Katja Ruhland

Die Chronik der Nebelwölfe Teil 6

 
 
Im 13. Jahr meiner Ausbildung an der Akademie des Schwertes, genauer gesagt vier Tage nach Beginn diesen Jahres, betrat unser Hauptausbilder den Gemeinschaftsraum meiner Einheit. Wir saßen alle vierundzwanzig beisammen und diskutierten das pro & Contra einer bestimmten Verteidigungsstrategie für ein befestigtes Gelände, das von zweitausend Mann angegriffen wurde und nur einhundert zu Verteidigung hatte. Es sei an der Zeit zu entscheiden, welche Spezialausbildung wir absolvieren wollten. Er teilte Listen mit Auswahlmöglichkeiten an jeden aus und riet uns diese bis zum Abend zurückzugeben.
 
Ich weiß noch recht gut, dass ich, im Gegensatz zu den meisten anderen, recht viele Möglichkeiten hatte, jedoch interessierten mich davon eigentlich nur Kriegsführungstaktiken, Waffengattung Schwert, Kampf in vollkommener Dunkelheit und Assassinentum.
Ich entschied mich für letzteres, da dies, so dachte ich zumindest, all meine Fähigkeiten am ehesten forderte: dank meines dunkelelfischen Erbes konnte ich in der Dunkelheit die Wärme sehen, die Lebewesen abgaben, außerdem forderte das Assassinentum sowohl taktisches, als auch kämpferisches Können.
Währe ich damals allerdings ehrlich gewesen, so hätte ich doch zugegeben, dass ich es einfach spannend fand eine Assassine zu werden. Also entschied ich mich dazu, die letzten beiden Jahre auf der Akademie damit zu verbringen, zu lernen, wie man am schnellsten, lautlosesten und effektivsten tötete.
Ich könnte problemlos fünfhundert Wege nennen ein anderes Leben auszulöschen, doch dabei taucht immer der Gedanke auf, dass ich Leben genommen habe, nicht nur in der Theorie, sondern im realen Leben, und das ohne die Möglichkeit, auch nur eines zurückzugeben. Ich habe aus den Schatten heraus getötet und dabei mich selbst verraten.
Vielleicht war dies der erste Schritt zur allumfassenden Tragödie, die mich noch erwarten sollte.
Andrej hingegen tat das Richtige, er entschloss sich, seine Fähigkeiten mit Fernwaffen umzugehen, weiter auszubilden und wurde mit der Zeit zu einem der besten Schützen, den ich je kennen lernen sollte.
Ich glaube, Andrej hat fast immer das Richtige getan und oft war es sein Einwand gewesen, der mich vor eine Dummheit bewahrt hat. Auch damals hatte er mir von meinem Ausbildungswunsch abgeraten, doch ich war zu trotzig und wohl auch u stolz, um auf ihn zu hören.
Jugendlich Dummheit und nebelwölfischer Stolz, beide Eigenschaften sollten mich noch lange begleiten.
 
Lillithja von Wolfental.
 

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