Gaby Schumacher

Auswüchse der Fantasie


 
 
 
Des Menschen Fantasie macht sogar vor unseren Köpfen nicht halt.

Nein, wir tragen diese jetzt nicht etwa falsch herum, obwohl ... Würde es für uns dann nicht mit einer wohl kaum mehr rückgängig zu machenden Zustandsveränderung einher gehen, könnte uns vielleicht sogar das noch blühen. Schließlich möchten wir nicht als altmodisch gelten und ordnen uns deshalb fast jeder Mode unter. Zumindest sehr viele von uns ...


Tja, im englischen Ascot begann es. Man schrieb das frühe 18.Jahrhundert, setzte seine Fantasie ein und erfand den Lady´s day. Von da an bis heute gingen und gehen den Damen der englischen Gesellschaft wortwörtlich die Hüte hoch und höher ...


Ohne wenigstens mit einem Mini-Monstrum an Hut aufzukreuzen, so in Ascot beim Pferderennen oder auch bei anderen, fürs Image wichtigen Events, kommt für die holde Weiblichkeit zumindest einem skandalösen Affront gleich, wenn nicht gar Schlimmerem..

Hüte werden getragen als Beweis für Stilbewusstsein und des Wissens um die Etikette. Vor allem aber zeichnen sie ihre Trägerinnen als zur noblen High-Society zugehörig aus, was jenen außerordentlich wichtig ist. Hüte verwandeln die eleganten Damen in noch elegantere.

Da diese die Extravaganz lieben, kaufen sie ihre Hüte in auschließlich extravaganten Geschäften mit den entsprechend extravaganten Preisen. Wer es sich leisten kann, gehört dazu!ll

Mittlerweile kennt die Verrücktheit der Kreationen keine Grenzen mehr. Oben auf ihrem Kopf balanciert die Dame von Welt nicht allein ein vollständiges Gartencenter, sondern mit noch größerem Stolz den halben Gemüsemarkt vom letzten Samstagvormittag auf dem Bahnhofsvorplatz.

Ganz besonders staune ich ob des sogenannten Käsehutes, vielleicht deshalb, weil ich ein ausgesprochener Käsefan bin und generell keiner vor mir sicher ist.
 
Dort oben thront ein überdimensionaler, hübsch durchlöchertes Exemplar jener Köstlichkeiten aus dem Nachbarland mit den hohen Bergen. Ja, es thront, denn meiner Schätzung nach dürfte es so in etwa dreißig Zentimeter hoch sein. Dies wiederum beruhigt mich ungemein, denn wenigstens wird seine Trägerin nicht so schnell verhungern.

So ein Hut hat ja nur einen relativ geringen Durchmesser. Deshalb wird das jeweilige Sammelsurium gestapelt bis zur Höhe des schiefen Turmes von Pisa.
 
In neuester Zeit gibt sich dort ein Stelldichein, was der menschlichen Fantasie so gerade einfällt und der sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Die High-Society-Weiblichkeit giert regelrecht nach diesem Zirkus der Eitelkeiten.

Trotzdem tut sie mir irgendwie leid. Wenn ich mir vorstelle, dass vielleicht aus irgendeinem Grunde ein solches 40-50cm-Sammelsorium auf einem dieser Kompotthüte seines Zusammenhaltes verlustig gehen würde und in Einzelteilen sowohl das Gesicht der Dame als auch deren exklusives Outfit vom Halsschmuck über die Abendrobe bis hin zu den Designerschuhen bekleckern würde ...

Die Dame würde grün wie Salat vor Schrecken, dann gelb wie eine Zitrone, weil sie so sauer sein würde und schließlich puterrot wie eine überreife Tomate vor Scham - denn es würde ihr schließlich der gesellschaftliche Untergang drohen!! 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.06.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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