Ich möchte eine Glucke sein

Ich möchte eine Glucke sein
eine die ihre Flügel ganz weit ausbreitet - damit sich die kleinen darunter verkuscheln können, sich verstecken vor den Bösen - den gefräßigen - den mit den ekligen Fingern die einen berühren wollen, die sich an der Angst der verlorenen aufgeilen, und die kleinen Seelen für immer zerbrechen.
 
Ich möchte eine Glucke sein
aber mit ganz großen Flügeln - um diese armen Würmchen zu beschützen damit sie sich geborgen und sicher fühlen. Aber so groß können die Flügel gar nicht sein um all die kleinen zu verstecken vor der Überzahl dieser Perversen. Für mich war damals auch kein Platz mehr.
 
Ich möchte eine Glucke haben
eine Glucke die mich unter ihre Flügel lässt, aber leider sind meiner Mama keine gewachsen. Drum bin ich allein in meinem Schmerz und den vielen Jahren des versteckens in mir selbst, mit einer Unsicherheit allen und allem gegenüber. Sie hat mich allein gelassen, wenn das Böse sich an mir zu schaffen machte, sie hat mich allein gelassen um ihre eigene Perversion ausleben zu können. Doch seit dem ist viel viel Zeit vergangen, meine Wunden habe ich mit Gelassenheit, Verzeihen, Liebe und Wärme zugeklebt.
 
Ich möchte eine Glucke sein
dann würde ich meine sterbende Mama unter meine Flügel nehmen - ihren kalt werdenden Körper wärmen - sie trösten, ihr die Angst vorm Herrgott nehmen - die Angst die ihr in den Augen steht - die sie nicht mehr in Worte fassen kann - nur mehr in stummen Schreien zum Ausdruck bringt. Vielleicht durchlebt sie jetzt die Angst die ich hatte - nur mit dem Unterschied dass ich da bin und sie auffange
 
weil ich jetzt eine Glucke bin