Ingo Baumgartner
Bergechsen
Dino
und Igua, meine zwei Grünen Leguane, damals ungefähr eineinhalb Meter lang,
durften an sehr warmen Sommertagen ins Freie. Sie genossen sichtlich die
Strahlen der Sonne, denn sie trachteten, möglichst viel an Oberfläche ihrer
Schuppenhaut der Wärmequelle zuzuwenden. Sie trafen auch keinerlei Anstalten zu
fliehen oder sich zu verstecken, obwohl sie auch alles andere als lethargisch
sein konnten. Erst wenn sie ihre „Vorzugstemperatur“ erreicht hatten, zogen sie
sich für kurze Zeit in den Schatten des dichten Blattwerks zurück.
Das
alles spielte sich auf einer streng geschnittenen Buchenhecke ab. So war es gar
nicht so leicht, die Grünlinge, die noch dazu tarnend gestreift waren, aus dem
auch nicht einheitlichen Grün der Blätter „heraus zu sehen“. Für mich aber boten sich bei solchen
Gelegenheiten immer herrliche Fotomotive.
An
der Hecke führte ein von Urlaubern gern begangener Weg vorbei. Ein Paar näherte
sich, neugierig, was es denn da zu knipsen gäbe. Einfach nur Laub? Da
entdeckten sie aber auch schon die zwei Drachen, traten erschrocken einen
Schritt zurück und stellten dann die unvermeidliche Frage: „Was ist denn das?“
Es
war offensichtlich, dass sie die Tiere nicht zuordnen konnten und das weckte in
mir den unbändigen Drang, für den ich bei anderen Anlässen schon oft zu büßen
hatte, den äußerst sympathisch wirkenden Gästen des Ortes einen dicken Bären
aufzubinden. Ich erklärte ausführlich, wie die seltenen Tennengebirgsechsen an
warmen Sommertagen ins Tal zur Eiablage herunter kamen, aber selbst von
Einheimischen kaum je entdeckt wurden.
Klick,
klick, machte die Kamera des Urlaubers, nicht nur einmal, sicher war dem Film
eine ganze Serie an Bildern aufgeprägt. Nachdem ich noch mehrere Male über den
Namen der Tiere Auskunft gegeben hatte, verabschiedeten sich die Leute
beglückt. Ich bin mir sicher, dass die Bilder oder Dias von den
österreichischen Bergechsen nicht nur einmal gezeigt wurden.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.02.2007.
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