Andreas Rüdig
Der Ritter
Ritter sind die wehrhaften, schwer gerüsteten und in der Regel adeligen
berittenen Krieger des Mittelalters. Das mittelhochdeutsche Wort für
Reiter ist der Wortstamm für das heutige Wort "Ritter".
Hier die ganze Geschichte des Rittertums zu erzählen, würde sicherlich
zu weit führen. Legion ist bestimmt die Zahl der Bücher, die einen
Einstieg in das Thema bietet.
Eine Panzerung für Roß und Reiter scheint auf jeden Fall unabdingbar
für einen Ritter zu sein. Historische Bilder vermitteln jedenfalls
diesen Eindruck. Auch die Ausstellungen in vielen Schlössern und Burgen
zeigen Ritterrüstungen.
(Plakat auf einer Litfaßsäule)
Samstag 1. September
Großer Mittelaltermarkt auf dem Burgplatz vor dem Rathaus. Historisches
Handwerk. Historisches Essen. Historische Unterhaltung - Bären,
Gaukler, Feuerspucker, Minnesänger
Beginn: 14 Uhr
Fortsetzung: Sonntag 2 September
erster Höhepunkt: 11 Uhr Beginn des Ritterturniers auf dem nahegelegenen Flachsmarkt
zweiter Höhepunkt: Höhenfeuerwerk 22 Uhr am Ufer des Innenhafens
(Sonntag, 2. September, so gegen 10.30 Uhr)
Reiche Er mir doch den Helm. .... Perfekt. Auch der Helm sitzt wie
angegossen. Noch eben das Scharnier herunter ... so. Meine Güte, ist
dieser Sehschlitz schmal. Man sieht ja kaum etwas. Aber egal. Das
Turnier beginnt gleich. Da kann ich mir jetzt keinen neuen Helm
besorgen. Ich muß los. Wo ist Er denn? So helfe Er mir doch auf das
Pferd!! Wo ist der Kran??
(Knecht, in Gedanken)
So eine Blamage. Ritter Kunibert ist einfach zu dick. Die Rüstung ist
eine extra weite Spezialanfertigung für ihn. Ohne Rüstung ist er schon
sehr unsportlich; mit Rüstung kann er sich kaum bewegen. Möchte
Kunibert ein Pferd besteigen, schafft er es nicht alleine. Er braucht
einen Kran dafür. Der Kran hievt ihn dann auf das Pferd. Irgendetwas
muß heute mit dem Kran nicht in Ordnung gewesen sein. Kunibert hing
gerade über dem Pferd in der Luft, als der Kran zusammenbrach. Kunibert
landete auf dem Rücken des Pferdes und stand plötzlich auf seinen
Beinen. Vor Schmerz und Überraschung war das Pferd eingeknickt. Pferd
und Reiter sind unverletzt, zum Glück. Sie können gleich starten.
Ich muß mich aber beim Veranstalter beschweren. Wir hatten extra
angekündigt, daß wir einen Kran für Kunibert brauchen. Und was liefert
der Veranstalter? Einen völlig verrosteten, heruntergekommenen Kran,
der im Innenhafen mitten in der Landschaft herumsteht. Ich habe noch
nie solchen Schrott gesehen.
(Ritter Kunibert)
Aua, meine Weichteile. Warum werden die eigentlich nicht geschützt? Reiche Er mir die Lanze. Danke.
(Schiedsrichter)
Einen so schnellen Kampf habe ich noch nie gesehen. Die beiden Ritter
reiten aufeinander zu. Sie stoßen die Lanzen. Und Ritter Kunibert fällt
zu Boden. Doch er fällt nicht nur. Er rollt. Und rollt. Und rollt. Und
dann ist ein lautes Platschen zu hören. Kunibert ist in den
nahegelegenen Hafenbecken gefallen. Zum Glück ist das Wasser dort nicht
sehr tief. Zum Glück liegt Kunibert auf dem Rücken. Die Nase ragt aus
dem Wasser. (Kunibert kann also atmen.) Kunibert ist nichts passiert.
Nur seine Rettung gestaltete sich als schwierig. Wir mußten einen
Ersatzkran besorgen, der Kunibert aus dem Wasser holte. Bis es so weit
war, war es auch schon Abend. Getrocknet und geföhnt konnte Kunibert
dem Höhenfeuerwerk beiwohnen. Hoffentlich hat das unfreiwillige Bad
keine schädlichen Folgen für die Rüstung...
(2 Jahre später im Stadthistorischen Museum, Vater und Sohn schlendern durch die Räume)
Du, Papa, was ist das? Schokolade?
Nein, Felix. Das ist die Ritterrüstung von Ritter Kunibert.
Aber Papa! Jetzt veräppelst Du mich aber. Rüstungen sind doch nicht braun. Rüstungen glänzen.
Die braunen Stellen sind kein Dreck und auch keine Schokolade. Das ist
Rost. Kunibert lag nämlich mehrere Stunden mit der Rüstung im Wasser.
Erzähl doch mal, Papa: Was ist passiert?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.09.2008.
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