Hans Pürstner

INRI 2.0 Teil 3

Am nächsten Morgen trafen sich alle in dem kleinen Konferenzsaal neben dem Dekanatsbüro.

Major Levy fummelte noch etwas an seinem Laptop herum, da das Bild das der Beamer an die Wand warf nichts anderes als flimmerndes Licht zeigte.

Einer der beiden Geheimdienstleute zog den USB Stick aus dem Gerät und steckte ihn in den zweiten Schacht.

"Ah, ja, jetzt läuft das Ding endlich!", seufzte er dankbar. Nach ein paar Klicks im Explorer erschien das erste Bild des geheimnisvollen Fundstückes auf der Leinwand.

"Ich muss Sie nochmals eindringlich auf die höchste Geheimhaltungsstufe dieser Sache hinweisen!" rief der Major und schaute drohend in die Runde.

"Wo ist denn der Amerikaner, dieser Kendall oder wie er heißt?" fragte er und schaute Fleisher vorwurfsvoll an.

"Er kommt morgen Nachmittag mit der Maschine aus San Francisco!", antwortete der Dekan und zuckte bedauernd die Schultern.

"Na, ja, dann müssen wir eben ohne ihn anfangen", meinte der Major und zeigte mit dem Laserpointer auf eine Stelle des Bildes.

"Hier verläuft eine kaum sichtbare Naht die den Satellit oder was immer es ist umläuft. Aber wie wir das Ding öffnen sollen, ist uns allen schleierhaft!"

Die weitere Diskussion offenbarte das eher geringe Interesse der Militärs an der ganzen Geschichte. Alles was sie zu interessieren schien, war ein Hinweis auf eine Herkunft aus einem arabischen Land oder Russland. Angeblich zeigten auch die Amerikaner keine große Begeisterung, nachdem man ihnen das Fundstück angeboten hatte.

So einigte man sich bald darauf, der Universität die weitere Untersuchung zu überlassen.

"Wir sind aber die ersten, die das Ergebnis erhalten, und ja keine Mitteilung an die Presse. Auch nicht an Fachzeitschriften oder ähnliches!"

Mit drohendem Unterton blaffte der eine Agent den Dekan an und erklärte die Besprechung für beendet.



Professor Pfeiffer schloss sein Fach im Hausbriefkasten ab und vergewisserte sich noch mal, ob die Tür auch wirklich geschlossen war. Oft genug hatte er etwas achtlos den kleinen Schlüssel gedreht und danach festgestellt, dass das Schloss nicht eingerastet war und somit jeder an seine Post rankommen konnte. Die bestand in den letzten Jahren aber ohnehin hauptsächlich aus Werbung. Nur die paar Fachzeitschriften, deren Abonnements er trotz seiner Pensionierung nicht gekündigt hatte, boten mal etwas interessante Abwechslung bei seinem täglichen Gang zum Briefkasten.

Aber heute war es etwas anderes. In seiner Hand hielt er einen großen braunen Umschlag mit dem Absender seiner ehemaligen Universität. Schneller als sonst schlurfte er in sein kleines Arbeitszimmer und suchte leise fluchend nach dem silbernen Brieföffner. Da er diesen nicht um alles in der Welt finden konnte, riss er das Kuvert ganz gegen seine Gewohnheit einfach auf.

Es war die Expertise des Hygieneinstituts über eine Spermaprobe.

Als Fachmann für Metallurgie verstand er zwar viel von chemischen Bezeichnungen aber die auf der Expertise waren für ihn doch eher wie böhmische Dörfer.

Die vorliegende Probe ist menschlicher Samen, konnte aber trotz aller Bemühungen keiner bekannten Bevölkerungsgruppe zugeordnet werden.

Dieser Schlusssatz im Laborbericht war mehr als seltsam. Eher unheimlich.

Der Geheimdienst der Armee hatte den Fund des unbekannten Flugobjekts ziemlich schnell an die Universität abgegeben. Sie interessierte nur ob es sich dabei um eine gegnerische Waffe oder ein Spionage Objekt handelte, das die Sicherheit des Landes berühren konnte. Mit Ufos oder gar übersinnlichen Sachen wollte man nichts zu tun haben.

So hatte man an der Uni eine interdisziplinäre Forschungsgruppe gegründet und der inzwischen eingetroffene Experte aus den USA hatte sich bereit erklärt, an der Untersuchung mitzuwirken.

"Viel können wir Ihnen aber nicht bieten, Mister Kendall!", hatte der Dekan dem Amerikaner bedauernd mitgeteilt.

Aber der hatte sich mit dem versprochenen Badeurlaub an der Mittelmeerküste zufriedengegeben, im Wochenendhäuschen des Dekans.

"Mit Super Meerblick und einer Treppe die direkt an den feinen Sandstrand führt! Aber erst, wenn die Untersuchung abgeschlossen ist!", meinte er leise drohend.

Ihm gelang es alsbald, die Metallkapsel zu öffnen. Darin befand sich ein weiterer Behälter mit einfachem Drehverschluss, der mit vier Bügeln zusätzlich gesichert war.

Beim Öffnen stellte man fest, dass sich darin flüssiger Stickstoff befand mit einer Phiole wie sie in der Tiermedizin zum Einfrieren von Samenflüssigkeit benutzt wird. Als Füllmaterial, wohl um eine Beschädigung beim Absturz zu vermeiden waren um den zweiten Behälter kleine blaue Kügelchen gepackt, eine Art Styropor, aber etwas härter und schwerer.

Die exakte Zusammensetzung dieses Materials konnte der Professor auch nach zahllosen Untersuchungen nicht genau definieren. "Es scheint für mich ein völlig neues unbekanntes Metall zu sein, so etwas habe ich noch nie gesehen!"

Die Außenhaut der Kapsel hatte sich als eine völlig neuartige Legierung aus Titan und einem zweiten, unbekannten Stoff entpuppt. "Vielleicht der gleiche, aus dem die Kügelchen sind", hatte Pfeiffer gemutmaßt.

Es wurmte ihn ganz gewaltig, dass er bei diesem Fall mit seinem Latein am Ende war.

An der Tür klingelte es und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Mirjam heute kommen würde, die kleine Palästinenserin, die einmal die Woche über die Grenze aus dem Flüchtlingslager kam, um seine Wohnung in Schuss zu halten.

Ihr arabischer Name war für ihn schwer auszusprechen deshalb nannte er sie lieber so. Das Geld konnte sie gut gebrauchen, da ihr Verlobter Yousef nur ab und zu als Tagelöhner auf Baustellen Arbeit fand und sie beide bald heiraten wollten.

"Guten Tag Herr Professor!" begrüßte sie ihn mit einem verschämten Lächeln. Zielstrebig ging sie zu der kleinen Abstellkammer und holte die für sie wichtigen Putzutensilien hervor.

"Sie wollten doch eine neue Flasche Chlorreiniger besorgen" rief sie halb enttäuscht halb vorwurfsvoll in Richtung ihres Arbeitgebers.

"Ach Gott, das hab ich ja völlig vergessen, tut mir leid!" Seine Entschuldigung nahm sie mit einem Achselzucken und ohne weitere Äußerung zurr Kenntnis und fing an, die Kacheln im Badezimmer mit einfacher Seifenlauge, in die sie etwas Essig gespritzt hatte, einzuseifen.

Saubermachen gehörte nicht unbedingt zu den Lieblingsbeschäftigungen Pfeiffers, gerade deshalb war er ja so froh, Mirjam gefunden zu haben, die ihm die ungeliebte Tätigkeit wenigstens einmal in der Woche ersparte. Seine Frau war durch eine schwere Krankheit ans Bett gefesselt, so das alle Arbeit an ihm hängen blieb. Zweimal pro Tag kam eine ambulante Pflegerin vorbei um seine Frau zu waschen und ihr die lebensnotwendigen Medikamente zu verabreichen.

Er wollte seiner Putzfrau nicht im Weg stehen und verabschiedete sich deshalb eilig mit den Worten:

"Ich geh mal einkaufen, solange du hier am Staubsaugen bist, du weißt ja, meine Hausstauballergie!"

Mirjam lächelte verständnisvoll und rief "Vergessen Sie aber den Chlorreiniger nicht wieder!"

Sie wird eine gute Frau und Mutter abgeben, dachte er im stillen und machte sich auf den Weg. Obwohl, bei einem kleinen Seitenhieb auf den doch schon etwas länger andauernden Plan zu heiraten ohne ihn umzusetzen, hatte sie eine Äußerung getan, die ihm zu denken gab. Auf die Frage ob sie sich Kinder wünsche hatte sie nur verlegen geantwortet "So Gott will"







 

 

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