Klaus Lutz

Der Arztbesuch 10

Ich habe die Tortur des Alltäglichen hier
hinter mir. Heute habe ich erfahren warum
ich mit dem Schlauch abgespritzt werde.
Warum das nicht alles etwas freundlich-
er und angenehmer erledigt werden kann.
Es hat schlicht mit einer Tatsache zu tun.
Es gibt keine passende Badewanne für
mich. Die Fettwülste würden an den Sei-
ten raushängen. Und es bestünde eben
die Gefahr einer Verletzung. Auch regt
das Liegen in der Badewanne den Ver
dauungsapperat an. Und keiner der Pfle-
ger hätte lust, eine Badewanne zu reinigen.
Sie von Bergen an Scheiße zu säubern.
Da ich dann die Kontrolle endgültig ver-
lieren würde. Morgens passiert es eben
öfters. Das mein Darm sich einfach ent-
leert. Daran haben sich mittlerweile die
Pfleger gewöhnt. Diese Tonnen von
Scheiße und dieser Gestank. Das Sprit-
zen sie einfach weg. Und auch das, was
anden Beinen von mir geblieben ist. Ein-
seifen abbbürsten weg spritzen.

Das interesssante ist auch Morgens die-
ser Körper ohne alle Verbände. Diese
Schwären. Diese Beulen voller grün,
blau, gelblicher Flüssigkeit. Die sich
hin und wieder öffnen. Ich kriege endlos
Spritzen und Tablettten. Und Heute ist
erst der fünfte Tag. Der Arzt redet nicht
viel. Die Pfleger reden nicht viel. Aber
mir bleibt dieser Raum hier, in dem ich hin
und wieder Frieden finde. Etwas das nor-
mal ist, aber für mich schon fast komisch:
"Mein Penis war heute leicht erigiert!"
Aber nur 3-4 Zentimeter. Mehr ist nicht
mehr da. Es ist dieses Fett. Schweiß
und welche der Absonderungen auch
immer. Die noch da sind. Alles am fal-
schen Platz. Größe, Lust und Leben.

Heute Morgen habe ich auch das letzte
Plätzchen der Ärztin gegessen. Nein, ich
habe es auf der Zunge zergehen lassen.
Ich will ehrlich Sein: "Ich habe sie mir
auch nackt vorgestellt!" Aber ich will auch
ehrlich sein. Ihr Körper. Ihre Schönheit.
Wie sie da war, hat etwas in mir an Ge-
fühlen bewegt. An Sympathie! An Zärt-
lichkeit. An diesem Leben. An all dem was
unglaublich sein kann. Was nur staunen
ist. Was den Himmel still stehen läßt.
Und vergessen läßt, was krank, elend
am Ende ist. Eine Umarmung. Das füh-
len was Liebe ist. Das Denken was
Liebe ist. Das Wissen was Liebe ist.
Diese Berührungen, die alles verzau-
bern. Lächeln und Stille, das nur Leben
ist.

Dan habe ich heute Morgen eingewil-
ligt. Und einfach unterschrieben. Es
wird operiert. 50 kg Fett können ein
fach so entfernt werden. Nur der Bauch
und die Seiten. Der Arsch bleibt so
wie er ist. Ich benötige auch in Zukunft
eine Bank. Den Anforderungen mein-
es Gewichtes genügt kein Stuhl. Es
wäre wie ein Punkt auf den sich meine
250 kg Konzentrieeren. Der Steiß und
die Lendenwirbel würden diesem Druck
nicht stand halten. Sie würden einfach
explodieren. Die Bank erlaubt es mir,
wenigstens 2-3 Stunden am Tag zu
sitzen. Ich kann online gehen. Mir eini-
ge Sachen im Computer ansehen.
Und in dieser online Welt bin ich einer
von vielen. Sie lesen meine Sätze. Sie
sehen meine Gedanken. Sie sehen
meine Phantasie.

Ich kriege Rückmeldungen. Und das,
was ich schreibe, ist für sie Identisch,
mit dem was sie von mir denken. Das,
was meine Sätze über mich sagen, bin
ich für Sie. Denn ich versuche das Beste
zu sagen. Und hin und wieder höre ich
auch das Beste über meine Sätze. Men-
schen die ahnen, das ich so bin wie meine
Sätze. Mein Seele, mein Geist und mein
Herz ist noch lebendig. Nichts ist zuviel an
Ihnen. Nichts ist überflüssig. Sie gehören
in die Welt. Was sie über meine Sätze
sagen, sagen sie dann über mich: "Ich ge-
höre in die Welt!" Ein kleines Licht das
mir anderes zeigt. Aber dieses Andere
läßt mich leben.

 

Es ist ständig diese Überlegung, soll
ich das weiter führen. Wichtig dabei
wäre dann weiter diese Offenheit. Das
läßt, das ganze Interessant sein. Eini-
ge wenden sich ab. Das ist in Ordnung.
Aber dieser Prozeß des Schreibens wenn
er gelingt, dann würde er die Wahrheit
über ein Leben offenbaren. Wenn es
also gelingt einfach ein Leben zu
erzählen. So wie es ist. Abstand davon
nehmen, das ist Intim. Das ist das, was
ich sagen kann. Und das nicht. Irgendwie
ist das ganze Leben intim. Ein Geheimnis.
Und irgendwie, ist es das auch nicht. Es
ist eine Sache des Vertrauens in das Leb-
en. Vertraue ich, dann gibt es nur das
Leben. Dann bleibt nur die Liebe. Und
die ist nur auf eine Art intim. Sie
ist unergründlich. Vertraue ich, dann
ist es eventuell möglich, dieses uner-
grünliche etwas besser zu beleuchten.
Etwas mehr Licht in das Leben zu brin-
gen. Dadurch das ich etwas mehr Licht
in die Liebe bringe. Wer weiß! Kann
sein! Das ist es. Die einzige Möglich-
keit das Leben überhaupt etwas besser
zu sehen. Etwas besser kennen zu lernen.
Es ist die Offenheit. Und die Geheim-
nisse, oder die grossen Geheimnisse,
oder unsere grossen Geheimnisse erweis-
en sich als banal. Wenn es eine Wahrheit
gibt oder einen Geist der Wahrheit. Mit
dem diese Offenheit geschaffen werden
kann. Und kann sein mit dieser Offenheit
wird es klar. Wie banal das Leben ist.
Und wie groß das ist, was wir entdecken
können. An Liebe, an vertrauen, an Leben.
Wenn das da ist was einfach die Offen-
heit ist. Aber das erzählen dieser Ge-
schichte einer Geschichte. Das Schrei-
ben eines Gedichtes. Die Poesie. In Wahr-
heit ist sie Offenheit. Und um so mehr
davon ins Leben getragen wird. Um so
mehr Poesie hat dieses Leben. Um so
mehr Liebe hat es. Ich weiß es nicht ge-
lingt es mir. Oder gelingt es mir nicht.
Wenigstens den Schleier ein wenig zu heben.
Aber der Versuch allein, ist es vielleicht
schon wert. Der Versuch allein ist schon
alles. Wer weiß! Wer weiß überhaupt. Die
großen Rätsel wurden alle mit einem kla-
ren Kopf gelöst. Und in den klaren Köpfen
ist nur Liebe. Also seien wir offen, bring-
en wir Klarheit in unsere Köpfe! Lösen wir
die Rätsel!
Klaus Lutz, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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