarten.
Aus Postleitzahl wurde Postleihzahl.
Ja, und im Nachhinein sehr peinlich war auch dieser: Statt Kommunion sagte
jedes Kind natürlich „Kommejon“. Kein Kind ging zur Kommunion.
Man ging zur Kommejon. Zumindest in Aschaffenburg war das so.
Nicht im Traum wäre einem als Kind eingefallen, nachzufragen,
was dieses oder jenes Wort wirklich zu bedeuten hatte, wie es ausgesprochen wurde
oder woher es tatsächlich kam. Das wäre viel zu peinlich gewesen. Ganz
sicher wäre man furchtbar ausgelacht worden. Also lebte man mit diesen
Verhördingern, bis man erwachsen war. Als Erwachsener stieß man dann
hier und da ganz plötzlich auf die Wahrheit. Solche Wahrheitstage
vergaß man dann auch nie mehr, sie brannten sich als ein Ohgott-ohgott-ich-
habe-es-mein-Leben-lang-falsch-verstanden ins Gedächtnis ein. Und man
beschloss augenblicklich, solche Momente der Erkenntnis zu einem großen
Geheimnis zu machen und ganz tief drinnen einzusperren, niemand durfte jemals
erfahren, dass man das die ganze Zeit falsch verstanden hatte. Das musste mit ins
Grab genommen werden. Es dauerte Jahrzehnte, bis man soweit war, über diese
Dinge lachen zu können und bereit war, sie preiszugeben, um a uch andere
damit zum Lachen zu bringen. Und dann sagten alle: „Jaaaaa! Bei mir war das
genauso! Hahahaha!“
Das war wirklich verrückt.
Ganz nah verwandt mit diesen Verhörern waren auch falsche Annahmen, die
man als selbstverständlich richtig bisher angenommen hatte: In weißer
Fleischwurst war Hirn drinnen. In Nutella war Blut drinnen. Wer lügt, etwas
Böses tat oder nicht beichtete, der kam mindestens ins Fegefeuer.
Vor der Kommunion musste man auch noch einmal schön beichten. Das war
ganz wichtig.
Da saß man dann wie ein Häufchen Elend auf
so einer Kirchenbank und wartete, bis man dran kam. Irgendwann öffnete sich
die eine Türe des Beichtstuhls, es war soweit. Mit frisch gewaschenen Haaren
und sauber gewichsten Schuhen betrat man dann den Beichtstuhl. Hinknien, sich
bekreuzigen, im Namen des Vaters und so weiter und Amen sagen, ich möchte
beichten, während man hinter einem schön geschnitzten
Holzgitterfensterchen den Pfarrer sah. Der saß da, murmelte etwas, dass die
Sünden vergeben werden und blablabla und dann faltete man sein Zettelchen
auseinander und las vor.
„Ich habe die Murmeln von meiner
Schwester versteckt. Ich habe meinem Vater eine Zigarette aus der Schachtel
geklaut. Ich habe meinen Lehrer angelogen.“
Lauter solche
Sachen beichtete man.
Die ganz schlimmen Dinge beichtete man nie.
Obwohl man schon mit sich haderte, wenn man dann die Kirche
verlassen hatte, denn man fühlte sich erleichtert, nachdem man hinterher auf
der Kirchenbank zehn Vater unser gebetet hatte. Wieviel noch mehr hätte man
sich besser gefühlt, wenn man wirklich alles, auch die ganz schlimmen Dinge,
gebeichtet hätte? Diese Frage blieb offen.
Zur Kommunion wurden
alle Verwandten nach Hause eingeladen. Weil der Küchentisch nicht groß
genug war, wurde das Schlafzimmer der Eltern leer geräumt. So richtig leer
geräumt. Das Bett wurde abgeschlagen, die Schränke wurden abgebaut,
alles kam raus. Dann wurden da irgendwelche anderen Tische reingestellt, wenn
nötig wurde auch der Tapeziertisch aus dem Keller geholt, aus dem ganzen
Haus tauchten plötzlich Unmengen von Stühlen auf. In so einem
Kommunionfeierzimmer standen dann etwa zwanzig Stühle herum und fast alle
waren unterschiedlich. Weiße Leinentischdecken wurden aufgelegt und dann
das kostbare Goldrandgeschirr von Schirnding aufgedeckt.
Wenn es
dann ans Festessen ging, nach der Kirche und der Kommunion, gab es dort das
leckerste Essen, das man sich nur vorstellen konnte. Meist eine Fleischsuppe mit
Leberklößchen, Markklößchen und Griesklößchen
drinnen. In Schälchen standen noch Pfannkuchenflädle bereit, die man
auch reintun konnte in die Suppe. Außerdem frisch gehackte Petersilie.
Diese Suppe schmeckte schon so gut, dass man gar nicht genug davon bekommen
konnte.
Dann wurde die Hauptspeise aufgetischt. Das war dann
meistens ein Braten. Allermeistens ein Hasenbraten. Gefüllter Hase. Und da
kam dann schon wieder so ein Verhörer ins Spiel: Die Hackfleischfüllung
nannte man „Fillsel“.
„Kann ich noch ein bisschen
Fillsel haben?“
„Ist noch Fillsel da?“
„In meinem Stück Fillsell ist auch ein Stück Leber drinnen,
lecker!“
„Do, mein Bu, du kannst noch e bissje Fillsel
von mir ham!“
Zu dem Hasen mit dem „Fillsel“ gab
es Klöße, eine schöne dunkle Sauce und Salat.
Die
Tischdecke hatte dann nach dem Essen die ersten Flecken, die Frauen räumten
alles ab, da half kein einziger Mann mit. Die Männer mussten dann erst
einmal eine rauchen. Und das wurde nicht draußen gemacht oder auf dem
Balkon. Das wurde in dem Kommunionfeierzimmer gemacht. Und jeder rauchte wie ein
Schlot. Man konnte die Luft im umfunktionierten Schlafzimmer schneiden. Schwer
zogen die graublauen Schwaden über den Tischen und unter der Decke dahin.
Und wenn es laut wurde, weil alle schon ziemlich angeschiggert waren von dem
vielen Bier, wurde dann auch viel gelacht. Und wenn dann die betrunkenen
Männer, Onkels und Opas ab und zu einen Furz fahren ließen, hörte
man den nur, roch ihn aber nicht, weil ja der Zigarettenrauch längst alle
anderen Gerüche überdeckte.
Als Jahrzehnte später in
den bayerischen Gaststätten, Diskotheken und anderen Örtlichkeiten das
Rauchen verboten wurde, wurde einem erst einmal bewusst, was es da sonst so
für Ausdünstungen, Flatulenzen und für eine verbrauchte Luft gab.
All das hatte man jahrzehntelang, ohne sich Gedanken darüber zu machen,
einfach so weg geatmet. Mit einem schönen Schuss Zigaretten- und
Zigarrendunst verfeinert.
Während die Herren der
Schöpfung also ihren Job machten, Bier tranken, rauchten, anfingen sich
zotige Witze zu erzählen, quer über den Tisch zu lachen und zu furzen,
und sich ganz toll dabei vorkamen mit ihren Hemden und Krawatten, gingen die
Frauen ihren ureigenen Aufgaben nach, die da waren: Alles abräumen, anfangen
zu spülen, in der Küche Ordnung machen, neues Bier aus dem Keller holen
und vor allem schon mal den Kaffee vorbereiten.
In der Zeit zwischen Essen und Kaffee trinken, durfte man als Kommunionkind mit
den anderen Kindern spielen.
Häufig war es so, dass es im
April, wenn die Kommunion war, draußen schon schön war. Also ging man
raus zum Spielen. Kaum war man draußen, kam einer der Onkels um die Ecke
und sagte:
„Auf! Mir mache jetzt Kommejonfotos! Bevor du disch
ganz eingesaut hast, hohoho!“
Zum
„Kommejonfotos‘“ machen ging es dann in den Garten. Irgendwas
fand sich immer, was schon blühte, wo man sich davorstellen konnte. Und wenn
nichts blühte, stellte man sich eben vor den Maschendrahtzaun oder in den
sogenannten Grasgarten. Der Grasgarten war eine Wiese mit Obstbäumen drauf.
Im Hintergrund sah man dann die unverputzten Ziegelsteinwände der Nachbar-
Gartenbuden und auch wieder Maschendrahtzäune. Meistens blendete einen die
Sonne, weil der Fotograf nämlich darauf achtete, dass er die Sonne im
Rücken hatte, damit die Bilder ja was wurden. Da wurde noch mit richtigen
Filmen fotografiert, die man hinterher erst entwickeln lassen musste. Nix mit
Digitalfotografie und so.
Das Kommunionkind musste auch seine Kerze
schön gerade in die Kamera halten. Meistens, wenn dann die entwickelten
Bilder da waren, hielt man darauf die Kerze schief.
Wer es sich
leisten konnte, ließ Kommunionbilder von einem richtigen Fotografen machen.
Die waren dann besser, fast so schön wie die schwarz-weißen
Hochzeitsbilder der eigenen Eltern in einem der dicken Fotoalben im
Wohnzimmerregal, die mit schwerem schwarz-rot kariertem Leinen eingebunden waren.
Nur dass die Kommejonbilder dann schon in Farbe waren.
Wenn man in
Aschaffenburg Kommunion feierte und hatte Glück, blühten gerade die
Magnolien im Aschaffenburger Schöntal. In Aschaffenburg stand und steht
nämlich bis heute der größte Magnolienhain Bayerns, wenn nicht
sogar ganz Deutschlands.
Wenn die Fotos dann endlich gemacht waren,
war hoffentlich noch genug Zeit, im Hof mit den anderen Kindern zu spielen. Die
Tanten und Omas waren dann irgendwann in der Küche mit den
Kaffeevorbereitungen auch soweit, dass sie auch ein bisschen raus konnten. Da
wurde dann durch den Garten flaniert, sich über die ersten Blumen in den
Rabatten gefreut und über den Gemüsegarten gesprochen.
„Un? Habter auch scho Kartoffel gesteckt?“
Das
Kommunionkind wollte jetzt unbedingt auch mal mit den neuen Stelzen, die Onkel
Wolfgang gebaut hatte, durch den Hof laufen. Nach nur fünf Metern war das
Kommunionkind gestürzt und hatte ein schönes Loch in der blauen
Anzughose auf Kniehöhe. Die schöne Hose, jetzt war sie kaputt. Und
drinnen im Kommunionfeierzimmer saß der Onkel, der gelernter Schneider war,
der die Hose und den ganzen Anzug genäht hatte, dem man das jetzt beichten
musste. Oweihja.
Aber zum Glück war der schon so bierselig,
dass er nur sagte: „Naja, es gibt ja noch e zwotte Hose, dann ziehste moje
zur Dankandacht halt die graue Hose an.“
Und genauso wurde es
dann auch gemacht.
Das höchste war es, wenn es zum
Kommunionkaffee dann auch eine Donauwelle gab. Die Donauwelle war damals die
größte Herausforderung für jede ambitionierte, echte Hausfrau.
Die Buttercreme durfte nicht gerinnen und der Schokoguss durfte nicht
zu hart sein!
Aber ganz egal, wie die Buttercreme aussah oder wie
hart auch immer der Schokoguss war, die Donauwelle war immer zuerst leer.
Alle geladenen Gäste brachten einen Kuchen mit zur Kommunion. Zum
Schluss hatte man so viel Kuchen, dass man den gar nicht alleine mit der Familie
aufessen konnte. Aber genau das war auch Sinn und Zweck der Sache.
Denn schon vor dem Kaffeetrinken wurden ganz viele Kuchenteller mit verschiedenen
Kuchenstücken vollgepackt und mit Alufolie abgedeckt. Die wurden dann als
Dankeschön zur Nachbarschaft getragen. So bedankte sich das Kommunionkind
für die Glückwunschkarten, in denen natürlich ein Teil des Geldes
drinnen war, das man zur Kommunion geschenkt bekam.
Sehr
ärgerlich war es, wenn es eine Tante gab, die zu faul und zu geizig zum
Kuchen backen war. Die brachte dann nur einen trockenen Marmorkuchen mit, der
noch nicht einmal einen Schokoguss drauf hatte. Da war dann nur Puderzucker
drauf.
Wenn dann auch das Kaffeetrinken zu Ende war, durfte man
anfangen, seine Geschenke auszupacken. Endlich war der Moment da, auf den man
seit Wochen hingefiebert hatte! Geschenke auspacken bei der Kommunion! Hatte man
jüngere oder ältere Geschwister, war das für diese der
schrecklichste Moment des ganzen Tages. Der womöglich verhasste Bruder, mit
dem man sich praktisch ständig zoffte, bekam heute Geschenke ohne Ende und
man selbst ging völlig leer aus. Das war wirklich grausam.
Ein
kluges Kommunionkind war, welches seinen Geschwistern Trostpreise gab, am besten
gleich am Kommuniontisch.
Ein sehr beliebtes Geschenk, als
Kommunionbub, waren auch Modell-Bausätze von Revell. Am beliebtesten waren
Kriegsschiffe, U-Boote und Kampfflugzeuge. Meist bekam man gleich mehrere davon.
Es war also durchaus clever, dem Bruder gleich zu erlauben, eines davon
aufzupacken und direkt zusammen zu bauen. Meist halfen da dann die mittlerweile
schwer angetrunkenen Onkels mit. Mit Kippe im Mundwinkel wurden dann
Bauanleitungen durchgelesen, Teile vom Plastikgussrahmen heruntergebrochen, der
Geruch von Kleber zog nun durch das Wohnzimmer und alle machten
„ooh!“ und „aah!“, wenn dann der erste Flieger fertig auf
dem Tisch stand.
Häufig war es übrigens auch so, dass der
Platz in dem Kommunionfeierzimmer gar nicht ausreichte für alle Gäste.
Da wurde dann, meistens im Wohnzimmer, noch ein Kindertisch aufgebaut. Nicht
selten gab es dann bei den älteren Kindern lange Gesichter, wenn sie dieses
Jahr nochmal am Kindertisch Platz nehmen mussten. Aber der Unmut darüber
dauerte nicht lange an, denn meist ging es am Kindertisch viel schöner zu.
Wenn dann am späten Abend alle Gäste wieder nach Hause
fuhren, wurde es endlich ruhig im Haus.
Das Ehebett der Eltern war
zumeist woanders aufgebaut worden, damit die Eltern einen Platz zum Schlafen
hatten.
Ein Gutes hatte die Kommunion. Da das elterliche
Schlafzimmer ausgeräumt war, wurde die Gelegenheit genutzt und dieses dann
auch neu tapeziert oder gestrichen.
An den Tagen nach der Kommunion
gab es dann die Reste zum Essen, die übrig geblieben waren.
Grundsätzlich immer gab es einmal Krenfleisch mit Meerrettich und
Salzkartoffeln und schön braun geröstete Schmelzzwiebeln dazu. Das
Rindfleisch war in der Fleischsuppe mitgekocht worden, die an der Kommunion
aufgetischt worden war.
War auch das Krenfleisch aufgegessen, war
die Kommunion endgültig vorbei. Und auch die Osterzeit, die in den Wochen
vorher das beginnende Frühjahr eingeleitet hatte.
Die kaputte
Kommunionhose hing noch Jahre im Schrank, zusammen mit dem ganzen Anzug und der
Kommunionkerze.
Mit den Jahren wurden die
Sterbebildchen im Gesangbuch mehr, ganz ohne dass man sich darum kümmern
musste. Es ging mit den Opas und Omas los und dann mit den älteren Onkels
und Tanten weiter. Und wenn man dann noch mehr Jahre später in einem alten
Fotoalbum blätterte, stellte man immer wieder mit etwas Traurigkeit in den
Augen fest, wer alles nicht mehr da war, von den Gästen, die damals dabei
waren, die mit einem, als man Kommunionkind war, im Garten vor einem
Maschendrahtzaun gestanden waren.
Aber egal, was auch kommen mochte
und passieren mochte, in der Familie, mit einem selbst, in der Welt, von Helmut
Schmidt, über Helmut Kohl, über Schröder, Merkel, bis hin zu
Scholz und den aktuellen Krisenherden in der Welt. Jedes Jahr wieder begann die
Osterzeit, die Narzissen fingen an zu blühen und die Schneeglöckchen,
die Hyazinthen und die Tulpen. Die Osterzeit blieb und mit ihr Osternester im
Garten, Schoko-Osterhasen auf den Tischen und sicher auch die ein oder andere
Donauwelle auf den Kaffeetischen.
Nur geraucht wurde nicht mehr in
den Kommunionfeierzimmern.
Vielleicht war das der Grund dafür,
dass sich in der neueren Zeit fast niemand mehr die Arbeit machte, das
Schlafzimmer auszuräumen und man stattdessen schon Monate und Jahre vorher
in den Wirtschaften für die „Kommejon“ reservierte. Weil es
einfach keinen Spaß mehr machte, daheim zu feiern, wenn man nicht drinnen
rauchen durfte.
Wem man das von Herzen gönnte, dass sich all
dieses so grundlegend geändert hatte, das waren die Frauen. Die mussten in
späteren Jahren nicht mehr tagelang für solche Familienfeste alleine in
der Küche schuften.
Manchmal hatte es auch sein Gutes, wenn
sich die Zeiten änderten.
Ich wünsche
euch allen eine wunderschöne Osterzeit 2024!
Wer Geschichten
wie diese mag, dem darf ich mein Buch „Der Kartoffelkäfer ist ein
Ami“ empfehlen, welches ich hier schon vorstellen durfte. Es ist als E-Book
und Taschenbuch erschienen und überall erhältlich. Ich freue mich sehr
über Leser-Reaktionen! Man kann sich auch, wenn man einen E-Book-Reader hat,
eine kostenlose Leseprobe auf dem entsprechenden Portal, meist Kindle oder
Tolino, downloaden.
Euer Franz Staab
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Franz Staab).
Der Beitrag wurde von Franz Staab auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.03.2024.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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Das Mädchen aus Oberschlesien
von Brigitte Hanisch
Das kleine Mädchen Brigitte wächst wohlbehütet in einer Großfamilie im katholischen Oberschlesien auf. 1938 siedeln die Eltern mit Brigitte nach Kiel um. Dort wird Ihre Schwester Eva-Maria geboren. 1939 beginnt der Krieg und Kiel wird besonders gebeutelt. Entsetzliche Jahre für das kleine Mädchen. Tag und Nacht Bombenangriffe. Hungersnot und immer die Angst um den Vater. Das Mädchen ist seelisch in einem so schlechtem Zustand, dass die Eltern Brigitte nach Oberschlesien zur Schwester der Mutter schicken. Dort wird sie eingeschult und geht auch in Schomberg zur ersten heiligen Kommunion. In den nächsten Jahren pendelt sie hin und her. Kinderlandverschickung nach Bayern, Kriegserlebnisse in Kiel, danach wieder zurück nach Oberschlesien zur Erholung. Dort aber hat sie große Sehnsucht nach ihrer Schwester und den Eltern und fährt deshalb Weihnachten 1944 nach Kiel zurück. Das ist ihr Glück, denn im Januar 1945 marschieren die Russen in Beuthen ein.
Die Nachkriegsjahre und der Aufbau der jungen Bundesrepublik prägen Brigitte. Sie lernt einen Flüchtling aus Pommern kennen und lieben. Sie heiratet ihn nach vielen Hindernissen 1954. Ein Jahr später ziehen sie nach Stuttgart. Dort endet das Buch.
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