Lothar Krist

Die Parallelen der Gegenslätze

Die Parallelen der Gegensätze
('S ist KrieG!“ Das Gedicht zerkriegt sich ebenso. Und doch passen alle Themen irgendwie zusammen.)

Die Waffen starren, die Mauern wachsen,
die Gräber, ungezählt,
werden bezahlt mit einem Hassen.
Tarnanzüge, grün und beige,
in Dunkelheiten Angstbescheckt,
so Furcht einflößend,
pressen sich ins digitale Bild der Zeit,
wenn sie, das Gewehr im Anschlag,
einen Turnsaal voller Kinder stürmen,
deren Unschuld keinen Rubel zählt.

Eine ganze Welt sieht Fern.
Ein Hoffen und ein Wahnen,
ein Mitzittern mit den Müttern,
die um ihr Liebstes bangen,
und doch ein Jeder weiß:
Schwarze Witwen
kennen Dieses Mitleid nicht,
der Wahn ihres Leids hält sie gefangen.
Sie haben ja schon längst verloren,
was sie einst in keiner Liebe heiß empfangen.
Nun sind sie aber wieder schwanger.
Sie tragen einen traurigen und so tödlichen Tod
in ihrem Leib.

Das blendende Winterweiß der Kampfmontur
von Arkan, dem Zähne fletschenden Tiger,
ist noch immer unverdaut, so unvergessen.
Das Stirnband, schwarz, über seiner Lächelfratze,
kannte keine Gnade! Kein Pardon!
Ganze Dörfer, ja, ganze Städte,
hingefoltert, hingeschändet, hingemordet.
Ein Höllenhund von Massenmorddespot
befahl mit Hitlers kalten Totenaugen
die Sexuelle Auslöschung seines Nachbarvolk's.

General Mladic, der Vollstrecker, trank
mit den zum Schutz befohlenen Blauhelm-Soldaten
ein hochprozentiges Slivowitziges Beruhigungsschnapserl,
- er wusste: diese UNO-HELFER sind schlecht motiviert
und noch viel schlechter ausgerüstet -
während eine ausgelieferte Stadt ertrank im Blut.

Das Alte Europa,
entmenscht von seinem schon so langen Frieden,
gab sich schwer entrüstet.
Bla-Bla-Bla! Bla-Bla! Bla-Bla!
Es erstickte an der leeren Hülle seines Traums
- die Hosen voll, die Herzen ohne Mut -
und sah der Wilden Horde bei ihrem Treiben,
also ihren so Dick & Doofigen Tortenschlachten staunend zu.

Neue Befehle, rau,
so rau und immer rauer,
die Welt wird neu organisiert.
Ein nun alt gewordener Gutmensch,
zur so lustigen Erlebnisgeneration entartet,
hat sich selber schön geredet
und damit auch selber so männerschwanzerl so pfui kastriert.

Doch die Kasernentöne schallen wild,
so wild und immer wilder,
mal Schnellfeuerknapp auf Zivilisten, mal Folterkellertief.
Selbst der doch immer so brave alte Uncle Sam
kann es nicht mehr lassen.
Hollywoods Enkelkinder wollen Muslimzipferl
mit so frauenfilmgerechten Elektroschockern hassen.
Abu Gurahib, Guantonamo-Bay, sie rufen.
Die Zivilisationen sinken tief,
so tief und dann immer tiefer.
Viel tiefer geht es nicht!

Selbstmord-Mörderkinder
- auf Englisch kultiviert: Suicide-Killerkids genannt -
in zu lange nur belächelten Schulen des Koran
vom Hass für den Krieg heran erzogen,
werden nun erwachsen,
und wollen zu Abertausenden endlich
ins ihnen versprochene Jungfrauen-Paradies.
Noch kein gut riechendes Weib davor gehabt,
bloß diesen ururalten und nicht nach Wasser stinkenden Iman
jede Nacht an der Seite.

Splitternde Knochen, zerfetzendes Fleisch,
der Weg in den Himmel
ein roter Teppich aus unschuldigem Blut.
Dann Geiseln bedrängend,
als Schutzschild verendend.
Kein Staat ist erpressbar!
Der Mensch ist ein Nichts
und das Schwarze Gold aus der Fremde
ist oberstes Wirtschafts-Gut.

Des Journalisten-Kopf ist ab. Schicksal halt.
Er war halt zur falschen Zeit am falschen Ort,
er hätte halt zu Hause bleiben sollen.
Eine Kamera läuft, so ein Linserl ist immer brav dabei,
selbst die haarescharfen Bilder dieser neuen Handys
ersetzen heute das ausgleichende Wort.

Hunger und Durst. Und Hass!
Das Elend der wachsenden Slums.
Wegwerfkinder wühlen herum im Müll,
und die, die noch jung und auch hübsch sind,
werden verkauft und gebrochen.
Noch nie zuvor zog eine Welt-Gesellschaft
aus ihrem expandierenden Handel
mit Kindern und Frauen so hohen Gewinn.
Ist dies dieses wesentlichste Zeichen des Sterbens
einer einst so hohen Kultur?

Wüsten, die sich weiter ausverwüsten
in gestern noch grüner Natur?
Fluten, die die gestern noch sicheren Dämme brechen.
Dazu das zweischneidige Schwert Ozon.
Polkappen schmelzen und schmelzen,
die Weltmeere steigen an und versüßen.

Die Vordenker einer ganzen Generation
haben den Reinen Individualismus entdeckt,
einen Haufen schöner Bücher geschrieben,
ihn aber selber kein bisschen verstanden,
ihn daher nicht richtig erklärt
und so aus uns allen Krude Egoisten gemacht,
die von der Gesellschaft, vom Leben
Alles verlangen,
jedoch nicht bereit sind,
der Gesellschaft, dem Leben seinen Anteil
auch wieder zurück zu geben.

Und an unsere Kinder denkt heute sowieso Niemand mehr,
der schon hoch dotierter Beamter im Ruhestand ist
oder kurz davor steht,
so ein Best-Of-Pensionen-Verdiener von Morgen zu werden.

Hinter UNS die SINTFLUT!
So ist die oberste Devise!
Und ALLE Intellektuellen von Heute denken SO!
Nur Bla-Bla-Bla!
Bloß Parallelen der Gegensätze!
Ein Schlafwandeln ist mitten hinein in einen
weltweiten Multi-Kulti-Bürger-Krieg!
Kein Niemand mag dann keinen Niemand mehr!
Und Kein Weib mehr da, das nicht irgendwie dazwischen
Ihr ganzes Leid so weltenweit nicht mehr versteht!?
Und alle Manderl gucken dämlich aus der Wäsche!

 

Copyright by Lothar Krist (Irgendwann im April oder Mai 1999, nicht in meinem Buch über den Kosovo-Krieg 1999 „Eine Reise ins Grauen“. Das Gedicht ist nicht so gut. Zu viel Themen-Durcheinander! Ich war wohl ziemlich dicht? (Und bin es wohl auch heute wieder!) Und dazu diese Geschichten dieser zwei Flüchtlingsmädchen aus dem schon vorigen Kroatien-Krieg. Ich habe dauernd heulen müssen. Die Kleine, noch keine 14 Jahre alt, hat kein einziges Wort gesprochen, und ich habe die zwei doch gut vier Monate lang gekannt, bis sie beide wieder nach Hause zurück gekehrt sind, zu Verwandten. Ihre Eltern sind irgendwo in den Massengräbern des Alten Jugoslawien verschwunden.

Das Gedicht wurde von mir mit den Jahren immer wieder überarbeitet, siehe den Russenteil mit den „Schwarzen Witwen“, usw. Aber so richtig gut hinkriegen tue ich es auch heute nicht. Scheiß drauf!

 

 

Erläuterungen:

Am 1. September beginnt in Russland das Schuljahr. Zwei Dutzend Tschetschenische Freiheitskämpfer haben eine Schule überfallen.

Schwarze Witwen = Islamische Frauen, die ihre Kinder, ihre Ehegatten, ihre Geschwister oder Eltern im Freiheitskampf gegen die Folter-, Schänder- und Mörderbanden einer ungezügelten Russischen Soldateska verloren haben.

Arkan = ein Serbischer Massenmörder, der in den Kriegen um Ex-Jugoslawien zur Grauen verbreitenden Berühmtheit gelangte.

General Mladic – verantwortlich für das Massaker in Srebrenica, bei dem zwischen 8000 und 16000 Menschen von einer entmenschten Serbischen Soldateska vor den Augen von 5000 UNO-Soldaten abgeschlachtet wurden. Es gibt eine Fernsehdokumentation, in der man sehen kann, wie er mit dem Holländischen UNO-General Slibovitz trinkt, während man von draußen das Schießen der Killerkommandos hören kann.

Höllenhund von Morddespot – Slobodan Milosevic

Weltmeere versüßen – an den Polkappen schmilzt das Eis und wird zu Süßwasser.

 

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