Hans Pürstner

INRI 2.0 Teil 2

Moshe Pfeiffer, emeritierter Professor für Metallurgie an der Ben Gurion University of the Negev kratzte sich nachdenklich am Kopf. Die Universität versteht sich als Brücke zwischen Akademie, Industrie, Israel und der sich entwickelnden Welt und beinhaltet vier Fakultäten.

Ingenieurwissenschaft, Gesundheitswesen, Naturwissenschaft und Geistes- und Sozialwissenschaft.

Pfeiffer hatte einen mysteriösen Anruf seines ehemaligen Dekans bekommen.

"Moshe", hatte der aufgeregt ins Telefon gebrüllt, "du musst sofort hierher kommen! Der militärische Geheimdienst ist bei mir im Büro. Die haben ein seltsames Ding in der Wüste gefunden, sieht aus wie ein abgestürzter Satellit. Aber alle Nachfragen bei den Amis und den Russen haben nichts gebracht. Auch die Chinesen wissen nichts von einem verloren gegangenen Flugkörper."

Pfeiffer fragte verwundert zurück "Was hab ich denn mit Satelliten zu tun?"

"Das ist es ja, Moshe", antwortete der Dekan, "neben den Funksignalen, die er aussendet und die bisher von niemand dechiffriert werden konnten, hat auch eine erste Untersuchung des Behälters ergeben, dass eine solche Metall-Legierung völlig unbekannt ist. Du bist der einzige, den ich kenne, der das Rätsel lösen kann. Bitte setz dich sofort in deinen alten Peugeot und hilf uns!"

"Das ist ja wieder typisch für diese Geheimagenten" schimpfte er. "Bei unserem letzten Zusammentreffen vor acht Jahren haben sie mich derart hochnäsig behandelt, wie einen Schuljungen. Und jetzt, wo sie nicht mehr weiter wissen, bin ich auf einmal gut genug für diese Pseudo- James Bonds!"

Trotzdem war sein Jagdinstinkt geweckt. Besonders wohl fühlte er sich sowieso nicht, seit er vor knapp zwei Jahren seinen Uni Job an den Nagel gehängt hatte. Einmal Forscher, immer Forscher. Und zu Hause den Gartenzaun zu reparieren oder für seine Frau die Einkäufe zu erledigen, das war ihm einfach zuwenig Herausforderung.

"Eine unbekannte Metall-Legierung, da bin ich ja gespannt", murmelte er vor sich hin, während er seine kleine Lederreisetasche packte mit dem nötigsten Zeug, um ein paar Tage über die Runden zu kommen.

 

*

Hauptmann Schneider und Turaj Sagal saßen genervt auf der Bank vor dem Labor der Sanitätsabteilung. Moran Sagal hoffte immer noch, rechtzeitig zum Geburtstag seiner Freundin nach Hause zu kommen. Seinen Kurzurlaub hatte er notgedrungen schon um einen Tag verschieben müssen, aber was war ihm anderes übrig geblieben.

Womöglich waren sie ja beim Fund des abgestürzten Satelliten radioaktiv verstrahlt worden. So wäre er selbst ja auch eine Gefahr für alle jene gewesen die er besuchen wollte. Von seiner eigenen Gesundheit gar nicht zu reden.

Endlich öffnete sich die Tür und Yaarit, die kleine schwarzhaarige medizinische Assistentin der Krankenstation kam aus der Tür des Labors.

"Sie sollen zum Oberarzt kommen!", rief sie und lächelte dabei Moran verschmitzt zu. Das schien wohl ein gutes Zeichen zu sein, dachte Turaj weil sie ja wohl mitbekommen haben musste, ob der Test positiv oder negativ ausgefallen war.

 

"Ich bin zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet worden, ich weiß auch nicht, warum die da oben so ein Geheimnis draus machen?" eröffnete der Oberarzt seinen beiden Besuchern. "Auf jeden Fall brauchen Sie sich keine Sorgen wegen gesundheitlicher Schäden zu machen. Hier sind zwei Schachteln mit Jodtabletten, nur zur Vorsicht. Nehmen Sie die laut den Angaben auf der Packungsbeilage ein und melden Sie sich in einer Woche wieder im Labor. Dann machen wir noch mal eine Blutprobe."

Sprach´s und wies den zwei Soldaten höflich aber bestimmt die Tür.

 

 

*

"Da bist du ja endlich, Moshe!", rief Dekan Fleischer erleichtert, als sein ehemaliger Professor in das Büro trat. "Darf ich vorstellen, Major Levy von der Armee, die Herren Trotzki und Summer vom Geheimdienst. Die sind so geheim, dass sie mir außer ihrem Namen nichts verraten haben. Wahrscheinlich stimmen die ja auch nicht", beendete er seine Vorstellung mit einem kleinen Seitenhieb auf die ungewöhnlichen Besucher.

Diese zuckten nur unwillig mit den Schultern und Major Levy übernahm es, Pfeiffer einzuweisen.

"Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren, das ist hier kein Spaß! Es geht nicht darum irgendwelche tollen Experimente durchzuführen, sondern wir müssen so bald wie möglich wissen, woher dieser rätselhafte Fund stammt. Ich habe vom Verteidigungsministerium den Auftrag erhalten, eine Expertenkommission zusammenzustellen. Sie Herr Professor hat man uns als die Koryphäe der Wissenschaftler vorgestellt, welche sich mit Metallen auskennen."

Verlegen kratze sich der alte Mann am Kopf.

"Sicherlich habe ich in meiner Laufbahn so einiges erforscht. Aber nur vom Anschauen kann ich bei eurem Fund wenig ausmachen. Für die Untersuchung muss ich ja eine Materialprobe nehmen. Ist denn der Satellit oder was immer es ist, schon geöffnet worden?" fragte er in die Runde.

"Das ist es ja gerade", meldete sich nun einer der beiden Geheimen zu Wort, "auch der Verschluss ist uns total rätselhaft. "Es sieht aus wie ein über-dimensionales Straußenei aus einem glänzenden Metall, bisher haben wir keine Idee, wie wir das verdammte Ding aufkriegen sollen!"

"Sag mal, Moshe", wandte sich der Dekan an Pfeiffer, "der junge Amerikaner, wie hieß er noch gleich, Kendall oder so ähnlich, der war doch vor zwei Jahren bei unserem Symposium über Unterwasserfahrzeuge und –Gerätschaften zum Abbau von Bodenschätzen aus der Tiefsee. Er ist doch Experte für neue Verschlusstechniken, die auch unter Extrembedingungen 100%ig dicht bleiben. Der hat vielleicht die entscheidende Idee, wie wir das Ding aufkriegen könnten!"

"Gut, kümmern Sie sich darum, dass dieser Experte so schnell wie möglich hierher kommt. Morgen um zehn trifft die Sonderkommission zum ersten Mal zusammen. Sie haben ja bestimmt ein passendes Besprechungszimmer, das Sie uns zur Verfügung stellen können?"

Ohne eine Antwort abzuwarten verschwanden der Major und die Geheimdienstleute und der Dekan schaute Pfeiffer ratlos an. "Was denken die sich eigentlich, wie soll ich denn von heute auf morgen diesen Kendall auftreiben?"

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.12.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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